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Ratssitzung EZB bleibt im Krisenmodus – Lagarde lobt Kanzlerkandidatin Baerbock

Christine Lagarde sieht noch einen langen Weg bis zum Ende der Krisenpolitik. Es wird deutlich: Eine Drosselung der Anleihekäufe ist vorerst nicht in Sicht.
22.04.2021 Update: 22.04.2021 - 18:28 Uhr 4 Kommentare
Seit Jahresbeginn hat die Inflation im Euro-Raum deutlich zugelegt. Quelle: dpa
EZB in Frankfurt am Main

Seit Jahresbeginn hat die Inflation im Euro-Raum deutlich zugelegt.

(Foto: dpa)

Frankfurt Eine emotionale Reaktion zeigt Christine Lagarde am Donnerstag vor allem bei einem Thema, das mit Geldpolitik nichts zu tun hat. Angesprochen auf die Kanzlerkandidatur der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock in Deutschland, lässt die EZB-Präsidentin deutliche Sympathien durchblicken. Die Kandidatur zeige, dass man „keine ältere grau- oder weißhaarige Person sein muss, um in die Politik zu gehen und für sein Talent anerkannt zu werden“, sagt Lagarde, die früher französische Finanzministerin war.

Ähnlich wie Baerbock, die in ihrer Jugend Trampolinspringen als Leistungssport betrieb, war Lagarde vor langer Zeit als Synchronschwimmerin sportlich aktiv und errang eine Bronzemedaille bei den französischen Meisterschaften. Die EZB-Präsidentin setzt sich zudem sehr stark dafür ein, dass die Notenbank eine stärkere Rolle beim Klimaschutz übernimmt. Dies spielt vor allem bei der Debatte um die neue Strategie der EZB eine wichtige Rolle.

Überlagert wird diese aktuell aber von ihrer Krisenpolitik in der Corona-Pandemie. Daran wird sich auch in den nächsten Monaten wenig ändern, wie der EZB-Rat auf seiner Sitzung unterstrichen hat. Er beließ auch den für die Geldpolitik entscheidenden Einlagenzins auf dem bisherigen Rekordtief von minus 0,5 Prozent. Banken müssen also Minuszinsen zahlen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB halten.

Auch an ihrem Anleihekaufprogramm (PEPP) nahm die EZB keine Änderungen vor. Dieses beläuft sich auf 1,85 Billionen Euro und soll bis März 2022 laufen. Im März hatte sie beschlossen, das Tempo ihrer Anleihekäufe im zweiten Quartal „signifikant“ zu beschleunigen. Damit will sie weiter günstige Finanzierungsbedingungen im Euro-Raum sichern.

Wie es danach mit den Käufen weitergeht, ist noch offen. „Wir müssen noch einen langen Weg gehen, bis wir die Brücke der Pandemie überquert haben und die wirtschaftliche Erholung stabil ist“, sagte Lagarde auf ihrer Pressekonferenz. Über eine Drosselung der Anleihekäufe sei nicht diskutiert worden.

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Einen Tag vor der EZB-Sitzung hatte die kanadische Notenbank angekündigt, ihre Anleihekäufe in der Corona-Pandemie zu reduzieren. Auch in den USA wird darüber diskutiert, wann die Notenbank Fed ihre Anleihekäufe herunterfahren könnte, obwohl sie dafür noch keine Signale gegeben hat.

Dagegen machte Lagarde deutlich, dass die Situation im Euro-Raum nicht mit der in den USA vergleichbar ist. Die wirtschaftlichen Aussichten in den USA seien deutlich besser. Wenn die Fed ihre Anleihekäufe reduzieren sollte, heißt das laut Lagarde nicht, dass die EZB ihr folgt.

Commerzbank-Chefvolkswirt erwartet weitere Ausweitung der Anleihekäufe

Die Aussichten für die Wirtschaft im Euro-Raum schätzt Lagarde nach oben und unten sehr offen ein. Das Bild sei weiter ähnlich wie im März. Es gebe Hoffnung durch die zunehmenden Impfungen, aber auch Risiken durch neue Varianten des Coronavirus, die dazu führen könnten, dass die Beschränkungen der Wirtschaft noch länger bestehen bleiben. Die EZB erwartet, dass die Inflation im Euro-Raum in den nächsten Monaten steigen wird. Der zugrundeliegende Preisdruck bleibt laut Lagarde aber verhalten.

Ökonomen werten ihre Aussagen während der Pressekonferenz eher als Signal für eine weiter sehr lockere Geldpolitik. Die EZB-Präsidentin habe klar vermittelt, dass Kanada weit weg sei, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Wir rechnen sogar damit, dass die EZB das PEPP-Programm im Herbst vermutlich um 250 Milliarden Euro erhöhen wird.“

Auch Pictet-Analyst Frederik Ducrozet sieht vorerst die Befürworter einer lockeren Geldpolitik in der Überzahl. Allerdings hält er es für möglich, dass sich die Debatte im Juni dreht, wenn die Impfungen fortschreiten und sich eine Öffnung der Wirtschaft im Euro-Raum abzeichnet.

Mehr: Die wichtigsten Aussagen von Christine Lagarde können Sie hier im Liveblog nachträglich verfolgen.

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4 Kommentare zu "Ratssitzung: EZB bleibt im Krisenmodus – Lagarde lobt Kanzlerkandidatin Baerbock"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • @ Herr Carsten Ax,
    Sie haben absolut Recht und ich teile Ihre Meinung.
    So lange die deutschen Politiker damit einverstanden sind, wird sich auch in d. Zukunft nichts ändern. Leider, der deutsche Michel läßt grüßen.

  • Höhere Zinsen passen nicht in den erhofften Aufschwung in die Zeit nach den Corona-Einschränkungen. Die EZB handelt völlig richtig. Wir sind ein einer Zeit angekommen, wo Staatsbanken anders handeln müssen als die alte Tante Deutsche Bundesbank, siehe Japan, dort hat man es schon längst verstanden und hat Erfolg damit. Der Erfolg von Japan in der Geldpolitik ist den Monetaristen schmerzhaft peinlich.

  • Die Arroganz der EZB ist unerträglich und macht mich wütend.
    Es ist nicht die Aufgabe der EZB Politik zu machen und ESG-Programm aufzulegen. Es ist sogar verboten.
    Was die EZB inzwischen macht ist glasklar Staatsfinanzierung und verstößt gegen das Mandat.
    Besonders die Bevorzugung der Pleitestaaten bei den Aufkäufen ist ein Unding.
    Es ist auch nicht die Aufgabe von Genossin Lagard eine augenscheinlich nicht besonders fähige Kandidatin zu rühmen.
    EZB und EU sind inzwischen jedes Mittel recht.

    Auch Isabel Schnabel, die letztens politischen Druck auf das BVerfG ausübte, reiht sich in die Sorte Quotenfrauen ein, die nicht eine Sekunde versuchen wollen gleich gut zu sein, wie ihre (meist männlichen) Vorgänger, sondern die sich von Anfang an gegenüber ihren Ernennern (hier dem Bund) willfährig verhalten.

  • Na also, alles andere wäre mental defizitär.

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