Der Spielraum der EZB beim Leitzins ist inzwischen sehr eng. Er liegt bei 0,15 Prozent. Damit ist das Ende der Fahnenstange praktisch erreicht.
Banken können Geld bei der EZB parken, wofür sie in normalen Zeiten Zinsen bekommen. Damit sie das nicht tun, sondern das Geld als Kredite an die Wirtschaft weiterreichen, hat die Zentralbank diese Anlageform unattraktiv gemacht, indem sie den Zinssatz auf null gedrückt hat. Jetzt könnte die EZB noch einen Schritt weitergehen und negative Zinsen einführen.
Zwischen 2010 und 2012 kaufte die EZB zur Stützung von Griechenland, Irland, Portugal, Italien und Spanien für mehr als 200 Milliarden Euro deren Staatsanleihen. Derzeit schöpft die EZB die Liquidität wieder ab, indem sie den Banken anbietet, in gleicher Höhe Geld bei ihr anzulegen. Die EZB könnte dieses Prozedere abschaffen - was entsprechend dem Restwert der Anleihen etwa 170 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln bringen würde.
Die Banken müssen zur Sicherheit Geld bei der EZB hinterlegen. Diese sogenannten Mindestreserven summieren sich auf etwa 100 Milliarden Euro. Würde die EZB die Anforderungen lockern und beispielsweise nur noch die Hälfte als Sicherheit verlangen, hätten die Banken zusätzlich 50 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieses Geld könnten sie als Kredite ausreichen.
Der niedrigste Leitzins nützt nichts, wenn die Banken keine Kredite vergeben. Nach der jüngsten EZB-Umfrage klagt jedes neunte kleine und mittelgroße Unternehmen der Euro-Zone darüber, keinen Zugang zu Bank-Krediten zu haben. Mit einem Trick nach britischem Vorbild könnte die EZB das ändern. Dort können sich Banken für jedes Pfund, das sie kleinen und mittleren Unternehmen zur Verfügung stellen, zehn Pfund zu Vorzugskonditionen bei der Bank of England leihen.
Wenn Banken Geld von der EZB haben wollten, mussten sie bis 2007 Wertpapiere mit Top-Bonität als Sicherheit hinterlegen. Die Anforderungen hat sie seither mehrfach gesenkt - und könnte es weiter tun, um die Institute bei Kasse zu halten. Denn das ist die Voraussetzung für neue Kredite. Die Währungshüter könnten beispielsweise Aktien oder US-Staatsanleihen akzeptieren.
Die Europäische Investitionsbank (EIB) kann am ehesten die kleineren und mittleren Unternehmen mit Geld versorgen. Seit 2009 kann sich die EIB bei der EZB Geld leihen, um es anschließend weiterzureichen. Die Währungshüter könnten solche Förderbanken mit zusätzlicher Liquidität ausstatten.
Die Kreditzinsen in vielen Krisenstaaten sind noch immer recht hoch. Um sie zu drücken, könnte die EZB nach amerikanischem Vorbild eine lange Niedrigzinsphase ankündigen. Die Federal Reserve hat erklärt, ihren Leitzins bis mindestens Mitte 2015 auf „extrem niedrigem Niveau“ zu halten. Ringt sich die EZB zu einer ähnlichen Aussage durch, könnte dies die Zinsen im längeren Laufzeitbereich drücken.
Die EZB hat Ende 2011 und Anfang 2012 die Banken mit zwei dicken Geldsalven von jeweils gut 500 Milliarden Euro geflutet. Draghi hatte diese in Anlehnung an ein deutsches Geschütz aus dem Ersten Weltkrieg als "Dicke Bertha" bezeichnet. Sie wirkten: Inzwischen zahlen viele Banken bereits wieder schrittweise das Geld zurück, das sie sich damals bei der EZB geliehen haben. Eine Kreditklemme in vielen Südländern gibt es trotzdem, weil dort die Nachfrage der Unternehmen wegen der Krise sehr gering ist und die Banken Geld horten - zum Teil aus Angst, zum Teil wegen der steigenden Kapitalanforderungen der Regulierer. Ob sich die EZB eines Tages dazu durchringt, wie die Bank von England den Banken Geld nur unter der Bedingung zu geben, dass sie es als Kredit an Firmen weiterreicht, bleibt abzuwarten. Das Experiment auf der Insel war nur mäßig erfolgreich. Denn die Notenbank kann Unternehmen nicht befehlen, Kredite zu nehmen und zu investieren.
