Vermögen Deutsche bunkern fast eine Billion Euro auf Girokonten

Die Deutschen lagern ungefähr ein Sechstel ihres Geldvermögens auf Girokonten.
Düsseldorf Wer sein Geld auf Bankkonten lagert, erhält kaum Zinsen – und muss bei mancher Bank gar noch Negativzinsen zahlen, um das Ersparte überhaupt dort parken zu dürfen. Doch die Zinsflaute hält die Deutschen nicht davon ab, ihr Vermögen auf Konten zu bunkern.
Die dem Spiegel vorliegende Studie des Fintechs Deposit Solution auf Datenbasis von unter anderem Barkow Consulting zeigt, dass die Deutschen ungefähr ein Sechstel ihres Geldvermögens auf Girokonten lagern – und die sind üblicherweise unverzinst.
Die Studie basiert unter anderem auf Daten der Bundesbank, der Europäischen Zentralbank (EZB) und des Statistischen Bundesamtes. Demnach belief sich das Vermögen der Bundesbürger auf Girokonten Ende vergangenen Jahres auf gut 890 Milliarden Euro. Das entspricht einem Pro-Kopf-Vermögen von rechnerisch 12.400 Euro.
Sollte der Trend anhalten, könnte bis Ende des laufenden Jahres gar die Marke von einer Billion Euro fallen, verrät die Studie. Weitere 566 Milliarden Euro hätten die Deutschen zudem auf niedrig verzinsten Tagesgeldkonten gebunkert.
Insgesamt beziffert sich das Geldvermögen der Deutschen schätzungsweise auf 6,2 Billionen Euro. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist das aber sehr ungleich verteilt: Demnach besitzen die reichsten zehn Prozent der Deutschen mehr als die Hälfte des gesamten Vermögens (56 Prozent). Im Gegensatz dazu kommt die ärmere Hälfte der Bundesbürger nur auf einen Anteil von 1,3 Prozent.
Eine besondere Rolle dabei spielt der Immobilienbesitz. Wer eine Immobilie sein Eigen nennt, verfügt im Schnitt auch über mehr Vermögen. Pro Kopf stieg das Nettovermögen der Deutschen von 2012 bis 2017 im Schnitt um 22 Prozent auf circa 103.000 Euro.
Die Niedrigzinspolitik der EZB führt dazu, dass sich durch die Anlagen in Sparbüchern oder Lebensversicherungen kaum mehr Gewinne generieren lassen. Schon im Mai hatte die Bundesbank aber festgestellt, dass die Deutschen in Folge dessen nicht auf Investmentformen übergehen.
Zwar suchten die Deutschen im Vergleich zu Vorjahren verstärkt nach Renditen, doch alles in allem spiele das eine untergeordnete Rolle. Denn die Bundesbürger seien risikoscheu und präferierten Liquidität. Statt also satte Gewinne einzustreichen, setzen sie auf Sicherheit und wollen ihr Geld lieber sicher anlegen und jederzeit verfügbar haben.
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