Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Teuerung Hohe US-Inflation: Fed-Vertreter drängen auf ein Ende der Anleihekäufe

Der Anstieg der US-Inflation hat sich zwar verlangsamt. Dennoch mehren sich in der Fed die Stimmen, die auf einen Kurswechsel in der Geldpolitik drängen.
12.08.2021 - 17:58 Uhr Kommentieren
Innerhalb der US-Notenbank mehren sich die Stimmen, die ein baldiges Auslaufen der Anleihekäufe fordern. Quelle: Reuters
Federal Reserve in Washington

Innerhalb der US-Notenbank mehren sich die Stimmen, die ein baldiges Auslaufen der Anleihekäufe fordern.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Die Börsen haben erleichtert auf die US-Inflationszahlen am Mittwoch reagiert. Obwohl die Teuerungsrate mit 5,4 Prozent im Jahresvergleich auf Rekordniveau bleibt, hatten Investoren offenbar einen noch stärkeren Anstieg befürchtet.

Die nach wie vor sehr hohe Rate heizt dennoch die Debatte über ein baldiges Auslaufen der Anleihekäufe in den USA an. Mehrere Vertreter der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sehen den Zeitpunkt für ein sogenanntes Tapering gekommen. „Mit dem beginnenden Aufschwung muss ein Übergang von der außerordentlichen geldpolitischen Akkommodation zu neutraleren Rahmenbedingungen erfolgen“, sagte die Präsidentin der regionalen Fed von Kansas City, Esther George. „Es ist an der Zeit, die Rahmenbedingungen zurückzusetzen.“ Auch die Präsidentin der Fed von San Francisco, Mary Daly, sagte im Interview mit der britischen Zeitung „Financial Times“, die Fed könne ihrer Ansicht nach Ende des Jahres damit beginnen, den geldpolitischen Stimulus zu reduzieren.

Laut Commerzbank-Analystin Esther Reichelt deuten die Äußerungen darauf hin, dass der Zeitpunkt für einen vorsichtigen Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm der Fed näherrückt. Der Schritt zum Tapering gilt als besonders schwierig, weil er nach der langen Zeit lockerer Geldpolitik einen Kurswechsel markiert. Als mahnendes Beispiel für die Schwierigkeiten beim Umsteuern gilt die Erfahrung aus dem Jahr 2013. Der damalige US-Notenbankchef Ben Bernanke stellte überraschend ein Auslaufen der Anleihekäufe in den USA in Aussicht – und löste damit das sogenannte „Taper Tantrum“ aus, eine Art Wutanfall der Märkte: Die Aktienkurse rauschten nach unten, die US-Anleiherenditen schossen in die Höhe.

Grafik

Bereits nach der Fed-Sitzung im Juli hatte Notenbankchef Jerome Powell gesagt, dass das Gremium über das Tempo und die Abfolge des Auslaufens der Anleihekäufe diskutiert habe. Angefacht haben die Tapering-Debatte außerdem die starken US-Arbeitsmarktdaten im Juli. Der Beschäftigungszuwachs übertraf die Erwartungen deutlich. Auch die Erzeugerpreise in den USA legten im Juli mit einem Plus von 7,8 Prozent zum Vorjahresmonat kräftig zu, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Es war der stärkste Anstieg seit Beginn der Datenreihe 2010. Dies hat dazu geführt, dass die Anleiherenditen in den USA zuletzt wieder etwas gestiegen sind. Nach wie vor notiert die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere aber deutlich unter ihrem Jahreshoch Ende März.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs rechnet damit, dass die Fed im September eine erste Warnung ausgibt, dass sie die Käufe auslaufen lassen will. Die formelle Ankündigung werde dann vermutlich im Dezember folgen. Aktuell belaufen sich die Anleihekäufe der Fed auf monatlich 120 Milliarden Dollar. Die Goldman-Ökonomen halten es für wahrscheinlich, dass die Fed den Umfang ab Anfang 2022 schrittweise nach jeder Sitzung um 15 Milliarden Dollar reduziert.

Formelle Ankündigung im Dezember erwartet

Ähnlich lautet die Prognose der niederländischen Großbank ING. Sie erwartet, dass die Fed bereits auf dem Notenbank-Treffen in Jackson Hole vom 26. bis 28. August den Grundstein für ein baldiges Tapering legt. Mit der offiziellen Ankündigung rechnet sie ebenfalls im Dezember. Ihre Ökonomen erwarten, dass die Käufe danach sehr schnell im zweiten Quartal 2022 beendet werden.

Dass Investoren sehr sensibel auf Tapering-Signale reagieren, liegt aus Sicht von Ökonomen vor allem daran, dass der Zeitpunkt dieses Schritts die Erwartungen für die Zinspolitik bis weit in die Zukunft hinein beeinflussen können. Denn solange die Notenbank Papiere kauft, gilt eine Leitzinserhöhung als nahezu ausgeschlossen. Bislang erwartet die Mehrheit der Fed-Vertreter erst im Jahr 2023 den ersten Zinsschritt.

Wie schnell es dazu kommt, hängt entscheidend davon ab, wie nachhaltig der aktuelle Anstieg der US-Inflation ist. Führende Fed-Vertreter haben bisher stets betont, dass es sich aus ihrer Sicht dabei hauptsächlich um ein vorübergehendes Phänomen handelt. Sie führen dies auf Sondereffekte durch die Pandemie zurück, wie Lieferengpässe und Nachholeffekte beim Konsum.

Diese Sichtweise ist aber umstritten. Denn neben der extrem lockeren Geldpolitik hat die US-Regierung unter Präsident Joe Biden auch massive Konjunkturpakete im Umfang von mehr als drei Billionen Dollar verabschiedet. Daher warnen renommierte Ökonomen wie der frühere US-Finanzminister Larry Summers oder der frühere IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard vor einer Überhitzung der US-Wirtschaft. Laut Commerzbank-Analystin Reichelt deuten die Inflationszahlen für Juli darauf hin, dass sich der Preisdruck in den USA trotz der hohen Werte abschwächt.

Damit werde es unwahrscheinlicher, dass die Fed aggressiver als bisher erwartet die Zinsen anheben müsse. Aus ihrer Sicht erklärt dies auch, weshalb der Dollar am Mittwoch nach Veröffentlichung der Zahlen gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem Euro an Wert verloren hat. Tendenziell stützen höhere Zinsen eine Währung.

Grafik

Dagegen sieht Berenberg-Analyst Mickey Levy für die USA weiter erhebliche Inflationsrisiken. Die Preissteigerungen seien nach wie vor deutlich höher, als die Fed und andere Experten vorhergesagt hätten. Geld- und finanzpolitische Impulse würden sich zudem erst mit Zeitverzögerung auf die Wirtschaft auswirken. Ein beträchtlicher Teil der geplanten Zusatzausgaben in den USA sei außerdem noch nicht realisiert. Aus Sicht von Levy wird der Preisdruck daher noch länger hoch bleiben.

Mehr: In den USA wächst die Furch vor einer Immobilienblase

Startseite
Mehr zu: Teuerung - Hohe US-Inflation: Fed-Vertreter drängen auf ein Ende der Anleihekäufe
0 Kommentare zu "Teuerung: Hohe US-Inflation: Fed-Vertreter drängen auf ein Ende der Anleihekäufe"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%