Geldpolitik Volkswirte erwarten 2020 konstante EZB-Leitzinsen

Der Leitzins dürfte der Umfrage zufolge vorerst weiter bei 0,0 Prozent liegen.
Frankfurt Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung von Volkswirten in diesem Jahr ihre Leitzinsen konstant halten. Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters gehen Ökonomen im Mittel davon aus, dass die Währungshüter ihren Leitzins bei 0,0 Prozent und ihren Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent belassen werden.
Laut Erhebung waren die meisten Volkswirte der Ansicht, dass die EZB in diesem Jahr nicht von ihren Negativzinsen abrücken sollte. Sie hatte erstmals 2014 ihren Einlagensatz auf unter null Prozent gesetzt. Damit sollen Banken dazu bewegt werden, mehr Kredite an die Wirtschaft auszureichen statt überschüssige Gelder bei der Notenbank zu horten.
Die Ökonomen zeigten sich zudem skeptisch, dass die EZB bald ihr mittelfristiges Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent erreichen wird. Von den Befragten rechnet niemand damit, dass die Teuerung im Euro-Raum bis Mitte 2021 über das Zielniveau der Notenbank klettert. Sie liegt inzwischen bereits seit Frühjahr 2013 darunter.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde will die Strategie der Notenbank auf den Prüfstand stellen. Kernstück soll eine Überprüfung des Inflationsziels sein. Laut der Reuters-Erhebung geht die Mehrheit der befragten Volkswirte davon aus, dass der Strategiecheck zu keinen großen Veränderungen in der Geldpolitik führen wird.
Etwas anders fällt eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg aus, deren Ergebnisse ebenfalls am Freitag vermeldet wurden. Hier prognostizieren fast 90 Prozent der Befragten, dass die EZB ihre Strategie offiziell ändern und einer zu niedrigen und zu hohen Inflation das gleiche Gewicht einräumen werde. Die Hälfte der Umfrageteilnehmer glaubt, dass das derzeitige Ziel von „unter, aber nahe zwei Prozent“ präzisiert werde.
“Ein plausibles Ergebnis der Überprüfung ist eine Zielspanne für die Inflation mit einem mittleren Wert von zwei Prozent”, sagte Kristian Tödtmann, Ökonom bei der DekaBank in Frankfurt. “Dies würde dem EZB-Rat die Flexibilität geben, fallweise zu entscheiden, ob ein gewisses Überschießen angebracht ist oder nicht.”
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.