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Nobelpreisträger Robert Shiller „Drastische Leitzinserhöhung noch im Juni“

Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Shiller warnt im Gespräch mit dem Handelsblatt vor neuen Spekulationsblasen. Er fordert daher von der US-Notenbank entschlossenes Handeln. Wo Shiller neue Blasen sieht.
26.05.2015 - 16:06 Uhr Kommentieren
Das Platzen der US-Immobilienblase hatte er vorhergesehen, jetzt warnt er vor neuen Spekulationsmärkten. Quelle: Bert Bostelmann für Handelsblatt
Robert Shiller

Das Platzen der US-Immobilienblase hatte er vorhergesehen, jetzt warnt er vor neuen Spekulationsmärkten.

(Foto: Bert Bostelmann für Handelsblatt)

Berlin Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller hat von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine schnelle Zinserhöhung gefordert, um die sich bildenden Spekulationsblasen auf den Finanzmärkten frühzeitig zu bekämpfen. „Ich könnte mir eine drastische Anhebung der Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt noch im Juni vorstellen“, sagte der Yale-Professor in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.

Ein solch deutliches Signal müsse allerdings mit einer Erklärung der Notenbank verbunden werden, dass der Aufschwung in den USA intakt sei. Shiller verwies auf die stark gesunkene Arbeitslosenquote, die jetzt bei 5,4 Prozent liegt. Verbunden mit einer positiven Botschaft könnten die Märkte auch eine starke Zinsmedizin verkraften.

Die überraschende Forderung von Shiller kommt zu einem Zeitpunkt, da die Fed seit Monaten über den richtigen Zeitpunkt und das richtige Ausmaß für die erste Zinserhöhung seit 2006 diskutiert. Ökonomen hatten die Zinswende in den USA lange Zeit für die Notenbanksitzung Ende Juni vorausgesagt. Nach den zuletzt enttäuschenden Wachstumszahlen erwarten die Marktstrategen jetzt frühestens im September eine Zinserhöhung.

Das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten war nach einer ersten Schätzung des Handelsministeriums in den ersten drei Monaten beinahe zum Stillstand gekommen. Zugleich hat Shiller jedoch auf den Märkten für Aktien, Anleihen und Immobilien neue Preisblasen entdeckt. Der Ökonom hatte bereits die Internetblase um die Jahrtausendwende und die Immobilienkrise 2008 frühzeitig vorausgesagt.

Wo die nächste Blase platzen könnte
Wenn die Blase lauert
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Seitdem die US-Immobilienblase 2007/2008 mit weltweit katastrophalen Folgen geplatzt ist, versuchen Experten, schon vorab die Risiken eines Luftgebildes an den Anleihemärkten zu erkennen. In einer aktuellen Untersuchung hat die Citigroup nun vier Kriterien für eine Blasenbildung definiert: 1. eine Erfolgsgeschichte eines Marktsegments wird zunächst von überzeugenden Daten gestützt; 2. ein Überschuss an Liquidität befeuert den Markt; 3. ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage und, 4., die Unwilligkeit, Kritik an dem Geschäft zu äußern beziehungsweise anzunehmen.

(Foto: dpa)
Standardabweichung als Gradmesser
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Anhand dieser Kriterien hat die Bank analysiert, wo derzeit potenzielle Gefahrenherde lauern. Als Gradmesser für die jeweiligen Bereiche hat das Geldhaus einen Durchschnittswert der Aktienkurse im Verhältnis zu Buchwerten ermittelt. Liegen die Kurse deutlich über dem Mittelwert der vergangenen zehn Jahre – konkret, ist die berechnete Standardabweichung größer als 2,0 – droht den Analysten zufolge eine gefährliche Blase. Diese Annahme basiert darauf, dass die Preise auch bei früheren wirtschaftlichen Rezessionen über diesem Wert lagen. Die Tech-Blase 2000 hatte einen Vergleichswert von 3,7 erreicht.

(Foto: dpa)
Branchen: US-Werk- und Rohstoffe
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Allgemein gelten der Einzelhandel, Gebrauchsgüter und Kundenservice als gefährdet. Die Citigroup hat die einzelnen Branchen allerdings auch noch mal danach ausgewertet, in welchen Regionen die Preise überbewertet sind. Als kritisch gilt in der Untersuchung demnach die Branche der Werk- und Rohstoffe in den Vereinigten Staaten. Sie berührt mit einer Standardabweichung von 2,0 die Schwelle, an der eine Blase erkennbar ist.

(Foto: dpa)
US-Medien
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Etwas kritischer sieht es schon bei den US-Medien aus. Der Einschätzung der Citigroup nach zählt die Branche zu einer der teuersten weltweit und übersteigt auch die kritische Standardabweichung von 2,0.

(Foto: dpa)
Pharma- und Biotech-Branche in Europa und Großbritannien
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Auch Europa wird von einer Blase bedroht. Nach Angaben der Citigroup sind erste Anzeichen in der Pharma- und Biotech-Branche auf dem alten Kontinent zu erkennen. Mit einer Standardabweichung von 2,25 könnte auch dort eine Blase entstehen.

(Foto: dpa)
Japanische Lebensmittel- und Getränkebranche
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In Japan bildet sich eine Blase bei Lebensmitteln und Getränken. Die Branche wirke überteuert, schreiben die Studienmacher. Mit einer Standardabweichung von 2,4 liegen die Preise klar über der Schwelle von 2,0.

(Foto: dpa)
US-Einzelhandel
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Eine weitere US-Branche, der eine Blase droht: der Einzelhandel. Er liegt mit einem Wert von 2,6 deutlich über dem durchschnittlichen Preislevel der vergangenen zehn Jahre, anhand derer die Standardabweichung bemessen wird.

(Foto: AFP)

Die jüngsten Warnungen von Fed-Chefin Janet Yellen und EZB-Chef Mario Draghi vor Übertreibungen auf den Finanzmärkten reichen für Shiller auch nicht aus. „Damit haben sich die Notenbanker nicht gegen den Wind auf den Märkten gestemmt, denn ihre Geldpolitik ist noch sehr expansiv.“

Eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt um einen halben Prozentpunkt sei nicht ohne Risiken, sagte Shiller. Insbesondere auf dem globalen Markt für Unternehmensanleihen könnte es zu heftigen Reaktionen kommen. Dennoch bleibt er bei seiner Forderung und fragt: „Warum sollte es schlecht sein, frühzeitig auf die Gefahr einer Überhitzung auf den Finanzmärkten hinzuweisen, wenn man gleichzeitig klarmacht, dass die US-Wirtschaft gesund ist?“ Das könne vielmehr dazu beitragen, dass Unternehmen wieder mehr investierten oder mehr Mitarbeiter einstellten.

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