US-Notenbank Biden nominiert Fed-Chef Powell für zweite Amtszeit

US-Präsident Biden hält an Powell als Fed-Chef fest.
Washington Fed-Chef Jerome Powell dürfte weitere vier Jahre an der Spitze der US-Notenbank bleiben. US-Präsident Joe Biden nominierte ihn am Montag für eine zweite Amtszeit, wie das US-Präsidialamt mitteilte. Die auch als Kandidatin für den Chefsessel gehandelte Direktorin Lael Brainard soll einen Vizeposten erhalten.
Der 68-jährige Powell muss vom US-Senat bestätigt werden, wo er nicht auf Gegenwind stoßen dürfte. Ein ranghoher republikanischer Senator hatte sich frühzeitig für die Beibehaltung des Amtsinhabers ausgesprochen, der von Bidens Vorgänger Donald Trump ernannt worden war.
Powells vierjährige Amtszeit läuft im Februar 2022 aus. Der Jurist und ehemalige Investmentbanker hatte den Posten im Februar 2018 von der jetzigen US-Finanzministerin Janet Yellen übernommen. Ein Großteil der von Reuters befragten Ökonomen hatte damit gerechnet, dass sich Biden für Kontinuität an der Spitze der Fed entscheidet.
Der Fed-Chef steht vor großen Herausforderungen. Die einflussreichste Notenbank der Welt hat zuletzt den schrittweisen Ausstieg aus der in der Coronakrise eingeführten sehr lockeren Geldpolitik eingeleitet. Hinzu kommt das Problem der Inflation, die seit Monaten deutlich höher ist als die von der Fed mittelfristig angestrebte Rate von zwei Prozent. Im Oktober war die Inflationsrate aufs Jahr betrachtet sogar auf 6,2 Prozent gestiegen.
Biden nominiert Fed-Chef Powell für zweite Amtszeit
Die Fed vertritt weiter die Auffassung, dass die höhere Inflation vor allem ein vorübergehendes Phänomen infolge der Pandemie ist. Auch hohe Energiepreise, Probleme mit globalen Lieferketten und der Mangel an bestimmten Produkten wie Computerchips werden als Gründe für den Teuerungsanstieg genannt. Von den Preissteigerungen sind Autos und Benzin genauso betroffen wie viele Alltagsprodukte, darunter Fleisch und Eier. Auch Mietkosten steigen – es droht eine Preisspirale.
Die Fed ist den Zielen der Preisstabilität und der Vollbeschäftigung verpflichtet. Falls der Preisdruck nicht nachlassen sollte, müsste die Zentralbank früher oder später eingreifen, um die Inflationsrate wieder zu senken. Sie könnte dafür den Leitzins erhöhen – was aber auch den wirtschaftlichen Aufschwung ausbremsen könnte.
Die Inflation ist für US-Präsident Biden gefährlich, denn viele Menschen geben auch der Regierung die Schuld an den steigenden Preisen. In Umfragen ist eine Mehrheit mit Bidens Wirtschaftspolitik unzufrieden. Falls die unabhängige Fed zu hart gegen die Inflation durchgreifen sollte, würden Konjunktur und Wirtschaft leiden. Das könnte Biden und seinen Demokraten auch die Chancen bei den Kongresswahlen in einem Jahr verhageln.
Langfristig könnte die Entscheidung über die Fed-Spitze auch Einfluss auf Biden selbst haben: Er braucht eine gute Wirtschaftsbilanz, um in drei Jahren wiedergewählt zu werden.
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