Nobelpreisträger Robert Shiller „Drastische Leitzinserhöhung noch im Juni“

Das Platzen der US-Immobilienblase hatte er vorhergesehen, jetzt warnt er vor neuen Spekulationsmärkten.
Berlin Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller hat von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) eine schnelle Zinserhöhung gefordert, um die sich bildenden Spekulationsblasen auf den Finanzmärkten frühzeitig zu bekämpfen. „Ich könnte mir eine drastische Anhebung der Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt noch im Juni vorstellen“, sagte der Yale-Professor in einem Gespräch mit dem Handelsblatt.
Ein solch deutliches Signal müsse allerdings mit einer Erklärung der Notenbank verbunden werden, dass der Aufschwung in den USA intakt sei. Shiller verwies auf die stark gesunkene Arbeitslosenquote, die jetzt bei 5,4 Prozent liegt. Verbunden mit einer positiven Botschaft könnten die Märkte auch eine starke Zinsmedizin verkraften.
Die überraschende Forderung von Shiller kommt zu einem Zeitpunkt, da die Fed seit Monaten über den richtigen Zeitpunkt und das richtige Ausmaß für die erste Zinserhöhung seit 2006 diskutiert. Ökonomen hatten die Zinswende in den USA lange Zeit für die Notenbanksitzung Ende Juni vorausgesagt. Nach den zuletzt enttäuschenden Wachstumszahlen erwarten die Marktstrategen jetzt frühestens im September eine Zinserhöhung.
Das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten war nach einer ersten Schätzung des Handelsministeriums in den ersten drei Monaten beinahe zum Stillstand gekommen. Zugleich hat Shiller jedoch auf den Märkten für Aktien, Anleihen und Immobilien neue Preisblasen entdeckt. Der Ökonom hatte bereits die Internetblase um die Jahrtausendwende und die Immobilienkrise 2008 frühzeitig vorausgesagt.
Die jüngsten Warnungen von Fed-Chefin Janet Yellen und EZB-Chef Mario Draghi vor Übertreibungen auf den Finanzmärkten reichen für Shiller auch nicht aus. „Damit haben sich die Notenbanker nicht gegen den Wind auf den Märkten gestemmt, denn ihre Geldpolitik ist noch sehr expansiv.“
Eine Zinserhöhung zum jetzigen Zeitpunkt um einen halben Prozentpunkt sei nicht ohne Risiken, sagte Shiller. Insbesondere auf dem globalen Markt für Unternehmensanleihen könnte es zu heftigen Reaktionen kommen. Dennoch bleibt er bei seiner Forderung und fragt: „Warum sollte es schlecht sein, frühzeitig auf die Gefahr einer Überhitzung auf den Finanzmärkten hinzuweisen, wenn man gleichzeitig klarmacht, dass die US-Wirtschaft gesund ist?“ Das könne vielmehr dazu beitragen, dass Unternehmen wieder mehr investierten oder mehr Mitarbeiter einstellten.
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