Heiliges Grün in Frankfurt: Die Rasenmäher-Methode der Bundesbank

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Heiliges Grün in Frankfurt Die Rasenmäher-Methode der Bundesbank

Als öffentliche Institution muss die Bundesbank wichtige Aufträge öffentlich ausschreiben. Besonders pingelig ist sie bei der Pflege des Rasens vor ihrer Zentrale. Eine Kostprobe aus dem Bürokratie-Alltag.
09.09.2015 - 12:22 Uhr
Nicht nur der Rasen soll gemäht werden – auch 1300 Meter Kaninchenzaun müssen geprüft werden. Nach Vorstellung der Bundesbank sogar 25 mal im Jahr. Quelle: Imago
Rasen vor der Bundesbank-Zentrale in Frankfurt

Nicht nur der Rasen soll gemäht werden – auch 1300 Meter Kaninchenzaun müssen geprüft werden. Nach Vorstellung der Bundesbank sogar 25 mal im Jahr.

(Foto: Imago)

Frankfurt Die Deutsche Bundesbank ist ein strenger Verfechter klarer Regeln. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann stichelt gerne mal gegen die extrem lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Es wäre doch schön, könnte die EZB die bestehenden Regeln enger auslegen.

Doch manchmal gibt es auch Druck, wenn die Behörde es vermeintlich nicht genau genug meint. Ein Thema: die Goldbestände der Notenbank. Sind es wirklich so viele Tonnen wie angegeben? Prüfer schwärmten aus, zählten nach, der Bundesbank-Präsident ließ sich mit Goldbarren ablichten. Edelmetall wird aus anderen Städten nach Frankfurt geordert, um den Zugriff zu erhöhen.

Die gebotene Exaktheit gilt aber nicht nur für die Geldpolitik oder Goldbestände, sondern sogar für die Rasenpflege rund um die Zentrale der Notenbank – eine Beton-Trutzburg aus den 1970er-Jahren. Als Teil der öffentlichen Verwaltung muss die Bundesbank Aufträge ab einer bestimmten Preisgrenze öffentlich ausschreiben. So auch die Grünflächenpflege rund um die Zentrale in Frankfurt. Doch man darf schon die Frage stellen, wie weit es mit der Exaktheit gehen muss.

Zum Beispiel sollen genau „583,00 Quadratmeter Buchshecken auf eine Höhe von ca. 0,60 m“ geschnitten werden sowie „360,00 Quadratmeter Hainbuchenhecke auf eine Höhe ca. 2,50 m“, wofür die Bundesbank „zwei Arbeitsgänge pro Jahr“ veranschlagt. Auch die zu säubernden befestigten Fläche in der Wilhelm-Epstein-Str. 14 hat sie ganz genau abgemessen: Es sind insgesamt 22.073,50 Quadratmeter, wie der Ausschreibung der Bundesbank zu entnehmen ist. Für die Düngung von 497,00 Quadratmeter Rasenflächen veranschlagt sie drei Arbeitsgänge pro Jahr.

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    Die Details der Ausschreibung in voller Schönheit:

    Die Grünflächenpflege an der Bundesbank-Zentrale

    Die Bundesbank muss Aufträge ab einem gewissen Volumen öffentlich ausschreiben. Im September 2015 sucht die Notenbank für die Zentrale in Frankfurt einen Dienstleister für die Grünflächenpflege – mit Liebe zum Detail.

