Preisentwicklung Bundesbank rechnet Ende des Jahres mit vier Prozent Inflation

Corona bringt das Preisgefüge durcheinander.
Frankfurt Nach Einschätzung der Bundesbank könnte die Inflationsrate in Deutschland gegen Ende des Jahres „vorübergehend vier Prozent“ erreichen. Für den Euro-Raum, der entscheidend für die Geldpolitik ist, erwarten die Experten der Notenbank eine Preissteigerung auf „vorübergehend deutlich über zwei Prozent“, wie es im jüngsten Monatsbericht heißt. Dabei spielen zahlreiche Sonder- und Basiseffekte eine Rolle, vor allem im Bereich Energie und Nahrungsmittel.
In Deutschland wirkt sich auch die vorübergehende Absenkung der Mehrwertsteuer aus. Außerdem werde die zurzeit zu beobachtende weltweite Verteuerung von Rohstoffen und Vorprodukten den Verbraucherpreisen mit Verzögerung zusetzen. Dies stelle ein gewisses „Aufwärtsrisiko“ dar, schreibt die Bundesbank. Der Einfluss auf die Kerninflation, bei der Energie und Nahrungsmittel ausgeklammert sind, sei aber gering.
Zurzeit spielt das Thema „Inflation“ vor allem mit Blick auf die USA an den Kapitalmärkten eine wichtige Rolle. Ökonomen und Investoren befürchten, dass die großzügigen Ausgabenprogramme der Regierung unter Präsident Joe Biden zu einer Überhitzung der Wirtschaft und damit zu einem Anstieg der Preise führen könnten.
Dabei gehen von der US-Notenbank Fed gemischte Signale aus, was eine mögliche Reaktion auf ein Anziehen der Inflation angeht. Grundsätzlich ist die Fed bereit, für eine Weile auch eine Preissteigerung oberhalb des angestrebten Ziels von zwei Prozent zu tolerieren; zuletzt lag sie bei gut vier Prozent. Immer wieder gibt es aber Diskussionen darüber, wann die Fed möglicherweise beginnt, ihre expansive Geldpolitik einzuschränken.
Die Bundesbank hat dazu eine Simulationsrechnung angestellt. Danach wird das Bruttoinlandsprodukt in den USA im laufenden Jahr durch Bidens Programme um 2,5 bis 3,0 Prozent höher ausfallen, als ohne diesen Anschub zu erwarten gewesen wäre. „Damit würde die US-Ökonomie in den Bereich der Überauslastung gelangen“, heißt es.
Sechs Prozent Defizit im Bundeshaushalt
Die Inflationsrate wird dort nach dieser Rechnung in den Jahren 2021 bis 2023 um einen Prozentpunkt nach oben gedrückt, zumal die Fed vor 2022 wahrscheinlich nicht gegensteuert. „Schon im Jahr 2023 dürfte der Stimulus weitgehend ausgelaufen sein“, heißt es weiter.
Die Bundesbank beschäftigt sich auch mit der deutschen Finanzpolitik. „Das deutsche Staatsdefizit könnte sich im laufenden Jahr auf eine Größenordnung von sechs Prozent des BIP zubewegen – ausgehend von gut vier Prozent im Jahr 2020“, schreiben die Experten. Sie sehen aber große Reserven im Bundeshaushalt, sodass die Planwerte bei der Schuldenaufnahme wahrscheinlich nicht erreicht werden.
Im kommenden Jahr sollte das Defizit geringer ausfallen, weil dann die Wirtschaft wieder geöffnet ist. Ob die verschiedenen durch Corona bedingten Lockerungen der Verschuldungsregeln auch 2022 noch gelten, sollte erst später im Jahr entschieden werden, raten die Experten.
Mehr: Warum Inflation, Renditen, Schulden auch Grund zu Optimismus geben.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.