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Neue Euro-Geldscheine

Für 2.600.000.000.000 Euro hat die Europäische Zentralbank Anleihen gekauft.

(Foto: Reuters)

Wertpapierkäufe Welche Anleihen die EZB in ihrem Depot hat – eine Bilanz

Die EZB stockt das Volumen ihres Anleihekaufprogramms nicht weiter auf. Angesichts der bisherigen Kaufsumme von 2,6 Billionen Euro wird Ökonomen schummrig.
14.12.2018 - 11:10 Uhr Kommentieren

Frankfurt Es war eine historische Sitzung: Nach fast vier Jahren macht die Europäische Zentralbank (EZB) im Januar Schluss mit zusätzlichen Anleihekäufen. So verkündete es Präsident Mario Draghi am Donnerstag. Zeit für eine Zwischenbilanz. Welche Papiere hat die Notenbank in ihr Depot genommen?

Insgesamt hat die EZB seit dem Start des Kaufprogramms am 9. März 2015 Zinspapiere im Wert von 2,6 Billionen Euro erworben. Ihre Bilanzsumme hat sie damit auf 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der gesamten Euro-Zone aufgebläht: mehr als 4,4 Billionen Euro. Noch mehr soll es nicht werden.

„Damit endet ein geschichtsträchtiges Kapitel der noch verhältnismäßig jungen EZB-Historie“, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Und das sei auch gut so, denn: „Das schiere Ausmaß der Anleihekäufe ließ selbst bei hartgesottenen Volkswirten einen Schauder über den Rücken laufen“.

In der Tat sind die Käufe gigantisch. Vor allem bei Staatsanleihen griffen die nationalen Notenbanken im Auftrag der EZB zu. Staatsanleihen der Euro-Länder für knapp zwei Billionen Euro hat die EZB gekauft.

Die Käufe richteten sich dabei nach dem Kapitalschlüssel, also dem Kapitalanteil, den die Euro-Länder an der Notenbank halten. Deshalb hat die EZB ...

  • ... deutsche Staatsanleihen im Wert von mehr als 515 Milliarden Euro gekauft – die größte Position in ihrem Portfolio.
  • ... etwa 420 Milliarden Euro an französischen Staatsanleihen im Depot.
  • ... für 360 Milliarden Euro italienische Staatspapiere erworben.

Mit den Käufen wollte die EZB die Kreditvergabe im Euro-Raum und somit die Wirtschaft und die Inflation wieder ankurbeln. Dafür wollte sie auch sichern, dass die Refinanzierungskosten für Staaten und Unternehmen sinken.

Deutschland hätte sich auch ohne EZB günstig finanziert

Die Krux: Deutschland hätte die Hilfe der EZB nicht gebraucht. In der Euro-Krise und in deren Nachwehen waren deutsche Staatsanleihen bei Investoren ohnehin beliebt und Deutschland hatte kein Problem damit, sich günstig am Anleihemarkt zu refinanzieren.

Die Renditen fielen aber noch weiter, und zwar seit EZB-Chef Mario Draghi im August 2014 die Anleihekäufe mehr oder weniger verklausuliert in Aussicht stellte. Den Großteil der steigenden Anleihekurse und im Umkehrschluss fallenden Renditen gab es von Draghis Ankündigung bis zum tatsächlichen Beginn der Käufe. Die Anleger kauften somit vor allem die guten Nachrichten.

Die zehnjährige deutsche Bundesanleihe – als Richtschnur für die Kapitalmarktzinsen – rentierte im August 2014 mit 1,7 Prozent. Heute sind es weniger als 0,3. Auch Frankreich hatte kein Problem mit zu hohen Zinskosten. Die Rendite zehnjähriger französischer Staatsanleihen lag im August 2014 auf ähnlichem Niveau wie die deutscher Bundesanleihen, heute rentieren sie mit 0,7 Prozent.

Italienische Politik trieb Anleiherendite

Etwas anders war die Lage in Italien. Italienische Staatsbonds rentierten im August 2014 mit 2,8 Prozent. Die Rendite fiel innerhalb von zwei Jahren auf bis zu ein Prozent. Angesichts der Haushaltspläne der neuen populistischen italienischen Regierung und dem Streit mit der EU über den Haushalt ist sie jedoch auf zeitweise mehr als drei Prozent gestiegen und liegt damit sogar über dem Niveau vor den Anleihekäufen. Der EZB-Effekt ist damit schon jetzt vollkommen verpufft.

Mindestens so viel Aufmerksamkeit wie die Staatsanleihekäufe haben die Käufe der Unternehmensanleihen bekommen. Im Juni 2016 legte die Notenbank nach und begann damit auch Bonds von Firmen guter Bonität – also mit einem sogenannten Investment-Grade-Rating von einer der Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s, Fitch oder der kanadischen DBRS zu kaufen.

Damit wollte sie zum einen auch direkt die Zinskosten für Unternehmen senken. Zum anderen wären ihr ohne die Erweiterung zu schnell die kaufbaren Anleihen ausgegangen, weil die Notenbank nicht mehr als ein Drittel der Staatsanleihen eines Landes kaufen darf.

Insgesamt liegen auf der EZB-Bilanz Unternehmensanleihen im Wert von rund 180 Milliarden Euro. Darunter sind alle europäischen Namen, die man sich vorstellen kann. Anleihen von BMW, Volkswagen, Daimler, Linde, BASF, der Deutschen Telekom und Hochtief aus Deutschland zum Beispiel, ebenso wie von Lafarge Holcim, Telefónica, Telecom Italia, Total, Gas Natural, Essilor, Veolia, Essilor oder Walters Kluwer – die EZB kaufte Unternehmensanleihen querbeet – ein bisschen wie ein börsengehandelter Indexfonds, der den breiten Markt für Unternehmensanleihen abdeckt.

„Den Fuß ganz leicht vom Gaspedal genommen“

Von Bankenanleihen ließen die Notenbanker als Aufseher der Banken die Finger. Indirekt kauften sie aber dennoch auch den Banken Papiere ab, und zwar mit Hypotheken oder Staatskrediten gedeckte Bankenanleihen, die in Deutschland als Pfandbriefe und international als „Covered Bonds“ bekannt sind. Solche Anleihen hat die EZB für 260 Milliarden Euro auf ihrer Bilanz. Dazu kommen noch mit Forderungen gedeckte verbriefte Anleihen, die unter anderem von Banken begeben werden, für die allerdings vergleichsweise bescheidene Summe von rund 28 Milliarden Euro.

Ganz vom Anleihemarkt wird sich die EZB zwar auch im neuen Jahr nicht zurückziehen, sie kauft aber nur noch auslaufende Anleihen in ihrem Portfolio. Das heißt: Die gigantische Bilanzsumme der EZB schrumpft vorerst nicht. Oliver Eichmann, Co-Chef für europäische Anleihen bei der DWS, beurteilt das so: „Die EZB nimmt den Fuß nur ganz leicht vom geldpolitischen Gaspedal, eine geldpolitische Normalisierung bedeutet dies noch lange nicht.“

Die komplette Liste der Unternehmensanleihen im EZB-Depot (Bestand: 7.12.2018)
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