Verschuldung Frankfurter Sparkasse senkt wegen Coronakrise den Dispozins

Die Bank rechnet mit vielen Kunden, die in Folge der Coronakrise ihr Girokonto überziehen.
Frankfurt Die Frankfurter Sparkasse senkt im Zuge der Coronakrise den Dispozins. Für Bestandskunden sinke der Sollzinssatz vom 1. April bis 30. Juni auf 4,99 Prozent, wie die Bank am Freitag mitteilte. Bisher lag der Zins für die Standardkonten bei 10,49 Prozent.
Trotz der niedrigen Zinsen in der Euro-Zone haben viele Geldhäuser bislang relativ hohe Dispozinsen. Diese fallen an, wenn Kunden ihr Girokonto überziehen.
Die Sparkasse zählt 300.000 private Girokonten. 25.000 Kunden, also gut acht Prozent, nehmen den Dispokredit der Sparkasse zufolge auch in Anspruch. Vorstandschef Robert Restani, der im Herbst in den Ruhestand geht, rechnet damit, dass durch die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus‘ zunehmend Kunden darauf zugreifen müssen. „Das werden wieder mehr werden“, sagte er.
Vorstandsmitglied Harald Roos sagte, man wolle den Kunden entgegenkommen. Bei vielen Kunden werde der Liquiditätsbedarf nun steigen. „Das betrifft sehr sehr viele.“ Die Frankfurter Sparkasse zählt zu den fünf größten Sparkassen in Deutschland.
Die Coronakrise trifft die meisten Unternehmen hart – und damit auch viele Arbeitnehmer. Das Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen (IFF) warnt bereits vor wachsender Überschuldung. Lässt sich das Konto zügig ausgleichen, ist die Nutzung des Dispokredits kein Problem. Dauert es länger, wird es schnell teuer für die Kunden – selbst bei einem Dispozins von rund fünf Prozent.
Fraglich ist auch, wie viel Verbraucher der Aufschub bei Verbraucherkrediten bringt. Bundestag und Bundesrat haben bereits beschlossen, dass bei vor dem 15. März 2020 abgeschlossenen Verbraucherdarlehensverträgen Zins- und Tilgungsleistungen für den Zeitraum vom 1. April 2020 bis 30. Juni 2020 ausgesetzt werden können.
15.000 Beratungsgespräche wegen der Coronakrise
Wie andere Sparkassen und Banken auch sieht die Frankfurter Sparkasse sich mit einem Ansturm auf das Sonderkreditprogramm der Staatsbank KfW konfrontiert. Bei den Darlehen, die über die Hausbanken der Unternehmen ausgereicht werden, übernimmt die KfW bis zu 90 Prozent des Risikos. Restani sagte, erste Kredite seien ausgezahlt. Kommende Woche werde es damit aber erst richtig losgehen. Die Sparkasse hat bereits mit 15.000 Kunden Gespräche zu den Folgen der Coronakrise geführt.
Auch die Sparkasse selbst sieht große Herausforderungen auf sich zukommen. „Die ersten beiden Monate des Jahres 2020 liefen operativ sehr erfolgreich. Diese Basis nutzen wir, um engagiert die Aufgaben anzugehen, die vor uns liegen“, sagte Restani.
Im vergangenen Jahr verdiente die Frankfurter Sparkasse, die zur Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gehört, 77 Millionen Euro vor Steuern und damit 14 Prozent weniger als im Vorjahr. Das lag unter anderem daran, dass der wichtige Zinsüberschuss sank und die Kosten stiegen. Alle Geldhäuser ringen mit den Negativzinsen in der Euro-Zone. Das belastet die Margen im Kreditgeschäft, zudem sinkt die Rendite sicherer Eigenanlagen.
Zu den möglichen Folgen einer Fusion der Helaba mit dem Sparkassenfondsdienstleister Deka äußerte sich Restani nicht. Es gilt als wahrscheinlich, dass im Fall eines Zusammenschlusses die Frankfurter Sparkasse aus der Helaba herausgelöst würde.
Die angestrebte Konsolidierung der öffentlich-rechtlichen Spitzeninstitute liegt allerdings angesichts der Coronakrise auf Eis. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis schwebt vor, dass sich alle Landesbanken und die Deka zu einem Zentralinstitut zusammenschließen. Ausgangspunkt dabei soll eine mögliche Fusion von Helaba und Deka sein. Derzeit gibt es noch vier große Landesbanken – neben der Helaba die LBBW in Stuttgart, die BayernLB in München und die NordLB in Hannover.
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