Sollte die Krise wieder eskalieren, bliebe der EZB noch der massenhafte Ankauf von Wertpapieren - beispielsweise von Staatsanleihen oder Bankanleihen. Im Sommer 2012 - auf dem Höhepunkt der Schuldenkrise - hatte Draghi versprochen, die EZB werde bei Bedarf und unter klar definierten Bedingungen Staatsanleihen von Problemländern kaufen - notfalls in unbegrenzter Höhe. Vor allem hierzulande hat dieses Versprechen der EZB Ärger eingehandelt. Sogar das Bundesverfassungsgericht beschäftigt sich damit, weil die EZB im Fall der Fälle das Verbot der Staatsfinanzierung aus Sicht ihrer Kritiker wohl brechen würde. Bis dato musste Draghi jedoch nicht eine Staatsanleihe kaufen.
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Herr Draghi, halten Sie durch! Wenn Rot-Grün die Wahl in Deutschland gewinnt dann kommen Eurobonds! Dann geht es Frankreich, Spanien, Griechenland und all den Anderen wieder gut. Feine Sache.
Ihre Amtszeit sollten Sie allerdings genießen, denn mit Eurobonds wird Deutschland noch schneller gegen die Wand gefahren und wenn keiner mehr zahlt, wollen die Anderen auch keinen EURO/EU haben. Tja, dann wäre Ihr Job wohl auch hinüber. Gut, dass wenigstens Sie ordentlich verdienen und für alle Zeiten bestens abgesichert sind. Feine Sache.
Wer kontrolliert eigentlich die EZB? Die Herren in dieser Zentralbank machen doch schon seit langem, was immer Sie für richtig halten. Mit Geldpolitik hat das nicht mehr viel zu tun und diesbezüglich muss man den Herren zu Gute halten, dass es faktisch nicht möglich ist, für die Eurozone effektiv Geldpolitik zu machen. Jedoch die Einmischungen und Bevorteilungen der EZB durch quasi Fiskalpolitik der EZB zugunsten ineffizienter Wirtschaftsstrukturen und -politiken in den Südstaaten sind völlig kontraproduktiv und vertragswidrig.
Völlig inakzeptabel ist auch, dass die 80 Millionen plus deutschen Bürger, die ca. 27% an dieser EZB halten über die Bundesbank, gerade einmal (1) eine Stimme mit Jens Weidmann in dem 23 Köpfe zählenden EZB Rat haben. Herrn Assmussen mag ich da gar nicht mitzählen, da dieser für mich nicht die Interessen Deutschlands vertritt. Aber selbst mit Herrn Assmussen hätte Deutschland gerade einmal 8% der Stimmen. Daher folgt EZB repräsentiert nicht alle Bürger Europas gleich!
Fazit:
Wer solide wirtschaftet, wird ausgenutzt und benachteiligt. Und weil wir Deutschen dumm sind, lassen wir uns alles gefallen und geben nun auch noch die letzten Sparschweinchen preis für die Utopie des politischen EURO Primats.
Bedürftige zu speisen, mag im Notfall richtig sein, aber besser ist es, diesen eine Angel zu kaufen, so dass sie selbst fischen gehen können.
Lasst die Südstaaten doch die Eurozone geordnet verlassen, damit sie wieder auf die Beine kommen können. Der Maastricht Vertrag hätte letztlich ohnehin dazu geführt, hätte man diesen nicht gebrochen.
Natürlich wird Deutschalnd so oder so viel verlieren durch den EURO, doch es ist an der Zeit die Reissleine zu ziehen und die Verluste zu begrenzen. Das muss in Berlin ankommen.
Lustig...so ist das halt, wenn man ein paar Leuten die Möglichkeit der Spekulation einräumt und das Geld mittels Zinsen explodieren lässt!! Kein Mitleid...weder für die Einen, die mitgemacht haben...noch für das verblödete deutsche Volk...jeder bekommt das was er vedient :)
@countryman
Ach was - das hat was mit den Ratten zu tun und dem Schiff, dass bereits langsam sinkt.
