Hans-Walter Peters im Interview BdB-Präsident zum Währungskrieg: „Die Gefahr eines Abwertungswettlaufs ist greifbarer geworden“

Der Präsident des Privatbanken-Verbands fürchtet eine Abwertungsspirale.
Frankfurt Die deutschen Geldhäuser zählen zu den schärfsten Kritikern von EZB-Präsident Mario Draghi. BdB-Chef Hans-Walter Peters fürchtet, dass es auf absehbare Zeit keinen Ausweg aus der paradoxen Zinswelt geben wird.
Herr Peters, die EZB hat wie von Ihnen befürchtet den Strafzins für Banken erhöht. Gleichzeitig kündigt die Notenbank aber auch Erleichterungen für die Geldhäuser an. Was überwiegt für Sie: der Ärger oder die Erleichterung?
Eindeutig der Ärger. Die EZB erinnert mit ihrer Geldpolitik an einen Autofahrer, der falsch in eine Sackgasse abgebogen ist und dennoch weiter Gas gibt. Im Moment kann ich nicht erkennen, wie die Notenbank aus dieser Sackgasse wieder herauskommen will.
Sie befürchten also, dass durch die Entscheidung der Notenbank die Minuszinsen auf Jahre hinaus festgeschrieben werden?
Solange die EZB stur an ihrem Inflationsziel von knapp zwei Prozent festhält, sehe ich keine Perspektive, wie sich das ändern könnte. Um die Dramatik der Lage zu verstehen, muss man nur die Entwicklung in der Euro-Zone und den USA vergleichen. Auch in den Vereinigten Staaten hat die Notenbank Krisenpolitik betrieben, allerdings hat sie nie den normalen Rahmen verlassen und nie auf negative Zinsen zurückgegriffen.
Präsident Donald Trump hat sich bereits per Twitter zu Wort gemeldet und die US-Notenbank aufgefordert, ebenfalls die Zinsen kräftig zu senken. Befürchten Sie einen Währungskrieg?
Die Entscheidung der EZB erhöht auf jeden Fall den Druck auf andere große Wirtschaftsnationen. Die Gefahr eines Abwertungswettlaufs ist greifbarer geworden.
Wird jetzt die paradoxe Zinswelt endgültig Realität? Werden wir flächendeckend negative Zinsen für Immobilienkredite, aber auch für die Einlagen der Sparer sehen?
Das muss jede Bank für sich entscheiden. Aber ich kann das nicht ausschließen. Der ökonomische Druck auf die Banken wird auf jeden Fall immer größer. Ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Geldpolitik fassungslos macht. Ich frage mich, welche Perspektive die EZB für die Zukunft von Europa hat, aber mir fällt einfach keine Antwort ein.
Mehr: Warum Draghis Verdienste um Europas Wirtschaft das Leid deutscher Sparer in den Schatten stellen, erklärt Handelsblatt-Korrespondent Frank Wiebe.
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