Geldpolitik Frankreichs Notenbankchef deutet Liquiditätshilfen an

Der Chef der Banque de France fordert alle Akteure auf, „die Augen weit offen zu haben, aber kühlen Kopf zu bewahren.“
Paris Von einem „Schock der Ungewissheit“ spricht Frankreichs Zentralbankgouverneur François Villeroy de Galhau in einer außerordentlichen Stellungnahme zur wirtschaftlichen Aktivität im ersten Quartal des Jahres. Daher rechne die Banque de France im ersten Quartal nur mit einem Wachstum von 0,1 Prozent.
Zwar habe die Wirtschaftsleistung in den ersten beiden Monaten um 0,3 Prozent zugenommen, doch die starke Verunsicherung wegen der Coronavirus-Epidemie lasse einen starken Rückschlag erwarten.
Unmittelbar vor dem Treffen der EZB am Donnerstag lässt der Gouverneur sich zwar nicht in die Karten schauen. Er deutet aber an, die Liquidität der Unternehmen zu unterstützen. „Die Banken mit ihren Krediten, die Verwaltungen, die Banque de France werden handeln, um alle gesunden Unternehmen und ihre Beschäftigten zu schützen“, sagt de Galhau in seiner Stellungnahme. Die Volkswirtschaft werde „weiterhin über breite Liquidität verfügen.“ Spezielle Aktionen für die Finanzwirtschaft lässt er nicht anklingen.
Liquiditätshilfen sind genau das Signal, das sich auch EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton von der EZB erhofft. So äußerte er zuletzt in einem Radio-Interview: Die EZB solle nicht die ohnehin äußerst niedrigen Zinsen senken, sondern alles dafür tun, dass die besonders gefährdeten kleinen und mittleren Unternehmen über ausreichende Liquidität verfügen.
Frankreichs Notenbankchef Villeroy de Galhau fordert außerdem alle wirtschaftlichen Akteure auf, „die Augen weit offen zu haben, aber kühlen Kopf zu bewahren.“ Die größte Gefahr besteht für ihn in „einer Überreaktion, durch die wir uns selbst blockieren würden.“ Die Belastungen durch das Coronavirus könnten eine starke Verlangsamung der Aktivität bewirken, die sei aber nur vorübergehend.
Die Dauer der Coronavirus-Epidemie hänge vor allem von den politischen und sanitären Maßnahmen ab, die jetzt ergriffen würden. Es gelte nun, Ruhe zu bewahren und jede Kettenreaktion zu verhindern, die einen wirtschaftlichen Stillstand nach sich ziehen könne.
Der Gouverneur erläutert, dass in Frankreich zunächst die Unternehmen betroffen seien, die China als wichtigen Lieferanten oder als Kunden haben. Beispiele seien Tourismus und Luxusindustrie. Wegen der politischen Einschränkungen, um die Epidemie einzudämmen, seien aber auch das Transportgewerbe, Hotellerie und Gastgewerbe, Unterhaltungsindustrie und Zeitarbeit belastet.
Die Banque de France wird ihre neue Wirtschaftsprognose für das gesamte Jahr am 23. März veröffentlichen.
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