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Geldpolitik Fed-Chef Powell hält Kurs – Blackrock-Chef zeigt sich besorgt

Der Chef der US-Notenbank sieht trotz Inflation und Wirtschaftswachstum keinen Grund zur Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik. Viele Marktexperten und Manager sind anderer Meinung.
14.07.2021 Update: 14.07.2021 - 21:05 Uhr 1 Kommentar
An der ultralockeren Geldpolitik will er weiterhin festhalten. Quelle: AP
US-Notenbank-Chef Powell

An der ultralockeren Geldpolitik will er weiterhin festhalten.

(Foto: AP)

New York Jerome Powell lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ist es gewohnt, sich deutlicher Kritik auszusetzen. Bei der Anhörung vor dem Repräsentantenhaus am Mittwoch hielt er weiter an seinem Kurs fest: Die amerikanische Wirtschaft habe sich nach der Pandemie zwar deutlich erholt. Dennoch sei die Lage noch nicht gut genug, um die Phase der ultralockeren Geldpolitik zu beenden, stellte Powell klar.

Die Notenbanker hatten signalisiert, dass sie „weitere, deutliche Fortschritte“ in der Wirtschaft sehen wollen, bevor sie ihre Strategie verändern. Davon sei man noch „ein ganzes Stück entfernt“, so Powell. Er gehe jedoch davon aus, dass sich die Wirtschaft in den kommenden Wochen und Monaten weiter erholen werde.

Für Powell wird es jedoch immer schwieriger, seinen Kurs zu verteidigen. Denn die Inflationsdaten sind zuletzt rapide und stärker als erwartet angestiegen. So kletterten die Verbraucherpreise im Juni um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Arbeitsministerium am Dienstag mitteilte. Das ist der größte Anstieg seit August 2008. Im Mai war die Teuerungsrate um fünf Prozent gestiegen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren ziehen auch die Löhne, gerade in der unteren Einkommensspanne, deutlich an.

Außerdem wächst auch die US-Wirtschaft weiter kräftig, wie aus der ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturanalyse, dem sogenannten Beige Book, hervorgeht. So sei die größte Volkswirtschaft der Welt von Ende Mai bis Anfang Juli mit einem moderaten bis robusten Tempo gewachsen. Im vorherigen Bericht hatte die Fed nur von einem moderaten Wachstum gesprochen.

Fast alle Fragen der Abgeordneten drehten sich um das Thema Inflation und darum, ob die Notenbanker nicht längst hätten eingreifen müssen. Deutliche Preissteigerungen sieht man in den USA derzeit in den verschiedensten Bereichen: Restaurantbesuche und Flugreisen sind deutlich teurer geworden, genauso wie Gebrauchtwagen, Energie, Lebensmittel und Schuhe.

Blackrock-Chef äußert sich besorgt

Powell, dessen Amtszeit im Februar ausläuft, warb erneut um Geduld. Er hält die Preisanstiege weiter nur für temporäre Faktoren. „Wir erleben einen perfekten Sturm von höherer Nachfrage und geringerem Angebot, der vorüberziehen sollte“, sagte er. Und: „Es wäre ein Fehler, vorschnell zu handeln.“ Schließlich brauche es eine gewisse Zeit, bis die Wirtschaft nach den Lockdowns des vergangenen Jahres wieder hochfahre und Engpässe beseitigt würden.

Ähnlich hatten sich am Dienstag auch die Chefs der regionalen Notenbanken in New York und San Francisco, John Williams und Mary Daly, geäußert. Offen ließ Powell jedoch, wie lange dieser aus seiner Sicht temporäre Effekt anhalten könnte, bevor sich die Fed zum Handeln entschließt. „Wenn wir nicht davon ausgehen, dass es einen mehrjährigen Mangel an Gebrauchtwagen gibt, dann sollten wir die Inflation als vorübergehend betrachten.“ Er versicherte, dass die Fed bereit sei, von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzuweichen, sobald sie die Entwicklungen für gefährlich halte.

Doch viele Manager und Marktexperten teilen Powells Meinung nicht. „Die Inflation macht mir Sorgen“, sagte Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, am Mittwoch im US-Börsensender CNBC. Er geht nicht davon aus, dass die Preissteigerungen nur vorübergehend sein werden. Stattdessen rechnet er mit systematischen und anhaltenden Teuerungsraten.

Mohamed El-Erian, Marktexperte und ökonomischer Chefberater der Allianz, drängt die Fed schon seit Monaten dazu, eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik einzuleiten. El-Erian rechnet damit, dass sich Lieferketten nachhaltig verändern werden, was längerfristig Druck auf die Preise ausüben würde. Die Fed hat die Leitzinsen zu Beginn der Pandemie auf null gesetzt und kauft jeden Monat Anleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar.

Bei seiner Strategie hat es Powell vor allem auf den Arbeitsmarkt abgesehen. „Die Gruppen, die am schlimmsten von der Pandemie getroffen wurden, haben noch einiges aufzuholen.“ Allerdings ist unter Ökonomen eine Diskussion darüber entbrannt, ob der Arbeitsmarkt tatsächlich zum Vorkrisenniveau zurückkehren wird. Vor der Coronakrise lag die Arbeitslosenquote auf einem historischen Tief von 3,5 Prozent. Derzeit liegt sie bei 5,9 Prozent. Powell gab sich zuversichtlich, dass die USA schon bald zum Vorkrisenniveau zurückfinden könnten, während Mitarbeiter gleichzeitig besser bezahlt würden. Doch die Produktivität hat sich in den vergangenen Monaten erhöht, Unternehmen setzen verstärkt auf Roboter und neue Technologien, für die sie immer weniger Mitarbeiter brauchen.

Die US-Aktienmärkte reagierten positiv auf Powells Anmerkungen, die bereits zum Handelsstart in New York vorab veröffentlicht wurden. Der Dow Jones knackte die Marke von 35.000 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 erreichte ein neues Allzeithoch.

Mehr: EZB-Präsidentin will eine verfrühte Straffung der Geldpolitik vermeiden

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1 Kommentar zu "Geldpolitik: Fed-Chef Powell hält Kurs – Blackrock-Chef zeigt sich besorgt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Da die US-Staatsschulden nicht zurückgezahlt werden, steigt dieses Ding hier...
    https://fred.stlouisfed.org/series/GFDEBTN
    .... exponentiell an, nach der Formel:

    K(n) = K(0) x (p/100) +1)^ n
    wobei
    K(0) = "Anfangskapital" (hier die Anfangsverschuldung
    K(n) = "Endkapital" + Zinsen nach n Jahren (hier die Endverschuldung + Zinsen nach n Jahren)
    n = Anzahl der Jahre
    p = Zinssatz

    Das "Problem", das (nicht nur) Powell hat, ist nun (im wahrsten Sinne des Buchstabens) p.
    Setzen Sie für K(0) nun 28 Billionen USD ein (der aktuelle Stand der US-Staatsverschuldung) , nehmen wir für n einmal einen Zeitraum von 5 Jahren an, und setzten Sie dann für p 1% und "alternativ" 5% oder gar 10% ein - und berechnen dann, was dabei herauskommt!!!
    Nun wissen Sie, warum Powell und die Fed insbesondere die Bondmärkte sedieren unhd einlullen müssen mit "Anstieg der Inflation ist nur temorär", "ein Sondereffekt" usw. usf. Wollen die Bondmärkte nämlich den Inflationsausgleich durch steigende Marktzinsen, dann würde es für Powell nämlich sehr schnell heißen: "Game over!" oder für Madame Lagarde auf Französisch: "Les jeux sont faits!" !!!

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