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Safe oder Bankschließfach Wie Sparer Bargeld bunkern sollten

In Zeiten von Minuszinsen wird Bargeld zunehmend reizvoller. Aber wer hohe Summen in Scheinen aufbewahren will, sollte sich intensiv mit den Risiken auseinandersetzen.
17.10.2019 - 17:16 Uhr Kommentieren
Illustration von bunten Tresoren: Jeder Safe ist auch ein Anziehungspunkt für Kriminelle. Quelle: Corbis/Getty Images
Tresore

Illustration von bunten Tresoren: Jeder Safe ist auch ein Anziehungspunkt für Kriminelle.

(Foto: Corbis/Getty Images)

Frankfurt Bei der Firma Döttling in Sindelfingen kann man einen Tresor mit dem Namen „Narcissus“ bestellen. Ein wahres Stahlungetüm, das in Zusammenarbeit mit Karl Lagerfeld entworfen wurde. Alternativ gibt es einen Safe mit dem Namen „Gatsby“, der aussieht wie ein mächtiger Lederkoffer aus der vermeintlich guten, alten Zeit. Solche Luxus-Speicher lassen sich mit Gold, kostbaren Weinen und Zigarren, teuren Uhren und jeder Art von Schmuck füllen – und mit Bargeld.

Bei Döttling wird der Tresor, der zum Aufbewahren von Werten dient, selbst zum Wertgegenstand: Ein solcher Stahlschrank kann mehrere 100 000 Euro kosten.

Wer sich diesen Luxus leistet, verstößt allerdings gegen einen wichtigen Grundsatz: Bargeld und andere Werte sollten möglichst unauffällig verwahrt werden. Das Konzept der schwäbischen Luxusfirma hat also seine Tücken; im Frühjahr rutschte sie übrigens wegen mangelnder Nachfrage in die Insolvenz. Mittlerweile wurde ein Investor gefunden, die Firma firmiert jetzt unter dem Namen Döttling Luxury Safes.

Es liegt nahe, Wertgegenstände in einem Safe aufzubewahren, auf den man jederzeit Zugriff hat. Allerdings ist jeder Safe auch ein Anziehungspunkt für Kriminelle.

Wenn dieser Tresor nicht gut verankert oder nicht sehr schwer ist, nehmen Einbrecher ihn unter Umständen komplett mit und haben dann alle Wertsachen darin beisammen.

Safes bieten sich an für die Sicherung von Schmuck und ähnlichen Wertgegenständen. Aber wie sinnvoll ist es, Bargeld in größeren Summen darin zu bunkern? Wer mit diesem Gedanken spielt, muss sich mit einigen Fragen auseinandersetzen. Wozu soll diese Aufbewahrung dienen?

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Ist sie wirklich geeignet, den gewünschten Zweck zu erfüllen? Und selbst wenn: Lagert das Geld wirklich besser im eigenen Haus oder nicht doch in einem Bankschließfach? Und nicht zuletzt gilt es, sich gegen Verlust abzusichern und allzu hohe Kosten zu vermeiden.

Ein wichtiges Motiv, Bargeld zu bunkern, sind die niedrigen Zinsen. Die Geldpolitiker der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sie im September erneut gesenkt – der Einlagenzins für Banken bei der EZB sank auf minus 0,5 Prozent. Falls im Euro-Raum eine Rezession näherrückt, könnte es noch weiter heruntergehen. Dabei fürchten die Geldpolitiker einen Punkt: den negativen Zinssatz, ab dem Anleger massiv Bargeld abheben, um Minuszinsen zu entgehen.

Noch sind wir allerdings nicht so weit. Bislang geben Banken die Minuszinsen nur an vermögende Kunden weiter. Die meisten berechnen ihren Privatkunden Minuszinsen erst bei Summen ab 100 000 Euro – wenn überhaupt. Einige Banken, vor allem kleinere Institute im Ausland, zahlen sogar noch etwas Zinsen auf Einlagen. Die Angebote werden auch über spezielle Dienstleister wie etwa Weltsparen vermarktet. Die Webseite handelsblatt.com bietet zudem einen Tagesgeldrechner.

