Verbraucherpreise Inflation im Euro-Raum fällt geringer aus als erwartet

Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich mit 2,5 Prozent im August überdurchschnittlich.
Berlin/Brüssel Die Inflation im Euro-Raum hat sich im August unerwartet verlangsamt. Das Wachstum der Verbraucherpreise lag bei 2,0 Prozent, wie das europäische Statistikamt Eurostat am Freitag in Luxemburg bekannt gab. Im Juli waren die Verbraucherpreise in der Euro-Zone um 2,1 Prozent gestiegen. Am Donnerstag hatte das Statistische Bundesamt für Deutschland ebenfalls einen Wert von 2,0 Prozent vermeldet.
Mittelfristig strebt die Europäische Zentralbank (EZB) eine Inflationsrate von „unter, aber nahe zwei Prozent“ im Euro-Raum an. Diesen Zielwert hat sie mehrere Jahre lang deutlich unterschritten. Mit verschiedenen Mitteln hat die EZB daher versucht, die Inflation anzuschieben. So hat sie den Leitzins im Euro-Raum auf das Rekordtief von null Prozent gesenkt und in großem Umfang Staatsanleihen der Euro-Länder gekauft.
Seit Ende vergangenen Jahres steuert die Notenbank vorsichtig um. Im Juni hatte sie beschlossen, ihre umstrittenen Anleihenkäufe bis zum Jahresende auslaufen lassen. Ab Januar 2019 will sie dann nur noch die auslaufenden Anleihen, die sie im Bestand hält, durch neue Papiere ersetzen, aber den Bestand nicht mehr erhöhen.
Ihren Kurswechsel hat die EZB mit steigendem Inflationsdruck begründet. An dieser Einschätzung dürften die neuen Zahlen aus Sicht von Ökonomen nichts ändern. „Die EZB scheint sicher, dass der zunehmende Lohnauftrieb über kurz oder lang auch die Inflation nach oben hieven wird,“ schreibt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil in einer Analyse.
Nach den Zahlen der EZB sind die Tariflöhne im Euro-Raum im zweiten Quartal 2018 um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei 1,5 Prozent. „Angesichts der starken Nachfrage nach Arbeitskräften, die nach Angaben der Unternehmen zunehmend nicht gedeckt werden kann, dürften die Löhne in den kommenden Quartalen eher noch stärker anziehen,“ so Weil.
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Bis sich höhere Löhne auch in höheren Preisen niederschlagen, könne aber noch eine gewisse Zeit vergehen. Im August war der größter Preistreiber die Energie – das Plus lag bei 9,2 Prozent. Der Preisanstieg schwächte sich insgesamt allerdings leicht ab. Die um besonders schwankungsanfällige Preise für Energie, Lebensmittel und Tabak bereinigte Kernrate sank von 1,1 auf 1,0 Prozent.
Mit Material von dpa und Reuters
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