Angenommen, ein Italiener will in Deutschland eine Maschine oder eine Anleihe für 100.000 Euro kaufen. Dann holt sich seine Hausbank bei der Bank von Italien per Kredit das Recht über 100.000 Euro Zentralbankgeld zu verfügen, und schickt diese nach Deutschland. Das geht so: Die Bank von Italien bittet die Bundesbank, der Hausbank des Zahlungsempfängers 100.000 Euro auf deren Bundesbankkonto gutzuschreiben. Im Gegenzug bekommt der deutsche Zahlungsempfänger von seiner Hausbank 100.000 Euro auf dem Girokonto gutgeschrieben.
Die Bank von Italien hat per Kreditvergabe an die italienische Bank das nötige Zentralbankgeld geschaffen, um die Rechnung aus Deutschland zu begleichen. Derzeit bekommt sie wegen der Nullzinspolitik dafür keine Zinsen. Wäre der Zins positiv, dürfte sie die Einnahmen nicht behalten, sondern müsste sie in den gemeinsamen Notenbanktopf werfen und bekäme nur ihren Anteil. Umgekehrt bekäme die Bundesbank bei einem positiven Zins ihre Zinsaufwendungen aus dem gemeinsamen Pool ersetzt.
Der Target-Saldo ist ein Bilanzausgleichsposten. Er sorgt dafür sorgt, dass der Bundesbank kein Bilanzverlust entsteht, wenn sie der Bank des Zahlungsempfängers ein Guthaben einrichtet, ohne etwas dafür zu bekommen. Umgekehrt müsste die Bank von Italien einen Gewinn in Höhe der neuen Forderung an die italienische Käuferbank ausweisen, wenn es keinen Gegenposten gäbe. Beides wäre unangemessen. Denn die Bank von Italien darf ja die Zinseinnahmen aus dem Kredit nicht behalten, hat also keinen Gewinn. Und die Bundesbank muss die Zinsen, die sie der Verkäuferbank überweist, nicht selbst aufbringen, hat also keinen Verlust.
Im Prinzip ja. Der Zins spielt allerdings keine Rolle, wie die Bundesbank bestätigt. Denn die Einnahmen und Ausgaben aus der Targetsalden-Verzinsung werden am Ende des Jahres in einen gemeinsamen Topf geworfen. Dort summieren sich gegenseitige Forderungen und Verbindlichkeiten auf Null.
Der italienische Käufer bezahlt mit vollwertigen Euro, der deutsche Exporteur oder Wertpapier-Verkäufer bekommt sein Geld. Die nötige Liquidität für den Kauf wird von der Bank von Italien im Zusammenwirken mit der Bundesbank quasi-automatisch geschaffen, auf gemeinsame Rechnung aller Euro-Notenbanken. Soweit auf diese Weise Exporte finanziert werden, die sonst nicht stattfinden könnten ist das Target-System eine gute Sache für die deutsche Exportwirtschaft. Wenn die Geldströme nach Deutschland auf Kapitalflucht basieren, profitieren Staat und Vermögensbesitzer in Deutschland von höheren Preisen ihrer Anleihen und Immobilien.
Wenn allerdings die Währungsunion zerbricht, ist unwahrscheinlich, dass die Finanzierungskosten für die italienischen oder spanischen Einkäufe in Deutschland dauerhaft gemeinsam getragen werden. Dieses Versprechen ist in den Target-Salden verbrieft. Wenn im Endeffekt die Bundesbank die Zinsen für die Finanzierung deutscher Waren- oder Wertpapierexporte selbst bezahlen muss, hat Deutschland seine Exportüberschüsse und Vermögenswerte hergeschenkt.
Insbesondere wenn Kapitalflucht der Treiber ist, können in kurzer Zeit sehr hohe Milliardenbeträge bewegt werden und die dann immer zweifelhafter werdenden Target-Forderungen der Bundesbank in ungeahnte Höhen schießen lassen. Dann würde die Bundesbank wohl darauf drängen, die Nutzung des Target-Systems für Kapitalflucht zu unterbinden. In Griechenland wurden dafür Kapitalverkehrsbegrenzungen eingeführt.
Nein. Abschreibungen der Target-Forderungen würde zwar das Eigenkapital der EZB aufzehren, oder, wenn die Währungsunion völlig zerbricht, das der Bundesbank. Eine Notenbank, die Geld drucken kann, kann aber einen Verlust einfach in ihrer Bilanz stehen lassen. Gewinnausschüttungen an die Finanzminister würde es dann aber auf lange Zeit wohl nicht mehr geben.
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Prof. Sinn hat recht die Targetforderungen kann, nein muß man abschreiben.
Vielleicht merken dann die Deutschen dass die PIGS-Staaten sich auf Kosten der Deutschen bereichert haben. Gelebt wie Gott in Frankreich aber arm wie eine Kirchenmaus. Der deutsche Michel wirds schon zahlen. Fr. Merkel wird dies dann wiedereinmal als Alternativlos bezeichnen und die deutschen Sozialleistungen und Renten drastisch kürzen und das Renteneintrittsalter auf 69 erhöhen.
Ja wer sich nicht wehrt der lebt verkehrt und wird behandelt wie ein Trottel.
Was ist mit den Schrottpapieren, die Dr. Weidmann seit Jahr und Tag von maroden Banken kaufen muss? Wie hoch wird dieser Verlust derzeit geschätzt?
Der Weidmann Jens darf diese Target2-Forderungen früher oder später großteils abschreiben.
Es ist nämlich so: kann ein Schuldner nicht zahlen, dann muss der Gläubiger die Rückzahlung selber vornehmen, indem er seine Forderung abschreiben muss. Folglich wird der "Exportweltmeister" einen guten Teil seiner Exporte in die PIGS-Staaten letztlich selber bezahlt haben.
Eine andere Regierung als das Merkel-Regime würde mit Italien sehr hart über eine (Teil-)Rückzahlung dieser uneinbringlichen Target2-Forderungen in Form von Realwerten verhandeln. Solche Realwerte könnten beispielsweise die Goldreserven Italiens sein (angeblich ca. 2500 Tonnen) oder etwa auch Grund und Boden. Südtirol würde die italienische Regierung vermutlich nicht freiwillig an die BRD abtreten, aber über Sizilien würde sie vielleicht mit sich reden lassen...