Schweizer Notenbank SNB schüttet trotz Milliardenverlust eine Dividende aus

Die SNB hat im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 15 Milliarden Franken verbucht.
Zürich Die Zahl ist tiefrot: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwartet für das Jahr 2018 einen Verlust von rund 15 Milliarden Franken. Trotzdem schüttet die Notenbank ihren Eigentümern – darunter die Kantone der Schweiz – rund zwei Milliarden Franken aus. Möglich machen das die enormen Reserven der Notenbank: Rund 45 Milliarden Franken hat die Bank für schlechte Zeiten zurückgelegt. Das Milliardenminus kann die SNB also locker verkraften. Trotzdem wirft es ein Schlaglicht auf die Geldpolitik der Schweizer.
In der Finanzkrise hatten Investoren aus aller Welt ihr Kapital in die Eidgenossenschaft gebracht. Dadurch gewann der Franken immer weiter an Wert. Für schweizerische Unternehmen wurde es zunehmend schwerer, im Ausland wettbewerbsfähig zu bleiben. Das beeinträchtigte auch die Geldpolitik der SNB. Um die weitere Aufwertung des Franken zu verhindern, griff die Notenbank am Devisenmarkt ein.
Dabei häufte sie enorme Reserven in Fremdwährungen wie Euro oder Dollar an. Das Geld hat die SNB auch in Anleihen und Aktien investiert, weshalb sie auch bei Firmen wie Amazon oder Facebook zu den Großaktionären zählt. Rund ein Fünftel der Fremdwährungspositionen der SNB stecken in Aktien.
Dieses milliardenschwere Engagement ist auch der Hauptgrund für den Verlust der SNB. Während die Hausse an den Märkten der Notenbank wiederholt satte Gewinne beschert hatte, wendete sich das Blatt im vergangenen Jahr. Die Korrektur an den Märkten brachte der Bank auf ihre Fremdwährungsreserven einen Verlust von rund 16 Milliarden Franken ein. Auch der Goldbestand verlor rund 0,3 Milliarden Franken an Wert.
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Um zwei Milliarden Franken zugelegt haben dagegen die Positionen, die auf den Schweizer Franken lauten, sodass unterm Strich ein Verlust von rund 15 Milliarden Franken erwartet wird. „Die SNB konnte im schwierige Marktumfeld des vierten Quartals 2018 den Schaden begrenzen“, urteilen die Ökonomen der UBS.
Trotz des erwarteten Milliardenverlusts erhalten die Kantone ihre Ausschüttungen und die Aktionäre ihre Dividende. Denn auch das ist eine Besonderheit der SNB: Als eine von einer Handvoll Notenbanken notieren ihre Aktien an der Börse. Allerdings sind die Ausschüttungen an die Aktionäre auf 15 Franken pro Aktie gedeckelt, zudem haben die Kleinaktionäre kaum Mitspracherechte. Sie können die Bank also auch nicht dazu zwingen, höhere Dividenden zu zahlen.
Das große Engagement an den Märkten macht die SNB für Schwankungen besonders anfällig. Wenn sich die Korrektur fortsetzt, bekäme das auch die Nationalbank zu spüren. Denn von ihren Anlagen kann sie sich derzeit kaum trennen. Ohnehin hatte der Franken in den vergangenen Monaten wieder stark zugelegt. Ein Verkauf der Reserven würde den Druck auf die Währung weiter erhöhen. Trotz des Milliardenverlusts muss sich die SNB also weiter als Großinvestor betätigen – ob sie will oder nicht.
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