Robert Kaplan und Eric Rosengren „Bedauerlicherweise Fragen aufgeworfen“ – Fed-Präsidenten in Dallas und Boston verkaufen Aktienvermögen

Der Präsident der Federal Reserve in Dallas arbeitete in der Vergangenheit lange für die Investmentbank Goldman Sachs.
Düsseldorf Zwei der einflussreichsten Fed-Ökonomen in den USA verkaufen ihre Aktienbestände zum Ende des Monats. Das teilten die Präsidenten der regionalen Fed-Ableger in Dallas und Boston, Robert Kaplan und Eric Rosengren, am Donnerstag mit.
Hintergrund dieser Entscheidung ist die Kritik an den Handelsaktivitäten der beiden Präsidenten im vergangenen Jahr. Wie aus turnusmäßigen Veröffentlichungen der regionalen Notenbanken hervorgeht, vervielfachten Kaplan und Rosengren ihr Aktienvermögen im Corona-Jahr 2020 deutlich – Kritiker sehen eine Verletzung ethischer Grundsätze in Zeiten von massiven geldpolitischen Stimuli und nach wie vor unsicheren Konjunkturaussichten.
Er habe sich zu diesem Schritt entschieden, um „auch nur den Anschein jeglicher Interessenskonflikte“ zu vermeiden, sagte Kaplan in einem Statement. In einer sehr ähnlichen Mitteilung erklärte Rosengren, seine Investitionsentscheidungen hätten „bedauerlicherweise einige Fragen aufgeworfen“. Die Verkäufe der Investments zeigten, dass er die ethischen Werte der Notenbank teile.
Die beiden Fed-Präsidenten erklärten, die Erlöse stattdessen in breit streuende Indexfonds zu investieren und als Cash-Reserven zu halten. Auch versicherten sie, Investments in Einzelaktien solange zu unterlassen, wie sie im Amt seien.
Das „Wall Street Journal“ hatte die Veröffentlichungen der regionalen Notenbanken am Dienstag im Detail ausgewertet. Demnach hielt Kaplan in 27 Fällen mindestens eine Million US-Dollar in Einzelaktien, aktiv gemanagten Fonds oder Alternativen Anlagen. Zudem erfolgten in mindestens 22 Fällen Käufe oder Verkäufe im Volumen von mindestens einer Million US-Dollar. Zu den gehaltenen Einzeltiteln zählen beispielsweise Apple, Amazon, Alibaba und Tesla. Die Auswertung der Zeitung geben jedoch keine Indikation über die exakte Wertentwicklung des Gesamtportfolios.
Recherchen der Nachrichtenagentur Bloomberg zeigen, dass Rosengren Anteile an vier verschiedenen auf Immobilien spezialisierten Investmentfonds hielt. Auch er tätigte eine Reihe von Transaktionen. Ein interessantes Detail: Zuletzt hat Rosengren mehrfach öffentlich vor einer Überhitzung des Immobilienmarkts gewarnt. Auch Kaplan hat maßvolle monetäre Unterstützung angemahnt.
Weiter viel Unterstützung durch die Fed
Mit Ausbruch der Coronakrise hat sich die geldpolitische Unterstützung durch die US-Notenbank massiv ausgeweitet. Der Leitzins liegt noch immer an der Nulllinie, zudem kauft die Fed monatlich Anleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 120 Milliarden Dollar. Auch in den USA wird über diesen Kurs seit vielen Wochen kontrovers diskutiert angesichts klarer Erholungstendenzen der Konjunktur.
Die Flut an billigem Geld stützt auch die Aktienkurse: Die wichtigsten Indizes an der Wall Street liegen sehr nah an ihren Rekordniveaus. Beispielsweise hat sich der marktbreite S&P 500 seit seinem Corona-Tief verdoppelt.
Insgesamt gibt es zwölf regionale Fed-Notenbanken. Fünf der zwölf Präsidenten sitzen zusätzlich zu den sieben Fed-Gouverneuren – sie werden vom Präsidenten nominiert – im Offenmarktausschuss (Federal Open Market Committee). Dort werden die wesentlichen Offenmarktentscheidungen getroffen.
Anteilseigner der zwölf Fed-Ableger sind die privaten Mitgliedsbanken. Diese Mitgliedschaft wiederum ist gesetzlich ab einer bestimmten Größe festgelegt. Die regionalen Banken haben die Aufgabe, die Geldpolitik praktisch umzusetzen.
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