Selbst wenn die Zinsen noch weiter sinken sollten, muss das nicht unbedingt die Sparer treffen. Denn seit September gibt es für die Banken Freibeträge, bis zu denen sie ihr Geld zu null Prozent bei der EZB anlegen können. Es liegt daher nahe, dass es auch bei Freibeträgen für die Sparer bleibt. Außerdem sollten Anleger, die große Summen auf Konten halten wollen, das Geld ja auch auf mehrere Banken verteilen.

Die Minuszinsen allein dürften daher, ganz rational betrachtet, bisher allein noch keinen Grund abgeben, Bargeld zu bunkern. Hinzu kann aber der Wunsch kommen, einen Teil des Geldes wegen einer möglichen Finanzkrise bar zu horten. Bei der letzten Krise hat allerdings in Deutschland kein Sparer Geld verloren. Beim Zusammenbruch einer einzelnen Bank greift die Einlagensicherung, die in der Europäischen Union gesetzlich mindestens 100 000 Euro garantieren muss.

Bei großen Systemkrisen könnte es im Prinzip aber dazu kommen, dass Anleger Geld verlieren. Sollte das Währungssystem zusammenbrechen, verliert möglicherweise auch Bargeld an Wert – dagegen hilft allenfalls etwa die Einlagerung von Gold. Selbst für Experten ist es kaum möglich, das Risiko derartiger Katastrophen richtig einzuschätzen. Aber wahrscheinlich ist es kleiner als zum Beispiel die Gefahr, dass ein Tresor bei einem Einbruch gestohlen wird.

Schließfächer als einfache Lösung

Soll das Geld also zu Hause oder im Schließfach aufgehoben werden? Das Schließfach ist eine relativ einfache Lösung. Außerdem schützen die Banken ihre Gebäude möglicherweise besser als Privatleute. Rüdiger Reges von der Polizei Frankfurt rät daher, Wertsachen zur Bank zu bringen: „Am sichersten ist es, gar nichts zu Hause zu haben. Wir plädieren immer für ein Bankschließfach.“ Reges und Kollegen beraten Bürger beim Schutz gegen Einbruch. Ein Problem bei Schließfächern: Manche Banken bieten keine an, andere wiederum stellen sie nur Kunden bereit, die ein Konto bei ihnen haben.

Ein typisches Beispiel für die externe Lagerung: Die BB-Bank bietet ab 40 Euro Jahresgebühr Wertfächer an, wobei der Preis von der Größe abhängt. Bis 10 000 Euro ist der Inhalt versichert, darüber kostet es 1,50 Euro Versicherungsgebühr pro 1 000 Euro Wert. Die Versicherungskosten bewegen sich also im Promillebereich. Die pauschale Versicherung vonseiten einer Bank ist üblich für Wertsachen zwischen 2 000 und 10 000 Euro. Allerdings bieten manche Geldhäuser auch gar keine Absicherung.

Hilfreich kann daher sein, ein Schließfach extern zu versichern. Bei der R+V sind zum Beispiel in einem Hausrattarif auch Schließfachinhalte bis zu 20 000 Euro enthalten. Außerdem lassen sich für gut ein Promille Gebühr höhere Summen absichern. Die Öffentliche Oldenburg bietet einen ähnlichen Tarif für 1,50 Euro je 1 000 Euro Versicherungssumme an.

Für die Schließfachgebühr hat die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr eine Preisspanne von 40 bis über 300 Euro im Jahr festgestellt. Dabei hat sie ein Schließfach unterstellt, in das ein breiter Aktenordner hineinpasst und einem Volumen von über sieben Litern entspricht. Die Commerzbank bietet Schließfächer bis zu acht Litern für 99 Euro jährlich an.

Zum Vergleich: 5 000 Scheine zu 200 Euro nehmen gut sechs Liter in Anspruch. Man kann in so einem Fach also locker eine Million unterbringen. Bei solchen Summen bleiben die Kosten samt Versicherung im Promillebereich.

Wer das Geld – oder andere Wertsachen – doch lieber zu Hause aufbewahrt, sollte darauf achten, dass die gesamte Wohnung möglichst einbruchsicher ist, sagt der Polizei-Experte Reges. Dabei kommt es vor allem auf die Qualität der Türen und Fenster an. Bei den Tresoren empfiehlt der Verband der Schadenversicherer (VdS) eine feste Verankerung des Safes in der Wand oder im Boden, am besten mit gerade abschließenden Flächen. Wer die Möglichkeit hat, sollte das schon beim Bau mit einplanen.

