Geldpolitik Türkische Zentralbank senkt Zins erneut

Die türkische Regierung rechnet durch den Putschversuch nur kurzzeitig mit negativen Folgen für die heimische Wirtschaft.
Istanbul Nach dem gescheiterten Putsch setzt die türkische Zentralbank ihre Serie von Zinssenkungen fort. Sie nahm den Satz für Übernachtkredite am Dienstag von 9,0 auf 8,75 Prozent zurück. Damit hat die Notenbank bereits den fünften Monat in Folge den Zins gesenkt.
Zahlreiche Experten hatten mit diesem Schritt gerechnet, einige aber auch mit einer stärkeren Rücknahme um 0,5 Punkte. Weniger Touristen nach mehreren Anschlägen, steigende Firmenpleiten und viele faule Kredite bei den Banken setzten dem Schwellenland zuletzt zu.
Die Zentralbank signalisierte ihre Bereitschaft, die Geldpolitik weiter zu lockern. „Marktentwicklungen werden genau verfolgt und die notwendigen Liquiditätsmaßnahmen weiter ausgeführt, um die Finanzstabilität zu stützen“, erklärte sie.
Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci hatte zu Wochenbeginn gesagt, er erwarte von der Zentralbank eine Fortsetzung ihrer unerschrockenen Zinssenkungen. Billigeres Geld kann die Kreditvergabe für mehr Konsum und Investitionen ankurbeln, was wiederum für zusätzliches Wachstum sorgen kann.
Am Freitagabend hatten Teile des Militärs vergeblich versucht, die Macht an sich zu reißen. Die Regierung rechnet durch den Putschversuch nur kurzzeitig mit negativen Folgen für die heimische Wirtschaft. Die Rating-Agentur Moody's droht derweil mit einer Herabstufung der Bonität, da nun die mittelfristigen Perspektiven für das Wachstum neu bewertet werden müssten.
Die Zinssenkung half der Istanbuler Börse auf die Sprünge: Der Leitindex kletterte um 1,7 Prozent. Am Montag hatte er wegen des Putschversuchs mit einem Minus von 7,1 Prozent den größten Tagesverlust seit etwa drei Jahren eingefahren.
Die Zentralbank wandele auf einem schmalen Grat, betonte Anlagestrategin Roxana Hulea von der Bank Societe Generale. Einerseits wolle sie ein Signal für eine Rückkehr zur Normalität liefern. Andererseits müsse sie darauf achten, dass die Lockerung der Geldpolitik keinen umfassenden Abzug dringend benötigten ausländischen Kapitals auslöse.