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US-Notenbank Fed gibt den Märkten neuen Schub – Kräftigster Aufschwung seit den 1970er-Jahren erwartet

Die US-Notenbank signalisiert, dass die Zinsen trotz starkem Wachstum weiter niedrig bleiben werden. Nicht alle halten das für eine gute Idee.
17.03.2021 Update: 17.03.2021 - 21:43 Uhr Kommentieren
Die Zinswende fällt erstmal aus. Quelle: AP
Fed-Chef Jerome Powell

Die Zinswende fällt erstmal aus.

(Foto: AP)

New York Trotz rosiger Konjunkturaussichten hält die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) auf längere Sicht an ihrem sehr niedrigen Leitzins fest. Die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell beließen ihn am Mittwoch in der Spanne von null bis 0,25 Prozent.

Dies sei angesichts der Lage am Arbeitsmarkt und der niedrigen Inflation weiter angemessen, erklärte die Zentralbank in ihrem Statement. Zudem gehen sie im Mittel davon aus, dass er auch bis Ende 2023 nicht angehoben wird. Das geht aus den unverbindlichen Prognosen der Notenbanker hervor, die am Mittwoch ebenfalls veröffentlicht wurden.

An der Wall Street schlossen die Leitindizes Dow Jones und der breiter gefasste S&P 500 auf einem neuen Rekordhoch.

Powells Haltung hat viele Anleger überrascht. Schließlich betonte die Fed, dass sich die wirtschaftliche Lage ein Jahr nach dem großen Corona-Crash an den Märkten deutlich verbessert habe. So hob die Notenbank ihre Wachstumsprognose für dieses Jahr deutlich an.

Dank des 1,9 Billionen Dollar schweren Konjunkturpakets, das vergangene Woche verabschiedet wurde, würde die Wirtschaft nun um 6,5 Prozent wachsen. Das wäre der kräftigste Aufschwung seit den 1970er-Jahren. Im Dezember hatten die Notenbanker noch mit 4,2 Prozent gerechnet. Auch die Arbeitslosenquote würde schneller fallen als gedacht. Die Inflationsrate dagegen würde an Fahrt gewinnen.

Dass Powell eine Zinswende dennoch nicht vorzieht, sei „de facto eine weitere Lockerung der Geldpolitik“, sagte Mona Mahajan, Investmentstrategin von Allianz Global Investors, im US-Börsensender CNBC.

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Auch den Umfang ihrer monatlichen Wertpapierkäufe in Höhe von 120 Milliarden Dollar will die Fed so lange beibehalten, bis „substanzielle weitere Fortschritte“ auf dem Weg zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität erreicht sind. Powell machte deutlich, dass er sich anders als seine Vorgänger nicht von Projektionen leiten lassen wolle, sondern warten wolle, bis sich die Daten tatsächlich deutlich verbessern. Schon seit Wochen versucht er, nervös gewordene Investoren zu beruhigen, was ihm nur teilweise gelang. Mit seinen klaren Aussagen am Mittwoch hofft er, Fakten zu schaffen.

Die Arbeitslosenquote soll im Jahresdurchschnitt auf 4,5 Prozent fallen. Im Dezember hatte die Fed für 2021 noch mit 5,0 Prozent gerechnet. Die Arbeitslosenquote in den USA lag im Februar infolge der Coronakrise noch bei 6,2 Prozent.

Powell warnte vor zu viel Optimismus. „Die Branchen, die am meisten von der Pandemie betroffen waren, bleiben schwach“, stellte er klar.

Powell moniert schleppende Impfungen in Europa

Auch stelle die Pandemie weiter ein Risiko für das künftige Wachstum dar. Die Stärke des Aufschwungs hänge maßgeblich vom Verlauf der Infektionen und vom Erfolg der angelaufenen Impfkampagne ab. Auch liege die Erwerbsquote noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Dass das schleppende Vorankommen in Europa die gute Stimmung in den USA belasten könnte, glaubt Powell indes nicht. „Ich würde gerne sehen, dass Europa schneller wächst und dass die Impfkampagne glatter läuft“, monierte der Fed-Chef. Doch die Erwartungen für die USA seien so stark, dass das der gesamten Weltwirtschaft helfen würde.

Nur drei Notenbanker sprachen sich dafür aus, schon im kommenden Jahr mit der Zinswende zu beginnen. Derzeit liege die Inflation jedoch noch unterhalb der Zwei-Prozent-Marke. Sie könnte jedoch in diesem Jahr noch die zwei Prozent erreichen oder gar überschreiten, auch da die Produktion nicht schnell genug hochgefahren und es daher zu Knappheiten kommen könnte. Powell geht jedoch davon aus, dass dies nur ein vorübergehender Effekt sein könnte.

So beurteilen Experten die Entscheidung

Die US-Notenbank will mit ihrer lockeren Haltung verhindern, dass es zu einer Art „Wutanfall“ (Tantrum) an den Anleihe- und den Aktienmärkten kommt. Im Vorfeld der Pressekonferenz waren die Renditen auf zehnjährige US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit über einem Jahr gestiegen. Sie gaben ihre Zuwächse nach Powells Anmerkungen jedoch wieder ab. Die Aktienmärkte legten nach der Fed-Entscheidung deutlich zu.

Nicht überall kommt Powells Strategie jedoch gut an. „Es wäre besser, die Märkte jetzt schon daran zu gewöhnen, dass die Zinsen demnächst wieder steigen werden“, kritisierte David Kelly, Chefaktienstratege von JP Morgan. Schließlich müssten sich die Anleihemärkte auf die neuen Realitäten einer sich erholenden Wirtschaft einstellen. Je länger Powell das hinauszögere, desto schwieriger werde es, die Zinswende einzuleiten.

„Eine weniger ultra-expansive US-Geldpolitik liegt noch in weiter Ferne“, urteilte Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe. Sie werde sich jedoch in der zweiten Jahreshälfte der intensiver werdenden Diskussion stellen müssen. „Ein langsames Herunterfahren der massiven Anleihekäufe wird aber wohl frühestens 2022 beginnen.“

LBBW-Chefvolkswirt Uwe Burkert hielt fest: „Die heutigen Signale aus Washington unterstreichen einmal mehr: Angesichts der Erfahrungen mit der vergangenen schleppenden Inflationsentwicklung und des jüngst herausgehobenen Ziels der Vollbeschäftigung will die Fed lieber zu lange auf dem Gaspedal bleiben, als eine vorzeitige Bremsung zu riskieren.“
Mit Agenturmaterial

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