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Ratssitzung EZB will Tempo der Anleihekäufe erhöhen und erwartet 2021 höhere Inflation

Die EZB reagiert auf den jüngsten Anstieg der Renditen von Staatsanleihen. Für dieses Jahr schraubt die Notenbank ihre Inflationsprognose deutlich nach oben.
11.03.2021 Update: 11.03.2021 - 18:37 Uhr 3 Kommentare
Dieses Jahr erwartet die Zentralbank eine Teuerungsrate von 1,5 Prozent. Quelle: AFP
Die EZB-Zentrale in Frankfurt

Dieses Jahr erwartet die Zentralbank eine Teuerungsrate von 1,5 Prozent.

(Foto: AFP)

Frankfurt, Düsseldorf Die Europäische Notenbank (EZB) will das Tempo ihrer Anleihekäufe im zweiten Quartal deutlich erhöhen. Das gab die Notenbank am Donnerstag bekannt. Damit reagiert die EZB auf den Renditeanstieg am Anleihemarkt. Im aktuellen Umfeld bleibe „die Sicherstellung günstiger Finanzierungsbedingungen während der Pandemie-Phase entscheidend“, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag auf ihrer Pressekonferenz nach der Ratssitzung.

In einem Statement heißt es zudem, die Anleihekäufe des in der Corona-Pandemie aufgelegten Programms PEPP sollten „im nächsten Quartal deutlich schneller als in den ersten Monaten dieses Jahres getätigt werden“.

Die Entscheidung zeigte gleich Wirkung: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen fiel, und der deutsche Leitindex Dax stieg auf ein Rekordhoch. Auch die Verzinsungen italienischer, portugiesischer und spanischer Anleihen gaben deutlich nach.

In den vergangenen Wochen sind die Renditen von Anleihen deutlich gestiegen. Als wichtiger Auslöser gilt das geplante Konjunkturpaket von US-Präsident Joe Biden im Umfang von etwa 1,9 Billionen Dollar. Ökonomen erwarten dadurch ein deutlich höheres Wachstum in den USA, aber auch eine höhere Inflation. Das sorgte für höhere Renditen in den USA, die auch die Renditen in Europa angeschoben haben. Die Anleiherenditen sind eine wichtige Orientierungsmarke für Banken und andere Finanzakteure. Die EZB sieht daher die Gefahr, dass sich dadurch die Finanzierungsbedingungen insgesamt verschlechtern könnten.

Ökonomen reagierten unterschiedlich auf die EZB-Entscheidung. Laut dem Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, „muss die EZB den Zinsanstieg begrenzen, damit die Finanzierungsbedingungen ausreichend positiv bleiben“. Dagegen sieht der Ökonom des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Friedrich Heinemann, keinen Handlungsbedarf. „Nirgendwo in Europa wird die Erholung derzeit durch zu hohe Zinsen behindert“, sagte er, „sondern durch die Pandemie und neue Lockdowns.“

Offen blieb auch in Lagardes Pressekonferenz, was genau mit einem deutlich höheren Kauftempo gemeint ist. Eine genaue Zahl habe sie nicht im Kopf, sagte Lagarde. „Wir haben beim PEPP volle Flexibilität, das ist der Eckpfeiler von PEPP.“

Kräftige Erholung der Wirtschaft erwartet

Die Notenbank rechnet mit einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung in diesem Jahr. Laut Lagarde bleiben aber die kurzfristigen Konjunkturaussichten unsicher - insbesondere in Bezug auf die Dynamik der Pandemie und die Geschwindigkeit der Impfkampagnen. Die EZB rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,0 Prozent.

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Außerdem hob sie ihre Inflationsprognose für dieses Jahr von 1,0 auf 1,5 Prozent an. Es sei zwar möglich, dass die Rate Ende des Jahres zwei Prozent erreichen könne, sagte Lagarde. Die EZB werde aber durch die Entwicklung „hindurchsehen“. Der Anstieg sei voraussichtlich vorübergehend und werde nicht zu einem grundlegenden Preisauftrieb führen.