Es ist doch für die Herren löblich anzumerken, dass sie jetzt auch das merken, was schon lange im Markt ist.
Offensichtlich ist der öffentliche Druck so stark geworden, dass sie sich jetzt ihrer falschen Handlungsweise schämen.
Dass es Meinungsunterschiede im EZB-Rat gibt, ist nichts Neues. Die Rücktritte des früheren Bundesbankpräsidenten Weber und des ehemaligen EZB-Chefökonomen Stark haben dies bereits belegt. Auch der Widerstand des heutigen Bundesbankpräsidenten Weidmann gegenüber unbegrenzten Anleihekäufen durch das Eurosystem ist bekannt. Dennoch sind Meinungsunterschiede im EZB-Direktorium von einer neuen Qualität. Sie zeigen, dass in diesem Gremium offenbar langsam wachsende Zweifel an Angemessenheit und Richtigkeit des EZB-Kurses aufkommen. Die Konstruktionsmängel des Euros und die Handlungsdefizite der Politik lassen sich nicht mit einer exzessiven Geldpolitik und immer neu konstruierten Sonderhilfsprogrammen dauerhaft übertünchen. Die Lage in der Eurozone ist nur scheinbar beruhigt. Nach 6 Quartalen Rezession (bzw Stagnation) und wachsender Arbeitslosigkeit ist klar, dass die bisherige Rettungsstrategie an ihre Grenzen gestossen ist und scheitern wird.
Ja, man sollte wirklich nicht die naive Hoffnung haben, dass nach so vielen Jahren Euro unter unseren Politikern, nach den Wahlen mit dieser Mannschaft ploetzlich alles besser wird. Dies waere EXTREM naiv, peinlich naiv. Ob die AfD die Loesung bringen wird, bleibt zu hoffen.
Irgendwann muss man sich von den Tatsachen leiten lassen und nicht von vielleicht truegerischer Hoffnung. Am Ende gewinnt die Wirklichkeit ohnehin. Aber die koennten wir vielleicht bei den naechsten Wahlen noch beeinflussen - hoffentlich.
Der Widerstand wächst
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Die EZB (Europas größte Bad Bank) flutet die TEurozone mit Billionen und kauft unbegrenzt Schrottpapiere auf.
Sie verschleiert das hinter solchen Begriffen wie:
■ ELA
■ LTRO
■ ABS
■ OMT
■ STEP
Hierbei handelt sie entgegen ihrer Statuten und betreibt Staatsfinanierung. Das ist ihr zwar verboten, aber das stört Goldman Sachs-Draghila nicht.
Nachdem die EZB mit ihren vielfältigen Instrumentarien (es kommen immer neue dazu) seit mehreren Jahren verbotene Staaatsfinanzierung betreibt und zur bad Bank mutierte, muss zur Ehrenrettung oder damit die Fassade der "Unabhängigkeit" aufrechterhalten bleibt, noch eine Kritik-Stimme kommen.
Ändern wird das nichts an OMT, ELA, Target2, STEP, Runterschrauben der Sicherheiten auf Null..., weil der Euro (stupide und naiv (eingeführt)) nur so noch einige Zeit am Leben erhalten werden kann.
Zitat: “… klagt jedes neunte kleine und mittelgroße Unternehmen der Euro-Zone darüber, keinen Zugang zu Bank-Krediten zu haben.” Da haben wir es also schwarz auf weiss. So sieht doch keine Kreditklemme aus, wenn gerade mal 11% keine Kredite bekommen. Da sollte man ausserdem mal untersuchen, wieviele der jammernden Unternehmen ueberhaupt kreditfaehig sind. Diese angebliche Kreditklemme ist ein Vorwand fuer weitere Geldfluten zugunsten klammer Staaten. Und Schaeubles KfW Vorschlag ist einfach absurd, aus wirtschaftlichen wie auch rechtlichen Gruenden. Man fragt sich wirklich ob der Mann ueberhaupt weiss von was er redet, denn dieser Schwachsinn hilft ja nun ueberhaupt niemandem, weder den Unternehmen noch den klammen Staaten.