Teuerung US-Inflation bleibt auf Rekordniveau – Druck auf die Fed steigt

Verbraucher in den USA müssen weiter mit deutlich steigenden Preisen rechnen.
Frankfurt Die Verbraucherpreise in den USA sind im Juli um 5,4 Prozent gestiegen, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch bekannt gab. Damit stiegen sie ebenso stark wie im Juni – was damals die höchste Rate seit August 2008 bedeutete. Ökonomen hatten für Juli im Schnitt mit einem Wert von 5,3 Prozent gerechnet.
Das anhaltend hohe Teuerungsniveau setzt die US-Notenbank Fed unter Druck, ihre Geldpolitik zu straffen. Sie hat bereits erste Signale gesendet, dass sie sich mit dem Auslaufen ihrer Anleihekäufe befasst, dem sogenannten Tapering. Allerdings gilt die geldpolitische Wende als schwierig, weil die Finanzmärkte besonders sensibel auf Signale in diese Richtung reagieren.
„Wir erwarten bis Jahresende weiter sehr hohe Werte für die US-Inflation von etwa fünf Prozent“, sagt Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Er geht davon aus, dass sich die Teuerungsrate im kommenden Jahr abschwächt. Allerdings sieht er das Risiko, dass der Trend auch danach höher ausfällt als erwartet.
Wichtigster Preistreiber im Juli war weiter die Energie. Im vergangenen Jahr war der Ölpreis zu Beginn der Pandemie eingebrochen, dadurch liegt er jetzt im Vergleich zu den niedrigen Vorjahreswerten entsprechend höher. Ökonomen erwarten, dass dieser Effekt zum Ende des Jahres ausläuft. Die Kernrate, aus der besonders schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, legte um 4,3 Prozent zu.
Nach wie vor machen sich Lieferengpässe und andere vorübergehende Effekte durch die Pandemie bemerkbar. So sind zuletzt die Preise für Hotelübernachtungen, Flugtickets sowie Mietwagen und Autos deutlich gestiegen. Globale Engpässe bei Chips haben dazu geführt, dass die Produktion neuer Autos schwächelt. Das schlägt sich auch bei Mietwagen nieder.
Auffällig ist jedoch, dass die Inflation in den USA höher liegt als in den meisten Ländern Europas, die mit ähnlichen Engpässen kämpfen. Dies spricht dafür, dass auch die höhere Nachfrage in den USA die Preise treibt.
Anleiherenditen sind in den USA zuletzt gefallen
Im Vergleich zu Europa stützt die US-Regierung die Wirtschaft mit deutlich umfangreicheren Konjunkturhilfen. Diese belaufen sich schon jetzt auf über drei Billionen Dollar. Zudem könnten durch die geplanten Infrastrukturpakete weitere Ausgaben hinzukommen. Viele Ökonomen erwarten daher, dass die Fed ihre Geldpolitik früher straffen wird als die Europäische Zentralbank im Euro-Raum.
Zuletzt hatte Fed-Chef Jerome Powell bereits signalisiert, dass die Fed sich mit einem Auslaufen ihrer massiven Anleihekäufe befasst. Aktuell kauft sie monatlich für 120 Milliarden Dollar hauptsächlich US-Staatsanleihen. Ein Ende der Anleihekäufe gilt als Grundlage, um danach die Leitzinsen zu erhöhen.
Die Ökonomen der Investmentbank Goldman Sachs halten die Ankündigung eines Taperings bereits auf der Fed-Sitzung im September für möglich. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner rechnet damit, dass die Notenbank noch etwas abwartet, ob die zuletzt starke Entwicklung am Arbeitsmarkt anhält. Fallen die nächsten Arbeitsmarktzahlen ebenfalls positiv aus, geht er davon aus, dass die Fed im vierten Quartal die Entscheidung zum Tapering trifft.
Ein weiterer Faktor, der für geringere Anleihekäufe spricht, ist der jüngste Rückgang der US-Anleiherenditen. Seit dem Höhepunkt Ende März ist die nominale Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von 1,7 Prozent auf unter 1,4 Prozent gefallen. Das bedeutet: Die Finanzierungsbedingungen sind trotz der boomenden US-Wirtschaft günstiger geworden.
„Der Rückgang der Anleiherenditen in den USA kommt wahrscheinlich auch für die Fed überraschend“, sagt Commerzbank-Experte Weidensteiner. Die Gründe sind aus seiner Sicht nicht ganz klar. „Vermutlich sind Investoren wieder skeptischer über die langfristigen Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft.“
Auffällig ist, dass die US-Inflationserwartungen seit April stabil geblieben sind. Das Barometer für die marktbasierten Inflationserwartungen, der Five-Year-Forward, liegt seit April bei etwa 2,2 Prozent. Die Zahl bedeutet, dass Anleger an der Börse zwischen 2026 und 2031 eine Inflationsrate von durchschnittlich etwa 2,2 Prozent erwarten.
Manche Ökonomen wie der Chefvolkswirt des Internationalen Bankenverbands IIF, Robin Brooks, verweisen auch darauf, dass das US-Finanzministerium zuletzt weniger Anleihen ausgegeben hat. Dadurch sind nur wenig neue Papiere auf den Markt gekommen, gleichzeitig aber hat die Fed im selben Umfang wie zuvor Anleihen aufgekauft. Auch wenn die Gründe für den Rückgang der Anleiherenditen nicht ganz klar sind, in jedem Fall liefern sie den Befürwortern einer strafferen Geldpolitik Argumente.
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