Geldpolitik BIZ: Lockere Geldpolitik trotz aktuell hoher Inflation in Ordnung

Die BIZ stützt mit der Studie die Argumentation vieler großer Zentralbanken.
Basel/Frankfurt/Berlin Die Notenbanken können sich ihre lockere geldpolitische Linie trotz der aktuell stark anziehenden Inflation nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) erlauben. Dies ist das Resultat einer Studie, die die BIZ am Montag in Basel veröffentlichte.
Ein Großteil der Preisveränderung konzentriere sich in einem Umfeld mit lange Zeit niedriger Inflation auf wenige Wirtschaftsbereiche, hieß es. Das lege den Schluss nahe, dass der jüngst scharfe Inflationsanstieg ein übergangsweises Phänomen sei.
Die BIZ hat in ihrer Studie die Preisentwicklung in 131 Bereichen der US-Volkswirtschaft über einen langen Zeitraum untersucht. Sie ist der Auffassung, dass die Resultate grundsätzlich auf andere Volkswirtschaften übertragbar sind.
Die Bank der Notenbanken, wie die BIZ auch genannt wird, stützt damit die Argumentation vieler großer Zentralbanken. So halten etwa die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) den aktuellen Anstieg der Teuerung nicht für nachhaltig und wollen ihre Geldpolitik deshalb grundsätzlich locker belassen.
Sie argumentieren mit coronabedingten Sonderbedingungen und statistischen Effekten aufgrund niedriger Vergleichswerte im Vorjahr. Nicht alle Fachleute teilen jedoch diese Sichtweise.
Einem künftigen Ende der Anleihenkäufe durch das PEPP-Programm kommt laut EZB-Direktorin Isabel Schnabel große Bedeutung mit Blick auf eine Zinserhöhung zu. Wenn sich der Inflationsausblick aufhelle, werde es nicht mehr so wichtig, wie hoch das Volumen der Wertpapierkäufe ausfalle oder wann das Zukauf-Tempo verringert werde, sagte sie am Montag.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte angesichts der Erholung der Wirtschaft von der Pandemiekrise beschlossen, das Tempo ihrer großangelegten Notfall-Anleihenkäufe moderat zu verringern. Auch damit könnten weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen gesichert werden, erklärten die Währungshüter.
„Es ist das Enddatum, das signalisiert, dass die Bedingungen für eine Anhebung der Zinsen näher rücken“, fügte die deutsche Ökonomin hinzu. Für die Abfolge und zeitliche Planung bedürfe es einer sorgfältigen Orientierungslinie, wenn die Zeit dafür gekommen sei.
Die Käufe im Rahmen des Krisen-Anleihenkaufprogramms PEPP sollen noch bis mindestens Ende März 2022 fortgesetzt werden.
Die Inflationsrate im Euroraum war im August auf 3,0 Prozent hochgeschnellt, den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. Die Zentralbank hat jüngst den Leitzins dennoch auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent belassen. Die EZB rechnet damit, dass die Inflationsraten in diesem Jahr weiter hoch bleiben werden, aber nächstes Jahr nachgeben werden.
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