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Zahlungsverkehr Bundesbank prüft digitalen Euro

Die Bundesbank hat eine Taskforce zur Prüfung von Chancen und Risiken eines digitalen Zentralbankgelds gegründet. Bisher stand die Notenbank dem skeptisch gegenüber.
14.03.2020 - 13:14 Uhr Kommentieren
Libra sei ein Weckruf gewesen, sagt Bundesbank-Vorstand Balz. Quelle: Reuters
Die Facebook-Währung Libra

Libra sei ein Weckruf gewesen, sagt Bundesbank-Vorstand Balz.

(Foto: Reuters)

London Die Bundesbank hat das Projekt „Digitaler Euro“ noch nicht ad acta gelegt – im Gegenteil. Es sei vielmehr eine Taskforce gegründet worden, um die Chancen und Risiken eines digitalen Zentralbankgeldes zu analysieren, berichtet Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz bei einem Besuch in London dem Handelsblatt. „Das Thema hat für uns hohe Priorität.“ Libra sei ein Weckruf gewesen.

Unter diesem Namen plant Facebook, eine eigene Kryptowährung einzuführen, wie der US-Konzern vergangenes Jahr ankündigte. Mit Libra könnten Geldtransfers über Ländergrenzen hinweg wesentlich schneller und günstiger werden, warb Facebook für das Projekt und sprach von Libra explizit als globaler Währung.

Anders als die meisten Kryptowährungen soll die Facebook-Währung, die abschätzig schon mal mit dem Namen „Zuckbuck“ betitelt wurde, eine Art Währungskorb widerspiegeln; also eine gewichtete Zusammenfassung verschiedener Währungen zu einer Einheit, die dann eine gemeinsame Referenzgröße darstellen.

Was Libra aber noch deutlicher von den meisten anderen Projekten unterscheidet, ist die Zahl der potenziellen Kunden – schließlich hat Facebook 2,5 Milliarden Nutzer. Angesichts dieser Größenordnung sorgte die Ankündigung von Facebook-Chef Mark Zuckerberg weltweit für Wirbel.

Bisher Skespsis bei der Bundesbank

Schnell begann international die Diskussion, ob nicht auch die Zentralbanken einen digitalen Dollar oder Euro auflegen sollten. Einige Notenbanken in Asien preschten bereits voran: So hatte die chinesische Zentralbank im vergangenen Jahr angekündigt, bald eine eigene digitale Währung zu starten.

Doch an anderer Stelle stießen derartige Überlegungen auf Bedenken. Die deutsche Zentralbank stünde dem Thema skeptisch gegenüber – so wurden Äußerungen von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann zu diesem Thema bisher gedeutet.

Auch Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch hatte betont, dass man bei privaten Anbietern sicherstellen müsse, dass sie genauso der Regulierung unterliegen wie andere Dienstleister im Zahlungsverkehr. Denn so ließen sich zum Beispiel Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche verhindern. Sie sehe auch in der breiten Öffentlichkeit noch keine Notwendigkeit für digitales Zentralbankgeld.

Einer Umfrage in der deutschen Finanzbranche zufolge teilt die überwiegende Mehrheit die Bedenken von Notenbanken und Aufsichtsbehörden: Über 76 Prozent der Befragten einer Studie des Center for Financial Studies (CFS) der Frankfurter Goethe-Universität erwarten, dass Libra die Wirksamkeit der Geldpolitik vermindern würde. Rund 61 Prozent sehen in Libra eine Gefahr für die globale Finanzstabilität. Trotz der Bedenken sprachen sich aber 61 Prozent der Befragten gegen ein pauschales Libra-Verbot aus. Stattdessen wurde eine konstruktive Begleitung des Vorhabens gefordert, um Innovationen im Finanzsektor zu fördern.

Die große Skepsis gegenüber dem „digitalen Euro“ hatte den Eindruck erweckt, dass das Thema für die Bundesbank erledigt ist. Doch diesem Eindruck trat Bundesbank-Vorstand Balz nun entgegen. „Wenn ein privates Unternehmen mit einer so großen Nutzerzahl und globalen Präsenz wie Facebook mit einem Vorschlag wie Libra kommt, muss man das ernst nehmen“, sagte Balz.

Sorge um die Stabilität des Finanzsystems

Er selbst stehe digitalem Zentralbankgeld zwar unvoreingenommen gegenüber, „aber wir müssen die Chancen und Risiken genau analysieren und bewerten. Dann können wir entscheiden, ob wir digitales Zentralbankgeld brauchen.“ Es seien vor allem mit Blick auf mögliche Risiken noch viele Fragen offen. „Wir als Bundesbank können heute noch nicht abschließend beurteilen, ob die Risiken, die durch die Ausgabe digitalen Zentralbankgelds entstehen würden, am Ende nicht größer sind als der Nutzen, den wir generieren“, erklärte er.

Seinen Worten zufolge werden derzeit verschiedene Szenarien geprüft. Eines: eine digitale Währung allein für den Bankenbereich. Auf diese Weise ließen sich Erfahrungen sammeln, und es ließe sich dadurch besser einschätzen, ob man digitales Zentralbankgeld auch auf den privaten Bereich ausweiten solle – eine Entscheidung, die auch in den Reihen der deutschen Sparkassen skeptisch gesehen wird.

Diese hatten in einem Positionspapier kürzlich gewarnt, dass Stabilität und Effizienz des Finanzsystems gewahrt bleiben müssten. Die Schaffung eines Digital-Euros dürfe die Mittlerfunktion der Bankenbranche im Finanzsystem nicht gefährden. „Wird durch eine direkte Ausgabe von digitalem Zentralbankgeld an die Bürger die traditionelle Geldschöpfung des Bankensystems übergangen beziehungsweise umgangen, kann dies gravierende Auswirkungen auf die Finanzstabilität, die Funktionsfähigkeit und die Effizienz des Bankensystems haben“, warnten die Sparkassen.

Das ist eine mögliche Entwicklung, die man laut Bundesbank-Vorstand Balz auch in der deutschen Zentralbank im Blick hat. „Die Bürger, die derzeit Zentralbankgeld nur in der Form als Bargeld verwenden können, erhielten auch eine digitale Variante.“ Doch Balz hinterfragt die Notwendigkeit, neben Bargeld auch digitales Zentralbankgeld für jedermann herauszugeben. Zudem müsse man darüber nachdenken, welche Folgen es habe, wenn Kunden ihre Einlagen bei Geschäftsbanken in größerem Umfang abziehen und in digitales Zentralbankgeld umtauschen würden.

„Wenn man digitales Zentralbankgeld für alle ausgäbe, hätte das ganz andere Ausmaße – bis hin dazu, dass das Bankensystem in Teilen obsolet werden könnte. Wollen wir das wirklich?“, fragt Balz. „Diese Fragen werden diskutiert, und zwar sehr intensiv.“

Mit einem ersten Zwischenergebnis der Analyse sei in diesem Sommer zu rechnen, kündigte Balz an – auch wenn der EZB-Rat dann noch keine Entscheidung zum digitalen Zentralbankgeld treffen dürfte.

Mehr: Das fordert die Blockchain-Branche von der Bundesregierung.

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