Neuer Chefökonom Philip Lane ist der neue starke Mann bei der EZB

Der künftige Chefökonom der EZB gilt als „Taube“, als Vertreter einer expansiven Geldpolitik.
Frankfurt Die Ökonomen streiten, ob es ein Problem sei, dass Christine Lagarde keine Ökonomin ist. Unstrittig ist aber: Wenn die Französin im November Mario Draghi an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) ablöst, gewinnt ihr Chefökonom Philip Lane noch mehr an Bedeutung.
Draghi gilt als ausgezeichneter Ökonom, auch seinem langjährigen ehemaligen Vize Vítor Constâncio eilte ein hervorragender Ruf voraus. Für Luis de Guindos, den heutigen Vize, gilt das indes nicht. Gab es also früher zwei herausragende Geldpolitiker an der Spitze, findet sich dort künftig kein einziges Schwergewicht mehr.
Es ist an Lane, dieses Vakuum zu füllen. Und Investoren werden genau hinhören, was er ihnen zu sagen hat. Er wird der tonangebende Geldpolitiker sein, der neue „Mr. Euro“, wenn Draghi sich im Oktober verabschiedet hat. Und nach den Erfahrungen mit Lagarde als Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) gibt es wenig Zweifel, dass sie ihm genug Spielraum für diese Rolle lassen wird.
Jeder Chefökonom hat ohnehin eine starke Position in der EZB. Er bereitet geldpolitische Sitzungen vor, analysiert die Situation zusammen mit seinen Mitarbeitern, macht Vorschläge.
Lane gilt dabei als „Taube“, als Vertreter einer expansiven Geldpolitik. Vor allem hat er aber bei seinen Kollegen den Ruf, ein kluger und erfahrener Analytiker zu sein. Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der eher als „Falke“ gilt, als Vertreter einer strengeren Geldpolitik, schätzt ihn.
Mit seinem Lausbubengesicht wirkt der 50-Jährige jünger, als er tatsächlich ist. Persönlich gilt er als zugänglich und unprätentiös – auch deswegen mögen seine Kollegen ihn.
Lane wechselte erst vor Kurzem als Nachfolger von Peter Praet nach Frankfurt zur EZB, zuvor hatte er die irische Notenbank geleitet. Er ist weniger unterhaltsam als Praet, der für seine ausschweifende, selbstironische Eloquenz bekannt ist. Dagegen kommen Lanes Botschaften klar, nüchtern und deutlich herüber.
Mit seiner ersten Rede als Chefökonom lieferte er kürzlich eine Kostprobe. Er stellte dabei auch klar, dass er in der Tradition von Draghi steht. Der scheidende EZB-Präsident hatte jüngst noch einmal dafür plädiert, dass die EZB alle Mittel einsetzen soll, um ihr Ziel einer Inflation von knapp zwei Prozent zu erreichen.
„Frühzeitig aktiv auf mögliche Schocks reagieren“
Lane wird keinerlei Zurückhaltung zeigen und keine Scheu haben, auch unkonventionelle Maßnahmen anzuwenden. In seiner Rede analysierte und rechtfertigte er Instrumente wie negative Einlagenzinsen, langfristige Festlegung auf niedrige Zinsen, Anleihekäufe und Sonderkredite für Banken.
Dabei erläuterte er in Einzelheiten, wie diese Maßnahmen sich ergänzen und gegenseitig verstärken können. Und er betonte: „Es ist sehr wichtig, dass eine Notenbank in ihrer Geldpolitik konsistent bleibt und schon frühzeitig aktiv auf mögliche Schocks reagiert, die die Inflation von ihrem Ziel abbringen könnte.“
Lane hat seinen Doktor in Harvard gemacht und zeitweise in Irland auch als Professor gearbeitet. Vor einem Jahr stellte er ein Konzept vor, wie durch Verbriefung von Staatsanleihen und Aufteilung auf verschiedene Risikotranchen ein möglichst sicheres Wertpapier für den Euro-Raum zu schaffen sei. Er stieß damit auf wenig Gegenliebe, der Vorschlag galt als zu kompliziert. Unstrittig ist aber, dass es im Euro-Raum einen Mangel an sicheren Wertpapieren gibt, was auch in der Minusrendite deutscher Anleihen zum Ausdruck kommt.
Lagarde war beim IWF von Ökonomen umgeben, die ähnlich denken wie Lane. Durch ihre lange Erfahrung in den Vereinigten Staaten ist sie mit der angelsächsischen Mentalität bestens vertraut. Daher spricht wenig dagegen, dass die beiden sich gut verstehen und nahtlos zusammenarbeiten werden – und das gilt als Schlüssel für den künftigen Erfolg der EZB.
Mehr: Christine Lagarde hat kein ausgeprägtes ökonomisches Profil. Lesen Sie hier, welchen Kurs die neue EZB-Chefin in der Geldpolitik einschlagen wird.
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Draghi ein herausragende Geldpolitiker?
Ich weiß nicht, wie man zu dieser Fehleinschätzung kommen kann.
Er hat sich weder an das EZB-Mandat gehalten noch verstanden, dass es eine nennenswerte Inflation im derzeitigen Zeitfenster gar nicht geben kann. Eine konstruktive Geldpolitik ist in gar keiner Weise erkennbar. Das einzige worum es Draghi ging ist Eurorettung und eine weitere Verschuldung der Südstaaten, whatever it takes.
Die Opfer Draghis Politik sind:
- Die Sparer, die enteignet werden.
- Die ärmeren 50% der Bevölkerung, die sich die steigenden Sachwerte nicht mehr leisten können und relativ immer ärmer werden.
- Die Euro-EU, die viel Vertrauen zerstört hat und bei einem Weiter-so dem Untergang geweiht ist.
Viele Folgen werden erst sichtbar sein, wenn Draghi längts tot ist:
- Die platzenden Sachwerteblasen.
-eine massive Rezession, weil unbedingt nötige Rezessionen immer weiter in die Zukunft weggeschwemmt werden.
- eine steigende Inflation, wenn die Löhne in Asien an unser Niveau herankommen.
Eine neue Staatsschuldenkrise in den Südstaaten, welche die Zeit der Niedrigzinsen nicht zur Sanierung genutzt haben.