Die Idee ist denkbar einfach: Man muss nur im großen Stil Geld unter der Bevölkerung verteilen, schon kommt die Wirtschaft durch den Geldregen in Schwung und die Inflation zieht an. Was zunächst wie ein Scherz klingt, wird aktuell in Finanzkreisen ernsthaft diskutiert.
Nein, das reine Verschenken von Geld wurde von führenden Notenbanken noch nicht in die Tat umgesetzt. Während der Finanzkrise 2008 verteilte die US-Regierung zwar Steuergutschriften an Privathaushalte. Allerdings gibt es einen Unterschied zum „Helikoptergeld“: Die US-Notenbank verschenkte in der Krise kein Geld, sondern sicherte ihre Geldschwemme über den Kauf von Wertpapieren ab. Ähnlich geht zurzeit die EZB vor. Werden einmal gekaufte Wertpapiere wieder verkauft oder fällig, fließt das Geld zurück zur Notenbank. Dies wäre bei „Helikoptergeld“ nicht der Fall.
Notenbankchef Mario Draghi versicherte zwar, dass innerhalb des EZB-Rates nicht ernsthaft über die Idee des „Helikoptergeldes“ gesprochen wurde. Auf der Pressekonferenz nach der jüngsten Zinsentscheidung der Notenbank hatte er aber auf die Frage eines Journalisten die Idee nicht rundweg abgelehnt, sondern als „ein sehr interessantes Konzept“ bezeichnet. Etwas konkreter wurde EZB-Chefvolkswirt Peter Praet. In einem Interview mit der Zeitung „La Repubblica“ stellte der Vordenker der EZB klar, dass theoretisch alle Notenbanken dieses „extreme Instrument“ einsetzen könnten. Es stelle sich nur die Frage, ob und wann der Einsatz Sinn mache.
So einfach das Konzept in der Theorie wirkt, so schwierig wäre die Umsetzung. Zunächst einmal hat die EZB nicht die Kontonummern der etwa 337 Millionen Bürgern der Eurozone, um das Geld zu überweisen. Allein an der Zahl der Konten zeigt sich die bürokratische Herkules-Aufgabe, die mit einer solchen Maßnahme verbunden wäre. Schwierig wird es auch aus bilanztechnischen Gründen. Bisher gilt das Prinzip: Frisches EZB-Geld gibt es nur gegen Sicherheiten als Gegenleistung. Wenn die EZB das Geld aber einfach verschenken würde, dann stellt sich die Frage: Wie soll das verbucht werden? Nach Einschätzung von Commerzbank-Experte Michael Schubert wäre das Auszahlen von „Helikoptergeld“ unter dem Strich nur indirekt über die Euroländer denkbar. „De facto würde die EZB den Euroländern also eine Art Kredit gewähren“, erklärt Schubert.
Zu den Kritikern einer solchen Maßnahme zählt Bundesbankchef Jens Weidmann: „Ob und wie Geld an die Bürger verschenkt wird, ist eine hochpolitische Entscheidung, die Regierungen und Parlamente fällen müssen“, sagte Weidmann in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe. Hier habe die EZB einfach kein Mandat. Schon die bisher beschlossenen Maßnahmen werden nach Einschätzung von Weidmann schwächer in der Wirkung, je länger sie dauern, während Risiken und Nebenwirkungen der lockeren Geldpolitik zunähmen. Aber auch unter Volkswirten ist das Konzept höchst umstritten. Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, bezeichnet die Idee des „Helikoptergeldes“ schlichtweg als „Quatsch“. Es würde die Illusion nähren, die Notenbank könne für die Bürger einfach immer mehr Geld drucken und damit die Probleme lösen. Politisch würde man damit in Europa einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, meint Schmieding.
Das ist eher unwahrscheinlich. Auch wenn immer mehr Experten warnen, dass die Möglichkeiten der EZB im Kampf gegen die niedrige Inflation ausgeschöpft seien, sieht sich die Notenbank selbst noch lange nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Sollten am Konjunkturhimmel wieder düstere Wolken aufziehen und große Eurostaaten wie Frankreich oder Italien stärker unter Druck geraten, dann verfüge die EZB immer noch über genügend Munition, versicherte jüngst EZB-Chefvolkswirt Praet in einem Interview. Ganz ähnlich äußerte sich zuletzt auch EZB-Direktor Benoît Coeuré.
