Monatsbericht Deutsche erwarten laut Bundesbank nur mäßigen Anstieg der Inflation

Im November lag die Inflationsrate in Deutschland bei 1,1 Prozent.
Frankfurt Die Bundesbank geht neue Wege bei der Erhebung einer der wichtigsten Steuerungsgrößen für die Geldpolitik. Sie hat in einer Pilotstudie 4000 Personen über das Internet zu ihren Erwartungen über die Inflationsentwicklung befragt. Das Ergebnis: „Nur wenige Personen rechnen mit sehr hohen oder mit stark negativen Inflationsraten“, schreiben die Bundesbank-Experten im aktuellen Monatsbericht für Dezember.
60 Prozent der Befragten in den Monaten April bis Juni 2019 rechnet mit einem Anstieg der Inflation im Laufe der nächsten zwölf Monate. Der Großteil geht dabei von einer Inflationsrate zwischen null und drei Prozent aus. Damit weichen die Erwartungen in der Bevölkerung nur wenig von den Experten-Prognosen ab. Diese lagen laut Bundesbank im Erhebungszeitraum zwischen 1,2 und 2,5 Prozent. Im November lag die Inflationsrate in Deutschland bei 1,1 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken sind sehr darauf bedacht, die Inflationserwartungen stabil zu halten – und haben mit diesem Argument auch ihre lockere Geldpolitik begründet. Die meisten Notenbanker gehen davon aus, dass die Auffassung darüber, wie sich die Preise in näherer Zukunft entwickeln werden, das Verhalten von Konsumenten, Tarifparteien oder Finanzakteuren beeinflusst.
Rechnen die Verbraucher mit sinkenden Preisen, könnte dies zum Beispiel dazu führen, dass sie den Kauf langlebiger Konsumgüter wie Autos in die Zukunft verschieben. Bislang stützt sich die EZB bei der Messung der Inflationserwartungen aber vor allem auf Befragungen von Experten und die sogenannten marktbasierten Inflationserwartungen. Letztere schwanken aber relativ stark, und ihre Aussagekraft ist umstritten. Daher setzen andere Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA bereits stärker auf Befragungen der Haushalte.
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Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Einige Muster sind bei der Studie der Bundesbank auffällig und bestätigen ähnliche wissenschaftliche Erkenntnisse. So haben Männer im Allgemeinen niedrigere Inflationserwartungen als Frauen. Zudem hängen diese offenbar stark von Erfahrungen der Vergangenheit ab. Ein Beispiel sind die Erwartungen von Personen, die vor der Wiedervereinigung in der DDR gelebt haben. Sie rechnen in der Befragung mit einer höheren Inflationsrate als Personen, die in der BRD lebten.
Die Bundesbank führt diesen Unterschied darauf zurück, dass die Menschen in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung mit einem plötzlichen Anstieg der Inflation konfrontiert waren, der sich in ihrem Bewusstsein festgesetzt hat. Zudem zeigen die Resultate, dass die Inflationserwartungen vom Einkommen einer Person abhängen. Reiche Menschen erwarten laut der Befragung eine vergleichsweise geringere Inflation. Außerdem sind sie weniger unsicher in ihren Inflationserwartungen.
Die Bundesbank thematisiert auch, dass die Inflationserwartungen wichtige Informationen zum Immobilienmarkt liefern. Erwartungen über die Entwicklung der Häuserpreise beeinflussen die Bereitschaft, Wohneigentum zu erwerben oder einen Immobilienkredit aufzunehmen. Laut der Bundesbank-Studie erwarten rund 80 Prozent der Befragten einen Anstieg der Immobilienpreise über einen Zeitraum von zwölf Monaten – rund 35 Prozent sogar einen deutlichen Anstieg.
Im landesweiten Durchschnitt werde davon ausgegangen, dass die Preise für Wohneigentum um 5,9 Prozent anziehen. Dabei zeigten sich große regionale Unterschiede. So gingen im Saarland, in Sachsen-Anhalt und in Thüringen nur 20 Prozent von deutlich steigenden Preisen aus. In Bayern seien es dagegen 43 Prozent, in Brandenburg 45 und in Hamburg 47 Prozent. In Berlin rechneten sogar 58 Prozent damit, dass sie in einem Jahr mehr für eine Wohnung zahlen müssten als heute.
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