Vor der Finanzkrise liehen sich Banken umfänglich untereinander Geld auf dem Interbankenmarkt. Seit der Lehman-Pleite ist dieser Markt quasi zum Erliegen gekommen. Untereinander leihen sich Banken häufig nur noch Geld gegen Sicherheiten – und selbst dann sind viele Institute wählerisch. Zu den alternativen Finanzquellen zählen zum Beispiel Spareinlagen der Kunden. Auch Anleihen, die zusätzlich mit Vermögenswerten wie Immobilienkrediten abgesichert sind, finden Abnehmer. Gerade in Krisenländern bleibt die EZB-Finanzierung aber oft der letzte Notnagel.
Früher legte die EZB vorab fest, welches Kreditvolumen sie den Banken anbietet. Die Banken mussten für diese Kredite Angebote machen. Überstieg die Nachfrage das Angebot, kamen zuerst die Banken zum Zuge, die die höchsten Zinsen boten (Preistender). Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers änderte sich das: Seither legt die EZB den Zinssatz fest, zu dem sie Geld verteilt, die Banken sagen, wie viel sie wollen (Mengentender). Das einzige Limit: Die Banken müssen im Gegenzug ausreichende Sicherheiten stellen.
Die nationalen Notenbanken filtern unter allen neuen Wertpapieren diejenigen heraus, die gut genug sind, um als Sicherheit zu gelten. Die Wertpapiere müssen bestimmte Merkmale erfüllen, wie etwa ein ausreichend gutes Rating. Alle EZB-fähigen Wertpapiere werden dann von den nationalen Notenbanken an die EZB gemeldet. Diese veröffentlicht auf dieser Basis die EZB-Liste der notenbankfähigen Sicherheiten.
Nationale Notenbanken sind der EZB gegenüber weisungsgebunden. Bei absichtlichen Verstößen könnte die EZB zwar keine Strafen verhängen, aber vor Gericht klagen – ein unwahrscheinliches Szenario. Tatsächlich werden Unstimmigkeiten eher im EZB-Rat angesprochen und so geregelt.
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