Allenfalls Tresore ab einer Tonne Gewicht können ohne Verankerung aufgestellt werden, weil bei denen der Abtransport für Einbrecher doch zu schwierig wäre. Reges bringt es auf die Formel: „Je schwerer, desto besser.“

Und der Experte warnt vor Billiglösungen. „So ein kleines Schranktresörchen zum Reinstellen, das taugt nichts“, sagt er. Außer der Verankerung muss auch die Qualität des Safes selbst stimmen. Der VdS teilt diese „Wertschränke“ in verschiedene Sicherheitsklassen ein, an denen sich die meisten Versicherer orientieren. Dabei gilt: Je höher die Versicherungssumme, desto größer muss die Sicherheitsklasse sein.

Neben der Sicherheit ist auch die Geheimhaltung wichtig. Tresore sollten „möglichst versteckt“ untergebracht werden. Über den Erwerb eines Wertschutzschrankes sollte der Besitzer zudem Stillschweigen bewahren, rät daher die Gothaer Versicherung. Die Anbieter sehen es ähnlich. Die Firma Dreisörner in Frankfurt zum Beispiel hat ausgesprochene „Geheimtresore“ im Programm und verspricht: „Wir lassen sogar ganze Tresorräume verschwinden.“ Die Devise heißt also: viel Sicherheit, aber wenig drüber reden.

Heimische Tresore werden durch die Hausratversicherung abgesichert. Dabei gibt es meist auch einen bestimmten Basisbetrag: Bei der R+V etwa sind es 200 Euro an Wertsachen je Quadratmeter Wohnfläche.

Was darüber hinausgeht, wird in der Regel individuell vereinbart. Die Preise hängen von verschiedenen Faktoren ab – auch von der Wohngegend. Die Branche ist daher zurückhaltend mit der Angabe möglicher Preise. Aber es liegt nahe, dass sie häufig höher sind als bei Bankschließfächern.

Rechnungen aufbewahren

Die beste Versicherung nützt aber nichts, wenn man den Schaden nicht nachweisen kann. Daher empfiehlt es sich, von dem Inhalt des Tresors – ob nun bei der Bank oder zu Hause – eine genaue Auflistung zu machen, am besten mit Fotos, und bei Wertsachen auch Rechnungen oder Expertisen, die den Wert bestätigen.

Ein wichtiger Punkt ist dabei auch: Wenn der Einbrecher den Tresorschlüssel oder die Zahlenkombination für den Safe findet, dann hat der Besitzer das Nachsehen. Versicherer warnen daher davor, den Schlüssel oder entsprechende Angaben in der Wohnung zu lassen, wenn man sich dort nicht aufhält. Häufig wird zudem empfohlen, lieber ein Zahlenschloss zu wählen. Die Gothaer nennt den Grund: „Einbrecher, die einen Wertschutzschrank vorfinden, suchen erfahrungsgemäß intensiv und rücksichtslos nach dem zugehörigen Schlüssel.“

Wer lieber auf Bargeld als auf elektronische Zahlen vertraut, geht im Übrigen auch noch ein sehr spezielles Risiko ein: Falschgeld angedreht zu bekommen. Die hessische Polizei warnt, dass das zum Beispiel bei Verkäufen über Onlineportale wie Ebay passiert. Offenbar gibt es Fälscher, die sich darauf spezialisiert haben, auf diesem Weg ahnungslosen Verkäufern ihre Blüten anzudrehen.

Wer Falschgeld bekommt, hat keinen Anspruch auf Ersatz. Wer es wissentlich weitergibt, begeht sogar eine Straftat. Die Polizei rät, in jedem Fall Telefonnummer, Namen und eventuell auch das Autokennzeichen von einem Käufer zu notieren, der große Summen bar bezahlt. Als Warnzeichen gilt auch, wenn Käufer keine Anstalten machen, über den Preis zu verhandeln. Auf der Webseite der Bundesbank finden sich zudem genaue Angaben, wie man die Echtheit von Geldscheinen überprüfen kann.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Bargeld ist Geld zum Anfassen. Aber gerade das birgt auch Risiken, die man beachten muss.

Mehr: Für Anleger funktioniert die klassische Aufteilung in Zins- und Dividendenpapiere nicht mehr. Die Lösung ist im Grunde simpel, sagt ein Vermögensverwalter.

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