Geldpolitik Schweizerische Nationalbank bleibt bei rekordtiefen Negativzinsen

Die anziehenden Aktienmärkte sorgten bei der SNB für Gewinn.
Bern Die Schweizerische Nationalbank (SNB) signalisiert trotz anziehender Inflation eine Fortführung ihrer expansiven Geldpolitik. Um eine Kursänderung in Betracht zu ziehen, müsse die Teuerung deutlich anziehen, sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag. „Im Moment ist die Inflation noch sehr niedrig“, erklärte er. „Sie müsste über einen Zeithorizont von zwei bis drei Jahren den Bereich der Preisstabilität verlassen, bevor eine Änderung der Geldpolitik notwendig wird.“
Die SNB beließ den Leitzins bei ihrer vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung bei minus 0,75 Prozent. Auch der Strafzins für Geld, das Banken bei der Zentralbank parken, bleibt bei 0,75 Prozent. Den Franken stuften die Währungshüter erneut als hoch bewertet ein und sie wollen sich bei Bedarf weiterhin mit Devisenmarktinterventionen gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung der Landeswährung stemmen. Das dreiköpfige Direktorium um SNB-Präsident Thomas Jordan setzt seit mehr als sechs Jahren auf den historisch tiefen Negativzins und Fremdwährungskäufe zur Schwächung des Frankens.
Mit ihrem Vorgehen ist die SNB nicht alleine. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank Fed halten trotz des Abklingens der Coronavirus-Pandemie und steigender Inflationszahlen an ihrer expansiven Linie fest. Doch Fed-Chef Jerome Powell signalisierten zuletzt, dass eine Abkehr vom Krisenmodus nahen könnte.
Nach der Lockerung der Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie erwartet die SNB die Schweizer Wirtschaft zur Jahresmitte wieder zurück auf dem Vorkrisenniveau. Die Produktionskapazitäten dürften allerdings noch eine Weile unterausgelastet bleiben. Das Bruttoinlandsprodukts (BIP) dürfte dieses Jahr um rund 3,5 Prozent steigen – womit die Prognose deutlich optimistischer ausfällt als im März. Dieses Szenario sei aber mit Risiken in beide Richtungen behaftet, warnt die Notenbank.
Teuerung dürfte dabei noch länger kein Thema sein. „Die Inflation liegt mit aktuell 0,6 Prozent wieder in dem Bereich, den wir mit Preisstabilität gleichsetzen“, sagte Jordan. „Umfragedaten zeigen für die lange Frist eine erwartete Inflationsrate von rund ein Prozent.“ Dieses Jahr geht die Notenbank von einem Anstieg der Verbraucherpreise um 0,4 Prozent aus, 2022 und 2023 dürften es dann jeweils 0,6 Prozent sein.
Einen ersten Zinsschritt der SNB erwarten Ökonomen frühestens 2023 oder noch später. „Nach Ansicht der Nationalbank soll die expansive Geldpolitik die Erholung der Konjunktur von den Folgen der Corona-Pandemie weiter unterstützen“, erklärte Katja Müller von der LLBW. „Und solange die EZB und die Fed ihre ultraexpansive Geldpolitik verfolgen, wird die SNB kaum von ihrem Kurs abweichen.“
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