Inflation in Deutschland steigt Hoffnungsschimmer für Draghi

Ausnahmsweise gute Nachrichten vom Statistischen Bundesamt für den EZB-Chef.
Berlin Anziehende Preise für Nahrungsmittel treiben die Inflationsrate in Deutschland überraschend auf den höchsten Stand seit Januar. Waren und Dienstleistungen kosteten im Juli durchschnittlich 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach ersten Berechnungen mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten damit gerechnet, dass die Teuerungsrate auf dem Juni-Wert von 0,3 Prozent verharrt. Die Inflation bleibt damit aber immer noch weit unter dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die bei Werten von knapp unter zwei Prozent von stabilen Preisen spricht. Am Freitag stellt das europäische Statistikamt Eurostat die Schnellschätzung für den gesamten Euroraum vor. Im Juni lag der Wert dort bei 0,1 Prozent.
Das Leben dürfte sich Ökonomen zufolge auch vorerst kaum verteuern. Denn Unternehmen hätten bisher wenig Spielräume, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen, sagte Ulrike Kastens von Sal. Oppenheim. „Trotz guter Konjunktur und stabiler Konsumnachfrage werden die Inflationsraten niedrig bleiben.” Erst im kommenden Jahr werde es wieder Werte von mehr als einem Prozent geben.
Um die Inflation anzufachen, hat die EZB im März ihre Geldpolitik erneut massiv gelockert. So erhöhte sie ihre monatliche Anleihekäufe auf 80 Milliarden Euro und senkte den Einlagenzins, den Banken für ihre Übernachteinlagen bei der Notenbank zahlen, auf minus 0,4 Prozent. Durch das Votum der Briten für den EU-Austritt hat die wirtschaftliche Unsicherheit stark zugenommen. Daher hält sich EZB-Chef Draghi alle Optionen offen. "Wenn es zur Erreichung der Ziele gerechtfertigt ist, wird der EZB-Rat handeln, indem er alle verfügbaren Instrumente innerhalb seines Mandats einsetzt," sagte er auf der EZB-Pressekonferenz am 21. Juli. Viele Analysten gehen davon aus, dass Draghi die Geldpolitik auf der nächsten Sitzung im September erneut lockern wird.