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WENN MAN DOCH NUR WÜSSTE WAS GELD IST!!!
Im Wirtschaftsleben ist Geld dazu da, damit Güter und Dienstleistungen vom Anbieter zum Nachfrager übergehen können. Es ist also Zirkulationsmittel. Volkstümlich: Der Rubel muss rollen.
Nun ist alles ganz einfach. Alles spekulative, d. h. nicht zur Zirkulation von Gütern und Dienstleistungen erforderliche Geld nebst einer kleinen Reserve von ca. 20 Prozent der Weltwirtschaftsleistung, rund 150 Billionen Dollar, muss nur noch eingezogen werden. Man könnte sogar eine zinslose Eigentumsgarantie mit Rückzahlung in 80 Jahren geben. Dann wären auch die meisten Erben nicht mehr da.
Der Tanz ums goldene Kalb hört doch nimmer auf.
@Ralph S
http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/draghi-weist-deutsche-kritik-zurueck-wir-folgen-dem-gesetz-nicht-politikern/13481640.html
Ich muss Ihnen da auch widersprechen. Das Handeln der EZB mit Unabhängigkeit ist reine Augenwischerei (das so darzustellen lernt man vielleicht auf der franz. Schule für den Wirtschaftskrieg). Die Unabhängigkeit der EZB beinhaltet, dass sie unabhängig in der Geldpolitik ist, und die Politik da nicht ihre wirtschaftspolitischen Interessen einbringen können.
Die Unabhängigkeit der EZB besteht nicht darin, sich für die Wirtschafstpolitik ein eigenes Mandat zu geben. Und es stimmt nicht, Herr Draghi lügt nicht mal in sich konsistent. Er sagte die EZB handele wie andere große Notenbanken. Diese, wie z.B. die Fed haben ein ganz anderes Mandat! Die Fed soll sich auch um die Wirtschaft kümmern.
Die Gesetze für die EZB sind das Verbot einer Staatsfinanzierung aus der Notenpresse, das bail-out-Verbot und die Orientierung an der Geldwertstabilität. Stabil heisst aber eben stabil, das angebliche 2%-Inflationsziel ist schon der 1. Bruch. Wenn so eine Definition möglich wäre, warum kann die EZB dann nicht unabhängig sagen, 20% Inflation sind stabil? Zudem sagte Herr Draghi selbst vor einiger Zeit, dass keine Deflation droht. damit fällt die Begründung für die 2% schon weg. Die wurden nur definiert um einen angeblichen Sicherheitsabstand zur Deflation zu haben. Die aktuelle Situation kann aber keine wirtschaftsschädigende Wirkung haben (im Gegenteil), weil die Energiepreise in diesem Jahr gar nicht mehr so sinken können, wie letztes Jahr!
Und es stimmt auch nicht, dass er den deutschen Staat entlastet, seine Niedrigzinsen bedeuten zwar niedrigen Zinszahlungen, aber eben auch den Zusammenbruch der Kapitalertragsteuer! Also, unterm Strich macht der deutsche Staat hier Verlust!
14:01 Uhr
EU-Finanzminister
Sondertreffen zu griechischer Schuldenkrise geplant, das schafft dann das nötige Vertrauen in den EURO !
