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Sitzungsprotokolle EZB schließt mittelfristig höhere Inflation nicht mehr aus

Die Notenbank hält den aktuellen Preisschub nach wie vor für vorübergehend. Die Risiken hätten aber zugenommen, sodass die Inflation auch mittelfristig höher ausfallen könnte.
26.08.2021 Update: 26.08.2021 - 19:21 Uhr 1 Kommentar
Auf ihrer Sitzung im September entscheidet die Notenbank über das weitere Tempo ihrer Anleihekäufe. Quelle: dpa
EZB

Auf ihrer Sitzung im September entscheidet die Notenbank über das weitere Tempo ihrer Anleihekäufe.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Mitglieder des EZB-Rats sehen das Risiko, dass die Inflation im Euro-Raum nicht nur kurz-, sondern auch mittelfristig höher als erwartet ausfallen könnte. Das geht aus den Protokollen der EZB-Sitzung im Juli hervor, die an diesem Donnerstag veröffentlicht wurden.

Nach wie vor hält die Notenbank den Preisanstieg in diesem Jahr aber hauptsächlich für ein vorübergehendes Phänomen. Im Juli ist die Inflation im Euro-Raum nach dem europäischen Maß des harmonisierten Verbraucherpreisindexes (HVPI) auf 2,2 Prozent gestiegen. Im größten Mitgliedsland Deutschland lag sie nach der europäischen Berechnungsmethode bei 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der etwas anders zusammengesetzte deutsche Verbraucherpreisindex (VPI) stieg sogar um 3,8 Prozent.

Dies sei das erste Mal seit vielen Jahren, dass die EZB das Risiko erwähnt, dass die Inflation mittelfristig höher ausfallen könnte, kommentierte der EZB-Experte Frederik Ducrozet vom Schweizer Vermögensverwalter Pictet auf Twitter. In den vergangenen Jahren war die Inflation fast stetig niedriger ausgefallen, als die EZB prognostiziert hatte.

In ihren Prognosen von Juni geht die Notenbank davon aus, dass die Inflation im Euro-Raum im Jahr 2022 wieder auf 1,5 Prozent sinkt. Dies erklärt sie damit, dass der Preisanstieg aus ihrer Sicht vor allem mit kurzfristigen Effekten wie Lieferengpässen, Nachholeffekten beim Konsum und Basiseffekten zusammenhängt.

Zum Beispiel ist der Ölpreis im vergangenen Jahr wegen der Pandemie stark gefallen. Dadurch liegt er jetzt im Vergleich zu den sehr niedrigen Vorjahreswerten umso höher. In Deutschland kommt außerdem die Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung aus dem vergangenen Jahr hinzu.

Neue Prognosen zur Inflation legt die EZB auf ihrer Sitzung am 9. September vor. Lange hatten Ökonomen erwartet, dass sie dort bereits entscheiden könnte, wie es mit dem Anleihekaufprogramm PEPP weitergeht, das sie speziell für die Corona-Pandemie aufgelegt hat.

Es beläuft sich auf 1,85 Billionen Euro und ist bis Ende März 2022 befristet. Inzwischen gilt es aber als unwahrscheinlich, dass die Notenbank bereits im September dazu eine Entscheidung trifft. Wegen der neuen Unsicherheit über den Pandemieverlauf durch die Delta-Variante könnten Lagarde und ihre Kollegen noch zögern. In jedem Fall festlegen muss sich die EZB aber darüber, ob sie das zuletzt erhöhte Kauftempo bei den Anleihekäufen beibehalten will.

EZB könnte die sehr lockere Geldpolitik beibehalten

Laut Chefvolkswirt Philip Lane ist die Richtschnur bei der Entscheidung, dass die günstigen Finanzierungsbedingungen gewahrt werden müssten. Könne dies mit geringeren Käufen erreicht werden, werde weniger erworben. „Wenn mehr Käufe erforderlich sind, werden wir mehr Käufe unternehmen“, sagte er zuletzt im Interview mit der Agentur Reuters.

Im Vergleich zu anderen Notenbanken will die EZB damit länger an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhalten. In vielen Schwellenländern wie Brasilien, Mexiko oder Russland haben die Notenbanken bereits die Zinsen angehoben. Die kanadische Notenbank begann bereits im April damit, ihre Anleihekäufe zu reduzieren.

Aktuell richten sich nun die Blicke vor allem auf die US-Notenbank Fed. Vor ihrer Jackson-Hole-Konferenz am Freitag haben mehrere Fed-Vertreter ein baldiges Ende ihrer Anleihekäufe signalisiert. Zum Beispiel äußerten sich Fed-Vizechef Richard Clarida und eine Reihe regionaler Fed-Chefs wie Esther George, Mary Daly und Eric Rosengren in diese Richtung.

Viele Beobachter rechnen damit, dass die Fed noch in diesem Jahr ein Herunterfahren („tapern“) ihrer Anleihekäufe ankündigt. Hinweise darauf könnte Fed-Chef Jerome Powell in seiner Rede auf der Jackson-Hole-Konferenz am Freitag geben.

Mehr: Weltweit planen die Notenbanken das Ende von Geldflut und Niedrigzins – nur die EZB nicht

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  • Die gegenwärtigen Preiserhöhungen könnten nicht durch eine Leit-Zins-Erhöhung begrenzt werden. Die Strukturen der Preiserhöhungen sind nicht zins-sensibel. Erst wenn das erfolgreiche kapitalistische System wieder voll zur Entfaltung gekommen sein wird, d.h. der gnadenlose Wettbewerb, fressen und gefressen werden, wieder installiert sein wird, könnte die EZB mit Leit-ZIns-Erhöhungen eine Inflations-Dynamik begrenzen.

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