Eine Ausweitung ihrer Hilfen für die Wirtschaft beschloss die EZB nicht. Sie hatte erst im Dezember ihr Kaufprogramm in der Corona-Pandemie auf 1,85 Billionen Euro ausgeweitet. Von diesem Volumen hat sie erst rund 850 Milliarden Euro ausgeschöpft. Auch den für die Geldpolitik entscheidenden Einlagenzins beließ die EZB auf dem bisherigen Niveau von minus 0,5 Prozent. Das heißt: Banken müssen für überschüssige Liquidität, die sie bei der EZB halten, einen Minuszins zahlen.

Mehr: Investoren am Anleihemarkt setzen auf die EZB.

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3 Kommentare zu "Ratssitzung: EZB will Tempo der Anleihekäufe erhöhen und erwartet 2021 höhere Inflation"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Einer der kommenden schwarzen Schwäne für die Finanzmärkte könnte von Europa ausgelöst werden. Wenn die Eurozone implodieren würde. Deshalb wird alles getan werden, die Eurozone liquide zu halten mit niedrigen Zinsen. Das Verbot der Staatsfinanzierung durch die Notenbank wird ohnehin nicht mehr lange bestehen bleiben können. Staaten durch ungefesselte Finanzmärkte zu finanzieren war von vornherein ein Unfug, das ist nicht zu leisten, schon gar nicht, wenn Japan und China es ganz anders machen und damit erfolgreich sind, seit 30 Jahren. Eine weiterer schwarzer Schatten am Horizont ist die schwarze Vogelschar der Krypto-Währungen, wer weiß, welcher Hedgefonds die Bitcoin verschränkt hat mit dem normalen Finanzmarkt und somit unberechenbare Aktionen folgen werden, die die Börsen stürzen lassen. Nur gut, dass wir diese Schöpfgeld-System haben, so dass man schnell Schöpfgeld (Giralgeld) aus dem Nichts erzeugen kann um wieder und wieder zu löschen, die Brände, die freche Finanzmarkt-Buben gelegt haben.

  • Herr Meier, Ihren Ausführungen kann ich nur komplett zustimmen.

    Ergänzen möchte ich noch, dass die EZB seit geraumer Zeit ihr Mandat in rechtswidriger Form ausweitet, um verbotenerweise de facto Staatsfinanzierungen betreibt.

    Ablenkungsmanöver in Richtung Inflationsthemen soll - so meine Meinung - nur von einer längst gewollten Schuldenunion ablenken, zu Lasten der Staaten die gut gewirtschaftet haben und notwendige Reformen vorgenommen haben.
    Bin gespannt, wie die laufende Klage beim BGH ausgeht.
    Ein wichtiger Grundsatz bei der Gründung der EU wird damit von unfähigen Politikern bzw. im Augenblick von Politikerinnen "über Bord geworfen".

    Ich verstehe nicht, dass Frau Lagarde überhaupt zur Chefin der EZB hat berufen werden können, ist sie doch vor einigen Jahren in meiner Erinnerung in Frankreich rechtskräftig wegen (ich glaube) Untreue oder Betruges zu Lasten des Staates mit einer Schadenssumme von ca. 400 Mio. Euro verurteilt worden.

    Damit wäre sie in Deutschland nicht Direktorin einer Volksbank oder Sparkasse werden können.

    Bei politisch bedingten Berufiungen ist das offensichtlich egal.

  • Es ist eigentlich egal, ob die Zinsen bei - 1% oder + 1% liegen. Marode Volkswirtschaften, in denen Populisten immer neue Wohltaten versprechen, verschulden sich immer weiter und wenn sie am Abgrund stehen, tun sie alles, um diejenigen, die sie bisher am Leben gehalten haben, mit in den Abgrund ziehen (Stichwort Schuldenunion). Die Zinsaufwandsquote der Unternehmen wäre auch bei +1% für das Überleben gesunder Unternehmen völlig irrelevant. Etwas anderes gilt natürlich für die Zombie-Unternehmen. Aber die fallen uns ohnehin irgendwann (leider mit noch mehr Verbindlichkeiten) auf die Füße. Der EZB, den europäischen Institutionen und den europäischen Nationalstaaten müsste doch irgendwann auffallen, dass die EU trotz unbeschränkter Öffnung der Finanzschleusen zu den wachstumsschwächsten Regionen zählt. Verantwortliche Politiker würden daraus den Schluss ziehen, dass der Hebel woanders angesetzt werden muss.

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