Verbraucherpreise Inflation in der Euro-Zone bleibt deutlich unter EZB-Ziel
Düsseldorf Die schwache Inflationsentwicklung im Euroraum ist seit Jahren die wichtigste Sorge der Europäischen Zentralbank (EZB). Insofern dürften Notenbankchef Mario Draghi und seine Kollegen die aktuellen Zahlen mit besonderem Interesse verfolgen. Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat lag die Inflation im März bei 1,4 Prozent – und damit leicht unter dem Februar-Wert von 1,5 Prozent.
Die Kerninflation, aus der besonders schwankungsanfällige Preise für Lebensmittel, Energie und Tabak herausgestrichen werden, sank von 1,0 auf 0,8 Prozent. Die EZB achtet stark auf die Kerninflation, weil sie als guter Indikator dafür gilt, ob die Preissteigerung nachhaltig ist.
Die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent im Euro-Raum an, die sie als ideal für die Konjunktur ansieht. Um die Inflation im Euro-Raum anzuschieben, hat die Notenbank die Zinsen auf ein Rekordtief gesenkt und für mehr als zwei Billionen Euro Wertpapiere der Euro-Länder gekauft. Seit Jahren jedoch verharrt die Kernrate im Euro-Raum auf einem Niveau von knapp einem Prozent.
„Die Hoffnungen der EZB auf eine Zunahme des unterliegenden Preisauftriebs wurden erneut enttäuscht,“ schreibt Commerzbank-Analyst Christoph Weil in einer aktuellen Analyse. Zwar sei der Rückgang der Kernteuerungsrate im März maßgeblich darauf zurückzuführen, dass der osterferienbedingte Preisanstieg bei Pauschalreisen in diesem Jahr erst in den April falle. Doch auch die Kernteuerung ohne Pauschalreisen sei im März leicht rückläufig gewesen.
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Die EZB geht bisher in ihren Projektionen von einer allmählich steigenden Kerninflation aus. Die Märkte hingegen zweifeln zunehmend daran. So sind die marktbasierten Inflationserwartungen zuletzt gefallen.
Börsianer erwarten mittlerweile, dass das Inflationsziel von knapp zwei Prozent bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein verfehlt wird. Die EZB hingegen stützt ihre Hoffnung auf eine steigende Inflation vor allem darauf, dass zuletzt die Löhne in einigen Ländern wie Deutschland stärker gestiegen sind. Die Notenbank geht davon aus, dass die Unternehmen die für sie steigenden Lohnkosten über höhere Preise an die Verbraucher weitergeben.
Daran allerdings gibt es Zweifel. Denn wegen der schwächeren Konjunktur könnten die Unternehmen darauf erstmal verzichten. „Offensichtlich fällt es den Unternehmen weiterhin schwer, ihre höheren Lohnkosten auf die Verbraucher zu überwälzen,“ schreibt Commerzbank-Analyst Weil. Dabei dürfte aus seiner Sicht die schwächere Binnennachfrage eine bedeutende Rolle spielen.
Die EZB hat vor dem Hintergrund der Konjunktureintrübung zuletzt eine mögliche Zinserhöhung bis mindestens ins nächste Jahr verschoben. Sie hält den Leitzins bereits seit März 2016 bei null Prozent. Banken, die über Nacht Geld bei der Notenbank parken, müssen dafür hingegen einen Zins von 0,4 Prozent zahlen.
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