Zentralbank Türkei will mit Goldreserven die Abhängigkeit vom Dollar verringern

Inzwischen hortet die türkische Notenbank nach offiziellen Angaben 262 Tonnen Gold.
Istanbul Die Türkei baut ihre Goldreserven aus. Während die Devisenreserven im März im Vergleich zum Vormonat um 4,7 Prozent geschrumpft sind, hortete die Zentralbank in Ankara 3,8 Tonnen mehr Gold. Das geht aus einer aktuellen Statistik der Zentralbank hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.
Die türkischen Notenbanker mussten zuletzt Kritik einstecken, weil sie über kurzfristige Handelsgeschäfte ihre Devisenreserven aufgestockt hatte. Weil die türkische Lira innerhalb von zwölf Monaten über 40 Prozent Wert zum US-Dollar verloren hatte, wuchsen Zweifel, ob die Zentralbank die heimische Währung gezielt mit Interventionen stütze – und ob sie angesichts ihrer Mittel überhaupt dazu in der Lage sei.
Was in der Diskussion nicht zur Sprache kam: Die Türkei baut bereits seit 2017 ihre Goldreserven substanziell aus. Waren es Anfang 2017 nach offizieller Zählweise des Internationalen Währungsfonds (IWF) noch rund 116 Tonnen, die in der Schatzkammer der Zentralbank lagen, waren es ein Jahr später schon 200 Tonnen. Inzwischen horten die Währungshüter nach offiziellen Angaben 262 Tonnen.
Nach dem aktuellen Goldpreis beträgt der Wert der Goldreserven knapp 21 Milliarden US-Dollar. Damit beträgt der Goldanteil an den gesamten Reserven der Zentralbank (96,26 Milliarden US-Dollar) rund 21 Prozent. In der Türkei gilt außerdem eine besondere Regel, nach der türkische Banken bis zu zehn Prozent ihrer Reserven bei der Zentralbank in Gold halten können.
Die türkische Regierung unter Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will damit aber nicht nur für schwere Zeiten vorsorgen. Im Mittelpunkt der türkischen Notenbankpolitik steht auch eine Abkehr vom Dollar als Reservewährung.
Nach Meinung von Erdogan ist die anfällige türkische Lira auch ein Resultat von Druck von außen, den er in Reden häufig als „Währungsterror“ bezeichnet. Er wolle daher „den Druck des Wechselkurses beseitigen und Gold gegen den Dollar verwenden“, sagte Erdogan bereits im April 2018.
Dazu passt, dass die Türkei zuletzt Goldreserven, die in den USA gelagert waren, abgezogen hatte. Traditionell lagern Zentralbanken füreinander Gold, so auch die Amerikaner für die Türken. Doch seit einem Jahr hat Ankara alle Reserven aus dem Land abgezogen und „repatriiert“.
Aus Sicht Ankaras gibt es dafür viele Gründe. Das Verhältnis zu Washington ist angespannt. Die Türkei macht den islamischen Sektenführer Fethullah Gülen, der im Exil in den USA lebt, für einen Putschversuch verantwortlich. Die Amerikaner verweigern seine Auslieferung. Hinzu kam ein Prozess in den USA gegen den Vorstand einer staatlichen türkischen Bank sowie die Inhaftierung eines amerikanischen Pastors in der Türkei.
Aktuell streiten die beiden Nato-Partner über die mögliche Lieferung eines russischen Raketensystems in die Türkei sowie ein mögliches Ölembargo gegen den Iran, von dem auch die Türkei betroffen wäre.
Die Beziehungen zum Nachbarland Iran könnten auch im Fall der aufgestockten Goldreserven eine Rolle spielen. Schon vor zwei Jahren unterschrieben beide Länder ein Abkommen, das den bilateralen Handel mit den Heimatwährungen anstatt dem Dollar vorantreiben soll. Es soll dabei auch um den Kauf iranischen Öls gegen Gold gegangen sein. Außerdem emittierte das türkische Finanzministerium mehrere Anleihen, die auf dem Edelmetall basieren statt auf Lira oder Dollar.
Experten glauben nicht, dass die Goldreserven ausreichen, um erfolgreich gegen die schwache Lira zu intervenieren. Dafür seien die Vorräte immer noch zu klein.
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