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Kryptowährungen Nobelpreisgewinner Krugman hält den Bitcoin für Unsinn

US-Ökonom Krugman hält virtuelle Währungen für nicht überlebensfähig. Er kritisiert unter anderem, dass sie auf keiner staatlichen Garantie beruhen.
08.08.2018 - 17:56 Uhr Kommentieren
Der Nobelpreisträger kann mit dem dem Hype um Bitcoins nichts anfangen. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Paul Krugman

Der Nobelpreisträger kann mit dem dem Hype um Bitcoins nichts anfangen.

(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Frankfurt Paul Krugman, bekannter US-Ökonom und Nobelpreisgewinner, äußert sich in seiner Kolumne in der „New York Times“ meist zu wirtschaftspolitischen Fragen. Hin und wieder geht er aber auch auf das Thema Bitcoin und Co ein, und zwar in der Regel mit einer gehörigen Skepsis.

Ende Juli hat er noch einmal mustergültig erklärt, warum er ein Krypto-Skeptiker ist. Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Denn gerade jetzt beginnen immer mehr Banken und Börsen, ihre anfängliche Skepsis zu überwinden und das Thema als Geschäftsfeld zu entdecken: Geld riecht bekanntlich nicht – und das gilt auch für Krypto-Geld.

Im Kern lautet sein Argument: Der Wert der Krypto-Währungen beruht allein auf Spekulation. Also das jeder glaubt, dass sie einen Wert haben, weil die anderen glauben, dass sie einen Wert haben. Spekulation gibt es natürlich in vielen Bereichen des Kapitalmarkts. Aber Krugman merkt zu Recht an: Die entscheidende Frage ist, ob es außer Spekulation noch etwas anderes gibt, was den Wert verbürgt.

Der Ökonom vergleicht dazu Bitcoins mit Dollar-Banknoten und mit Gold. Bei Gold ist der Fall klar: Aus dem Metall kann man Schmuck machen, außerdem wird es auch noch für andere industrielle Zwecke eingesetzt. Gold hat seinen Wert daher nicht allein durch Spekulation, auch wenn damit sicherlich eine Menge spekuliert wird.

Bei Banknoten ist der Fall schon schwieriger. „Wir akzeptieren Dollar-Noten, weil andere Dollar-Noten akzeptieren“, schreibt er. Und setzt hinzu: „Der Wert kommt aber nicht allein von sich selbst erfüllenden Erwartungen: Letztlich steht dahinter die Tatsache, dass die US-Regierung Dollars als Steuerzahlungen akzeptiert. Man könnte sagen, Fiat-Währungen haben grundlegenden Wert, weil Leute mit Waffen sagen, dass sie das haben. Und das bedeutet, dass ihr Wert nicht einfach wie eine Blase zerplatzt, wenn die Menschen den Glauben daran verlieren.“

Fiat-Währungen sind solche, die per Dekret, also ohne Bindung an Gold oder andere Naturalien, geschaffen werden (Fiat lux heißt „Es werde Licht“).

Krugmans Einschätzungen, dass sie nicht wie eine Blase zerplatzen können, wenn die Leute das Vertrauen darin verlieren, klingt vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte mit ihrer zweimaligen Hyperinflation etwas hohl. Aber richtig ist, dass Banknoten einen Wert behalten, wenn Regierung und Notenbank ordentlich arbeiten.

Die Anhänger der Bitcoins argumentieren häufig, diese Währung sei sogar wertbeständiger als Dollar oder Euro, weil rein technisch festgelegt ist, dass Bitcoins nicht beliebig vermehrt werden können. Eine Hyperinflation wie in der deutschen Geschichte ist somit in der Tat nicht möglich, mit Geldscheinen dagegen wohl.

Aber dieses Argument darf nicht mit dem von Krugman verwechselt werden. Bitcoins haben keine reale Wertebasis, das sagt er – also weder die Einlösungsgarantie der Regierung für Zahlungen, die fast jeder leisten muss, noch eine Verwertbarkeit als Material wie beim Gold.

Wenn es zu einem plötzlichen Vertrauensverlust kommt, sagt Krugman, ist daher nicht einzusehen, wie der Kursverfall gestoppt werden kann. Er glaubt nicht, dass die Vision der Bitcoin-Anhänger allein die Währung stabilisiert, und schreibt: „Wenn erst der Traum einer Blockchain-basierten Zukunft stirbt, wird das Ganze wahrscheinlich aus Enttäuschung kollabieren.“

Weil der Professor ein Meister der Polemik ist, endet er mit einigen bemerkenswerten Sätzen: „Kann ich mich irren? Natürlich. Aber wenn Sie einwenden, dass ich falsch liege, dann beantworten Sie bitte die Frage, welches Problem Kryptowährungen eigentlich lösen. Hören Sie auf, die Skeptiker lediglich mit einer Mischung aus Techno-Gebabbel und libertärem Geschwätz nieder zu brüllen.“

Offen ist, ob es den Wert der Kryptowährungen stabilisieren würde, wenn sie tatsächlich mehr als Zahlungsmittel genutzt würden. Damit stellt sich eine grundlegende Frage: Kann eine Währung auf Dauer als Zahlungsmittel funktionieren, ohne dass sie einen von Spekulationen unabhängigen Wert hat? Oder beruht dieser Wert vielleicht gerade darauf, dass sie als Zahlungsmittel genutzt und daher auch gebraucht wird?

Dann wären Bitcoins eine Art Münchhausen-Währung, die immer am eigenen Schopf hängt. Diese Fragen werden sich aber erst klären, wenn der irrationale Hype um Bitcoin & Co einer nüchternen Betrachtung gewichen ist – und wenn die Kryptowährungen das überleben.

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