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Geldpolitik EZB dementiert Medienbericht zum Inflationsziel – Kommunikationspraxis in der Kritik

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane rechnet laut „FT“ damit, dass die Inflation bis 2025 beim Zentralbank-Ziel von zwei Prozent liegt. Die EZB bestreitet die Darstellung.
16.09.2021 Update: 17.09.2021 - 15:51 Uhr Kommentieren
Die Zentralbank weist einen Bericht über Äußerungen ihres Chefvolskwirtes zurück. Quelle: AP
EZB-Zentrale in Frankfurt

Die Zentralbank weist einen Bericht über Äußerungen ihres Chefvolskwirtes zurück.

(Foto: AP)

Frankfurt Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen Medienbericht dementiert, wonach sie ihr Inflationsziel von zwei Prozent bis 2025 erreichen könnte. EZB-Chefvolkswirt Philip Lane habe dies bei einem privaten Gespräch mit deutschen Volkswirten erklärt, berichtet die „Financial Times“ (FT) am Donnerstag. Die EZB widersprach der Darstellung.

Lane habe den Volkswirten nach Darstellung der FT gesagt, das mittelfristige Referenzszenario der EZB zeige, dass die Inflation kurz nach dem Ende der derzeitigen Prognoseperiode bei zwei Prozent landen sollte. Die EZB hat diese Langzeitprognose bislang nicht veröffentlicht.

Die EZB teilte auf Anfrage des Handelsblatts mit: Lane habe „nirgendwo gesagt, der Euro-Raum werde zwei Prozent Inflation kurz nach Ende des Prognosezeitraums der EZB erreichen“. „Die Schlussfolgerung der FT, es könne schon 2023 zu einer Zinsanhebung kommen, ist nicht konsistent mit unserer Forward Guidance.“ Dabei meint Forward Guidance die orientierenden Prognosen der EZB.

Weiter heißt es: „Lane hat bei einer öffentlichen Veranstaltung am Mittwoch klargestellt, dass die EZB mit einem dauerhaft hohen monetären Stimulus ihr Zwei-Prozent-Ziel erreichen kann. Dabei hat er kein spezifisches Datum genannt.“

Dennoch gerät die EZB durch das kolportierte Privatgespräch ihres Chefökonomen mit Volkswirten unter Druck, die Praxis zu Treffen mit Vertretern der Finanzwirtschaft zu überdenken. Der grüne Europa-Abgeordnete Sven Giegold sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag, er werde EZB-Chefin Christine Lagarde aus Gründen der Transparenz schriftlich auffordern, exklusive Treffen dieser Art künftig zu untersagen.

Die EZB müsse ihre Kommunikationsstrategie ändern, was an diesem Fallbeispiel offensichtlich werde: „Man weiß nicht, ob man der Zeitung oder öffentlichen Mitteilungen der EZB glauben soll.“ Die EZB ließ die Äußerungen des Grünen unkommentiert.

Die EZB hatte in der vergangenen Woche ihre Inflations-Prognosen aktualisiert. Die Ökonomen sagen für dieses Jahr eine Teuerungsrate von 2,2 Prozent voraus. Für 2022 hoben die Volkswirte ihre Inflationsprognose von 1,5 auf 1,7 Prozent an, für 2023 von 1,4 auf 1,5 Prozent.

Laut FT soll sich Lane in einem privaten Gespräch mit deutschen Volkswirten geäußert haben. Quelle: Bloomberg
EZB-Chefvolkswirt Philip Lane

Laut FT soll sich Lane in einem privaten Gespräch mit deutschen Volkswirten geäußert haben.

(Foto: Bloomberg)

Die Anpassung war offenbar auch die Folge der schneller als erwartet angestiegenen Inflationsrate. Sie war im August auf 3,0 Prozent hochgeschnellt, den höchsten Wert seit rund zehn Jahren. Ein solcher Wert war zwar erwartet worden, allerdings erst bis November.

Weiterhin aber halten die EZB und die meisten Ökonomen den Preisanstieg in diesem Jahr für ein temporäres Phänomen. Es entstehe hauptsächlich durch Sondereffekte wegen der Pandemie, lautet die Argumentation. Dazu zählen Lieferengpässe, Nachholeffekte beim Konsum und sogenannte Basiseffekte. Bei Letzterem geht es darum, dass bestimmte Güter und Waren wie zum Beispiel der Ölpreis im vergangenen Jahr stark gefallen sind und dadurch nun im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreswerten entsprechend höher liegen.

Die EZB hat sich unlängst ein neues mittelfristiges Inflationsziel von zwei Prozent gesetzt. Bislang hatte es auf knapp unter zwei Prozent gelautet. Mit dem neuen Ziel wurde auch eine Anpassung des Zinsausblicks notwendig. Die Währungshüter wollen nun ihre Leitzinsen solange auf dem aktuellen oder einem noch tieferen Niveau halten, bis zu sehen ist, dass die Inflation zwei Prozent erreicht und dann erst einmal so bleibt.

Mehr: Liegt der mächtigste Mann der internationalen Kapitalmärkte mit seiner Einschätzung zur Inflation richtig? Diese Frage kann auch über seine Zukunft entscheiden.

  • rtr
  • HB
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