    — Schneiden der Rasenflächen (insgesamt: 36 627,00 m2; 14 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Nacharbeiten der Rasenkanten (insgesamt: 4 020,00 lfd. Meter; 7 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Laubbeseitigung von den Rasenflächen (insgesamt: 36 627,00 m2; 10 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Düngung der Rasenflächen (insgesamt: 36 627,00 m2; 3 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Option bei Ausfall der Beregnungsanlage: Wässern der Rasenflächen; Wasser kann an den vorhandenen Zapfstellen unentgeltlich entnommen werden (insgesamt: 36 627,00 m2; 4 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Schnitt I Pflege von 497,00 m2 Rasen (15 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Laubbeseitigung von 497,00 m2 Rasenfläche (5 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Düngung von 497,00 m2 Rasenflächen (3 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Pflege der Pflanzenflächen und Baumscheiben (insgesamt: 10 306,00 m2; 20 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Düngung der Pflanzflächen (insgesamt: 10 306,00 m2; 2 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Mulchen (3 200,00 m2 Pflanzflächen; 1 Arbeitsgang pro Jahr),

    — Laubbeseitigung in den Pflanzflächen (10 306,00 m2; 10 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Option bei Ausfall der Beregnungsanlage: Wässern der Pflanzflächen von insgesamt: 10 306,00 m2; 4 Arbeitsgänge),

    — Pflege von 545,00 m2 Pflanz- und Gehölzflächen incl. der Baumscheiben und der Traufkiesstreifen (15 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Düngung von 545,00 m2 Pflanzflächen (2 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Formschnitt der 148 Buchskugeln (2 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Schnitt von 583,00 m2 Buchshecken auf eine Höhe ca. 0,60 m sowie 360,00 m2 Hainbuchenhecke auf eine Höhe ca. 2,50 m; insgesamt: 943,00 m2 (2 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Extensive Pflege der Dachbegrünung (insgesamt: ca. 17 000,00 m2; 2 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Düngung der extensiv zu pflegenden Dachflächen (insgesamt: ca. 17 000,00 m2; 1 Arbeitsgang pro Jahr),

    — Unkraut- und Wildwuchsbeseitigung auf den Plattenwegen und Rollkiesflächen im Bereich der Dachbegrünung (insgesamt: 1 299,00 m2; 2 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Kantenschnitt der Fassadenbegrünung (insgesamt: 200,00 lfm; 6 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Wässern von Pflanzflächen ohne Bewässerungsanlage (insgesamt: 2 500,00 m2; 15 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Wässern von 1 042,00 m2 Pflanz- und Rasenflächen (15 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Säubern der befestigten Flächen in der Wilhelm-Epstein-Str. 14 (Wege, Straßen, Plätze; insgesamt: 22 073,50 m2; 9 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Säubern der befestigten Flächen, Parkplätze unter der Hochstraße (Rosa-Luxemburg-Str.): (insgesamt: 4 800,00 m2; 9 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Laubbeseitigung der befestigten Flächen in der Wilhelm-Epstein-Str. 14 (Wege, Straßen, Plätze; insgesamt: 22 073,50 m2; 9 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Option Zusatzarbeiten: Darunter fallen beispielsweise Arbeiten, die aufgrund von Reparaturen an Versorgungsleitungen kurzfristig anfallen können. Diese werden vom Auftraggeber bei Bedarf zeitnah abgerufen. Die Abrechnung erfolgt auf Stundenbasis,
    — Eventualpositionen (Material auf Abruf bis max. 12 000,00 EUR p. a.; z. B. Mutterboden, Lavagranulat, Rasen-samen, verschiedene Düngerarten, Kalk, Hornspäne, diverse Blühpflanzen/Stauden zum Nachpflanzen) zur Erhaltung der Grünflächen Beim Gästehaus Füllerstr. 54

    — Kontrolle und Reparatur des Kaninchenzaunes (1 300,00 lfm; 25 Arbeitsgänge pro Jahr)

    — Reinigen der Entwässerungsrinnen (400,00 lfm; mit den dazu gehörigen Schmutzkörben; 9 Arbeitsgänge pro Jahr),

    — Schnitt der Fassadenbegrünung 50,00 lfd. Meter (2 Arbeitsgänge pro Jahr)

    Für alle Gartenbaubetriebe: Der Auftrag „beginnt am 1.2.2016 und hat eine Laufzeit von zunächst 1 Jahr (Mindestvertragslaufzeit) bei einer max. Laufzeit von insgesamt 4 Jahren.“

    Hinweis an die Redaktion >>

    • jam
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