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Verbraucherpreise Inflation in Deutschland zieht an: Teureres Öl wirkt als Preistreiber

Die Verbraucherpreise sind im März nach einer ersten Schätzung um 1,7 Prozent gestiegen. Ökonomen rechnen kurzfristig mit weiterem Anstieg.
30.03.2021 Update: 30.03.2021 - 15:57 Uhr Kommentieren
Sie sind so hoch wie seit 2019 nicht mehr. Quelle: action press
Benzinpreise

Sie sind so hoch wie seit 2019 nicht mehr.

(Foto: action press)

Frankfurt Mit Warnungen vor hoher Inflation haben sich schon viele Leute die Zunge verbrannt. Der frühere Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin sagte zum Beispiel im Jahr 2012, er würde sein Volkswirtschaftsdiplom zurückgeben, wenn es innerhalb von zehn Jahren keine starke Inflation geben sollte.

Davon war in den vergangenen Jahren nichts zu sehen. Dennoch nehmen aktuell die Warnungen vor steigender Inflation wieder zu. Grund ist vor allem die Krisenpolitik von Regierungen und Notenbanken in der Corona-Pandemie. Aber auch die seit Jahresbeginn wieder steigende Inflationsrate trägt dazu bei.

Im März stieg die Inflation in Deutschland auf 1,7 Prozent an, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in einer ersten Schätzung mitteilte. Damit liegt die Rate aktuell auf dem höchsten Stand seit Februar 2020. Im Februar hatte die Teuerungsrate noch bei 1,3 Prozent gelegen.

Ökonomen führen den Anstieg vor allem auf einmalige Sonderfaktoren zurück. Im März zählt dazu vor allem der Ölpreis, der im Vergleich zum Beginn der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr stark gestiegen ist. Für einen nachhaltigen Preisanstieg müssten aus Sicht der Ökonomen aber vor allem die Löhne stärker steigen, wofür es bisher noch keine Anzeichen gibt.

„Dieser Anstieg ist allein auf die deutlich höheren Preise für Kraftstoffe und Heizöl zurückzuführen,“ urteilt Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Er verweist darauf, dass der Ölpreis 2020 in der Corona-Pandemie eingebrochen war. Teilweise waren die Preise für Heizöl damals um 30 Prozent gefallen.

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Dieser Effekt kehrt sich nun um. Im März stiegen die Energiepreise um 4,8 Prozent – im Februar noch um 0,3 Prozent. In der zweiten Jahreshälfte könnte die Inflation insgesamt aus seiner Sicht auf über drei Prozent steigen.

Auch die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, sagt: „Die Preisentwicklung im Jahr 2021 in Deutschland bleibt weiter von Basis- und Sondereffekten geprägt.“

Neben dem Ölpreis machen sich seit Jahresbeginn als Sondereffekte auch die CO2-Abgabe und die Normalisierung der Mehrwertsteuer bemerkbar. Ab Januar 2021 gilt ein Festpreis je ausgestoßener Tonne CO2 von 25 Euro. Die Wirtschaftsweisen aus dem Sachverständigenrat schätzen, dass allein durch diesen Effekt die Inflation in diesem Jahr um maximal einen Prozentpunkt höher ausfallen könnte.

Auch die Normalisierung der Mehrwertsteuer wirkt preistreibend. Im Rahmen ihres Konjunkturpakets hatte die Bundesregierung den Satz ab Juli 2020 temporär von 19 auf 16 Prozent gesenkt. Seit Jahresbeginn liegt die Mehrwertsteuer wieder auf dem vorherigen Niveau. Wegen der temporären Mehrwertsteuersenkung ist die Vergleichsbasis für die Inflation in der zweiten Jahreshälfte besonders niedrig, wodurch die Inflation dann in diesem Jahr noch höher ausfallen sollte.

EZB sieht keine Kursänderungen vor

Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat erklärt, dass die Notenbank bei ihrer Geldpolitik die Inflationsdaten in diesem Jahr ignorieren und ihre Geldpolitik nach der längerfristigen Preisentwicklung richten will. Sie sieht aktuell keine Kursänderung vor.

Die EZB strebt eine Inflation im Euro-Raum von knapp unter zwei Prozent auf mittlere Sicht an. Dieses Ziel verfehlt sie seit Jahren. In ihren Prognosen geht die Notenbank davon aus, dass die Inflation im Währungsraum in diesem Jahr bei 1,5 Prozent liegen wird, danach aber wieder auf 1,2 Prozent im Jahr 2022 fällt.

Der Chefvolkswirt der niederländischen Großbank ING in Deutschland, Carsten Brzeski, hält den Kurs der EZB für richtig. Sorge wegen der Inflation müsste sie sich aus seiner Sicht nur machen, wenn es sogenannte Zweitrundeneffekte gibt, die steigenden Preise also auch zu höheren Löhnen führen. Dafür gibt es bisher keine Hinweise.

Viele Ökonomen erwarten, dass die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum zunächst hoch bleibt, vor allem wenn Maßnahmen wie die Kurzarbeit auslaufen. Daher rechnen sie mit einer schwachen Lohnentwicklung.

Brzeski verweist auf den jüngsten Pilotabschluss in der Metallindustrie in Nordrhein-Westfalen. Dort hatten sich beide Seiten auf einen Paket verständigt, der einer sehr moderaten Tariferhöhung um 2,3 Prozent entspricht. Aus heutiger Sicht sei eine so- genannte Lohn-Preis-Spirale, bei der sich steigende Preise und Löhne gegenseitig verstärken, „extrem unwahrscheinlich“, urteilt Brzeski.

Mehr: Der Inflationsanstieg in Deutschland ist trügerisch.

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