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Geldpolitik EZB ist sehr besorgt über Corona-Krise

Laut EZB-Direktorin Isabel Schnabel beobachtet die Europäische Zentralbank das Coronavirus mit großer Sorge. Geldmarkt rechnet fest mit weiterer Zinssenkung.
27.02.2020 - 13:34 Uhr Kommentieren
Laut Schnabel ist die EZB sehr beunruhigt über das Coronavirus. Quelle: dpa
EZB-Direktorin Isabel Schnabel

Laut Schnabel ist die EZB sehr beunruhigt über das Coronavirus.

(Foto: dpa)

London, Frankfurt Die zunehmende Ausbreitung des Coronavirus beunruhigt auch die Europäische Zentralbank (EZB). „Wir alle sind sehr besorgt über das, was gegenwärtig im Hinblick auf die Ausbreitung des Coronavirus passiert“, sagte EZB-Direktorin Isabel Schnabel am Donnerstag auf einer Veranstaltung in London. Falls sich das Virus stärker in Europa festsetze, könne die Notenbank darüber nicht hinwegsehen.

Die Unsicherheit nehme in erheblichem Maße zu. Das gelte für die globalen Wachstumsaussichten, „aber natürlich auch für die Aussichten der Euro-Zone.“ Zuletzt nahmen an den Finanzmärkten die Spekulationen auf eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) in diesem Jahr deutlich zu.

Mittlerweile werden mehr Neuinfektionen aus Ländern außerhalb Chinas gemeldet als aus der Volksrepublik. In Europa ist Italien besonders betroffen. Das schürt die Sorgen vor einer Konjunkturabkühlung. Zahlreiche Firmen haben bereits ihre Prognosen heruntergeschraubt. Für die Geldpolitik sind aus Sicht von Schnabel die möglichen mittelfristigen Folgen der Virus-Epidemie wichtig. „Und gegenwärtig ist das unklar“, fügte sie hinzu.

Auch aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot ist es zu früh, um die Auswirkungen abzuschätzen. Die Folgen seien aber gravierender als beim Sars-Virus. Die Atemwegserkrankung war 2002 ebenfalls in China ausgebrochen und hatte sich in anderen Ländern verbreitet. Damals war das Reich der Mitte aber noch nicht so stark in die globalen Lieferketten eingebunden wie heute.

Am Geldmarkt wird inzwischen fest damit gerechnet, dass die EZB ihren Einlagensatz bis zum Jahresende noch tiefer in den negativen Bereich senkt. Aktuell liegt der Satz bei minus 0,5 Prozent. Ein Minuszeichen bedeutet, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie über Nacht bei der Notenbank überschüssige Gelder parken.

„Die Wahrscheinlichkeit für eine Reaktion der EZB ist gestiegen“, sagte Florian Hense, Volkswirt bei der Berenberg Bank in London. Bisher sei die Notenbank von einem V-förmigen Verlauf der Krise ausgegangen, bei der auf einen wirtschaftlichen Dämpfer eine rasche Erholung folgt. Nach den jüngsten Informationen zu den Infektionen in Europa rücke die EZB aber etwas von dieser Erwartung ab.

Sie könne etwa ihren geldpolitischen Ausblick verstärken, Kredite noch günstiger gestalten oder auch die Zinsen noch tiefer senken. „Für die Zinssitzung Anfang März ist es dafür aber womöglich noch zu früh.“

Das Coronavirus trifft die Euro-Zone zu einer Zeit, in der die Wirtschaft ohnehin schwächelt. Im vierten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der 19-Ländergemeinschaft gerade einmal um 0,1 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Investoren rechnen damit, dass die EZB ihren Einlagensatz bis zum Jahresende noch tiefer in den negativen Bereich herabsetzen werde. Aus den Kursen der Zinsfutures geht hervor, dass eine Senkung des Satzes auf minus 0,6 von aktuell minus 0,5 Prozent erwartet wird.

Hingegen ist Österreichs Notenbank-Chef Robert Holzmann gegen übereilte Reaktionen der Europäischen Zentralbank auf die Ausbreitung des Coronavirus. „Die Geldpolitik sollte nur weiter gelockert werden, wenn es zu einem wirtschaftlichen Einbruch kommt und nicht schon bei einer Abflachung der Wachstumsdynamik“, sagte das EZB-Ratsmitglied in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der „Börsen-Zeitung“.

Man dürfe nicht überreagieren. „Ich gehe davon aus, dass es im EZB-Rat weiter eine breite Unterstützung für eine Politik der ruhigen Hand geben wird.“

Holzmann erwartet nur geringe Auswirkungen der Epidemie auf die Weltwirtschaft und die europäische Wirtschaft, sollte das Virus in den nächsten Monaten überwunden werden. Aus seiner Sicht liegt die Auswirkung dann „im Bereich von Zehntelprozentpunkten“. Entsprechend erwartet Holzmann derzeit auch keine großen Folgen für die im März anstehenden neuen Wachstum - und Inflationsprognosen der EZB.

„Mit dramatischen Korrekturen der Projektionen ist wohl nicht zu rechnen“. Es gebe weiterhin Gründe, die wirtschaftliche Lage im Euro-Raum mit einem gewissen Optimismus zu sehen. „Wenn sich die Wirtschaft ab dem Sommer wieder beschleunigt, sollte man den Ausstieg aus der Negativzinspolitik einleiten – und das lieber früher als später,“ sagte der Notenbank-Gouverneur. Vielleicht seien dann 2021 bereits Zinserhöhungen möglich.

Mehr: Das ist die Schadensbilanz von Corona an den Märkten.

  • rtr
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