Die Kritik an der EZB ist völlig berechtigt. Die Politik des Herrn Draghi ist keinesfalls unabhängig, sondern dient hauptsächlich den Südländern. Er betreibt damit Lobbypolitik. Da kann die Unabhängigkeit gar nicht unterminiert werden. Es ist auch nicht möglich im Eurosystem die richtige Geldpolitik zu betreiben, weil der Euro schon von haus aus falsch angelegt war. Aber die Erfolge, die Herr Draghi angeblich erreichen will, kann er mit seiner Politik nicht erreichen. Er betreibt eindeutig Staatsfinanzierung, was er aber nicht sagen darf, da es ihm verboten ist. Nebenbei wird durch die Nullzinspolitik und den exorbitanten Anleihekäufen eine gigantische Fehlallokation von Kapital losgetreten. Das ist für keine Wirtschaft gut. Vor noch nicht langer Zeit wurde behauptet, die EZB kaufe den Staaten Zeit, damit sie ihre Probleme in den Griff bekommen. Die Zeit liegt jetzt nutzlos rum und die Länder sind nicht willens oder in der Lage ihre Probleme zu lösen. Lieber beschwichtigen sie ihre Bürger, in dem sie immer mehr Schulden machen. Wie kann da die Kritik unangemessen und vollkommen unangebracht sein?
Die nur aus Deutschland kommende Kritik an der EZB ist für mich nicht nachzuvollziehen, unangemessen und auch vollkommen unangebracht da sie die Unabhängigkeit einer Notenbank und den Grundsatz der Eigenständigkeit der EZB unterminiert. Die EZB muss die gesamte Eurozone im Blick haben und nicht nur Politik machen für den Musterschüler.
Im Übrigen, kommt die Politik von Signore Draghi auch Deutschland und dem deutschen Steuerzahler beim Deleveraging der Staatsschulden zugute. Gelder die vorher für ihn bei Ausgaben u.a. für soziales Gedöns und sonstige Wahlversprechen über Kredite finanziert wurden. Und den abhängig Beschäftigten deutschen Lohnsklaven in der Export-Industrie, wenn sie dank (relativ) niedrigen Euro ihre Jobs behalten dürfen. Kritik an alledem zeugt von Unwissenheit und ist im höchsten Maße unerfreulich.
Außerdem wird ja niemand gezwungen sein Geld in Zinsprodukte zu investieren. Es gibt mit Sachwerten und Produktivkapital/vermögen wie Aktien und Immobilien etc. genügend Alternativen mit lukrativeren Renditen.
Die nur aus Deutschland kommende Kritik an der EZB für mich nicht nachzuvollziehen, unangemessen und auch vollkommen unangebracht da sie die Unabhängig einer Notenbank und den Grundsatz der Eigenständigkeit der EZB unterminiert. Die EZB muss die gesamte Eurozone im Blick haben und nicht nur Politik machen für den Musterschüler.
Im Übrigen, kommt die Politik von Signore Draghi auch Deutschland und dem deutschen Steuerzahler beim Deleveraging der Staatsschulden zugute. Gelder die vorher für ihn bei Ausgaben u.a. für soziales Gedöns und sonstige Wahlversprechen über Kredite finanziert wurden. Und den abhängig Beschäftigten deutschen Lohnsklaven in der Export-Industrie, wenn sie dank (relativ) niedrigen Euro ihre Jobs behalten dürfen. Kritik an alledem zeugt von Unwissenheit und ist im höchsten Maße unerfreulich.
Außerdem wird ja niemand gezwungen sein Geld in Zinsprodukte zu investieren. Es gibt mit Sachwerten und Produktivkapital/vermögen wie Aktien und Immobilien etc. genügend Alternativen mit lukrativeren Renditen.
"..Wer dagegen sein wertloses Geld gegen Sachwerte, wie Immobilien, Aktien und Gold eingetausch.."
So wertlos scheit Ihr Geld (noch) nicht zu sein!
Wäre dem so, bekämen Sie dafür keinen "Sachwert" :-)
@ Danneberg usw: FYI
http://de.reuters.com/article/ezb-draghi-helikoptergeld-idDEKCN0XI1T1
Herr Spiegel und Frau Pimke: Es ist für einige Leute halt interessant, sich hier über im Artikel angesprochene Themen auszutauschen. Manche Menschen diskutieren gerne Politik und Wirtschaft, ist doch völlig normal. Warum soll bei denen was schief laufen? Also für mich deutet es eher auf ein Persönlichkeitsdefizit hin, wenn Leute sich über die Diskussions- und Kommunikationsbereitschaft anderer Menschen mokieren. Wenn Sie lieber immer arbeiten und sich im Privatleben verwirklichen, tun Sie das doch einfach!