Geldverkehr Griechenland hebt Kapitalverkehrskontrollen vollständig auf

Die Griechen können wieder beliebig Geld ins Ausland überweisen.
Athen Gut vier Jahre nach der Verhängung von Kapitalverkehrskontrollen hat die konservative Regierung in Athen am Montag alle Beschränkungen im Geldverkehr aufgehoben. „Die Kapitalverkehrskontrollen sind ab heute Geschichte“, erklärte der konservative Regierungschef Kyriakos Mitsotakis im Parlament. Damit können die Griechen wieder beliebig Geld ins Ausland überweisen.
Nach Ausbruch der Finanzkrise 2010 hatten viele Griechen aus Angst vor einem Zusammenbruch des Bankensystems große Summen von ihren Konten abgehoben, das Geld ins Ausland transferiert oder privat versteckt. Auch einige Unternehmen transferierten in großem Stil Gelder ins Ausland.
Die Banken drohten durch die Kapitalflucht auszubluten. Zwischen November 2014 und Juni 2015 fielen die Einlagen um rund 50 Milliarden Euro – fast ein Drittel der Depositen. Um zahlungsfähig zu bleiben, mussten die Geldinstitute immer mehr Notliquiditätshilfen der Notenbank (ELA) in Anspruch nehmen.
Um diese Kapitalflucht zu bremsen, hatte die damalige linke Regierung unter Ex-Regierungschef Alexis Tsipras am 1. Juli 2015 Kapitalverkehrskontrollen eingeführt. In den ersten Monaten nach der Verhängung dieser Maßnahmen konnten die Bürger pro Tag nur 60 Euro in Bargeld von ihren Konten abheben. Seitdem hatte es jedoch bereits mehrere Lockerungen der Beschränkungen gegeben.
Griechenland war Ende August vergangenen Jahres aus den Hilfsprogrammen entlassen worden. Athen gewinnt zunehmend das Vertrauen der Finanzmärkte zurück: Die Rendite für zehnjährige Anleihen lag am Montag unter der Zwei-Prozent-Marke. Zeitweise waren diese Renditen in den vergangenen Jahren bis auf 35,5 Prozent gestiegen, so dass das Land praktisch kein Geld mehr am Markt aufnehmen konnte.
Kapitalflucht nicht ausgeschlossen
Dass die Anleger zu den Hellas-Bonds greifen, ist allerdings nicht nur ein Vertrauensbeweis für die griechische Wirtschaft, sondern vor allem der Gier geschuldet: Die Papiere gehören zu den wenigen Bonds in der Euro-Zone, die überhaupt noch Renditen abwerfen. Das zeigt: In Griechenland gibt es ein Restrisiko.
Auch eine erneute Kapitalflucht ist nicht ausgeschlossen: Die griechischen Geldinstitute warnten schon zu Beginn des Jahres vor einer übereilten Aufhebung der Kapitalkontrollen. Sie sorgen sich, dass viele Griechen ihr Geld ausländischen Geldinstituten anvertrauen könnten.
Immer noch liegt die Wirtschaftsleistung 23 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Wohl erst Anfang der 2030er-Jahre wird Griechenlands Bruttoinlandsprodukt inflationsbereinigt wieder den Stand des Jahres 2007 erreichen.
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