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Zinswende in Asien Südkoreas Zentralbank erhöht den Leitzins auf 0,75 Prozent

Kurz vor der Zentralbank-Tagung im amerikanischen Jackson Hole setzt Koreas Notenbank geldpolitisch ein überraschendes Zeichen. Trotz einer neuen Corona-Welle schraubt sie die Zinsen nach oben.
26.08.2021 - 04:38 Uhr 1 Kommentar
Südkorea kämpft aktuell gegen eine neue Viruswelle. Quelle: Bloomberg
Seoul

Südkorea kämpft aktuell gegen eine neue Viruswelle.

(Foto: Bloomberg)

Tokio Zinswende in Südkorea: Die Bank von Korea hat am Donnerstag als erste asiatische Zentralbank seit dem Beginn der Pandemie den Leitzins erhöht. Obwohl das Land gegen eine neue Infektionswelle kämpft, hob die Notenbank den Zins von 0,5 auf 0,75 Prozent an, um steigende Inflation, Hauspreise und private Verschuldung zu bremsen.

Dies ist eine kleine Überraschung. Die Notenbank hatte zwar bereits angekündigt, dass sie dieses Jahr einen Schritt zur Normalisierung ihrer Geldpolitik gehen wolle. Aber viele Analysten hatten wegen der wiederaufflammenden Pandemie eine Verschiebung der Zinsanhebung erwartet. Doch nur einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten globalen Wirtschaftssymposium im amerikanischen Jackson Hole, auf dem sich Zentralbanker, Finanzminister und Akademiker aus aller Welt treffen, setzt Koreas Notenbank nun ein geldpolitisches Zeichen.

Das Forum in den USA wurde in der Vergangenheit immer wieder für die Ankündigung wichtiger geldpolitischer Veränderungen genutzt. Dieses Mal erhoffen sich die Anleger Hinweise, ob die US-Fed angesichts der hohen Inflation in den USA geldpolitisch die Zügel anziehen wird.

Viele Analysten sagen voraus, dass die Fed im November ankündigen wird, ihre monatlichen Käufe von Staats- und Hypothekenanleihen im Wert von 120 Milliarden Dollar zu senken. Dieser erste, kleine Schritt hin zu einer Normalisierung der Geldpolitik in den USA könnte große Auswirkungen auf Anleihe-, Aktien- und Devisenmärkte besonders in Schwellenländern haben.

Neue Virus-Welle trifft Asiens Volkswirtschaften

Die Zinserhöhung in Korea könnte die Zentralbanken anderer Länder ermutigen, ihrerseits die Geldschwemme etwas einzudämmen. Der Schritt der Bank von Korea ist dabei umso bedeutsamer, als dass das Land derzeit wie viele asiatische Staaten gegen die höchste Virus-Welle seit Beginn der Pandemie kämpft.

Auch in der zehntgrößten Volkswirtschaft der Welt erschwert derzeit die hochinfektiöse Delta-Variante des Coronavirus die bisher gute Eindämmung der Pandemie. Thailand, Vietnam, Indonesien und Japan kämpfen seit Juli mit mehr oder weniger starken Einschränkungen von Wirtschaft und Alltag gegen steil steigende Infektionszahlen. Die vorübergehende Schließung von Fabriken in Südostasien beeinträchtigt dabei schon jetzt die Lieferketten gewaltig.

Japans Autohersteller Toyota will wegen Engpässen bei Chips und auch Bauteilen südostasiatischer Lieferanten im September die Produktion um 40 Prozent drosseln. Selbst China schloss diesen Monat wegen neuer Corona-Fälle den Hafen von Ningbo, den größten Hafen der Welt.

Sonderfall Korea: Wachsen mit dem Virus

Aber die Notenbank in Südkorea hält es offenbar für möglich, auch mit der Delta-Variante bei relativ geringer Durchimpfung der Bevölkerung leben und wachsen zu können. Denn das Land hat bisher mit seiner relativ transparenten Virenkontrolle eine Pioniertat vollbracht: Während anderswo die Infektionszahlen steil steigen, konnte Korea sie zwischen 1500 und 2200 Fällen pro Tag stabilisieren, was der Notenbank nun Handlungsspielraum verschafft. Denn bisher reichen die Kontrollmaßnahmen offenbar aus.

Seit Wochen haben die Behörden in großen Teilen des Landes die höchste Kontrollstufe vier ausgerufen. Anders als viele westliche Länder verzichtet Korea dabei allerdings auf Ausgangssperren und weitreichende Schließungen von Geschäften. Allerdings müssen Lokale nun um neun Uhr abends schließen. Zudem sind tagsüber Treffen mit mehr als fünf Personen verboten. Abends ab sechs Uhr dürfen Koreaner sogar nur noch zu zweit ausgehen. Masken tragen ist ohnehin selbstverständlich und wird nicht kontrovers diskutiert.

Zwar warnten die Volkswirte von Moody’s Analytics kürzlich, dass die jüngste Coronaviruswelle die Erholung der Beschäftigung, des Dienstleistungssektors und des Tourismus belasten und das Wachstum drücken würde. Aber die Notenbank hielt bisher an ihrer Prognose von vier Prozent Wirtschaftswachstum für 2021 fest.

Damit dürfte Korea wieder auf den vorpandemischen Wachstumspfad zurückkehren. Wegen seiner guten Eindämmung der Pandemie war das Bruttoinlandsprodukt 2020 nur um ein Prozent gesunken, was unter großen Industrieländern ein Spitzenwert war.

Nun kann die Bank von Korea hoffen, dass die boomenden Exporte die negativen Folgen der heimischen Virus-Welle wettmachen. Angetrieben von der robusten globalen Nachfrage nach Autos, Chips und petrochemischen Produkten stiegen die Exporte im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent und in den ersten 20 August-Tagen sogar um 41 Prozent.

Mehr: Die erwartete Wende in der US-Geldpolitik wird der nächste Härtetest für den Bitcoin.

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1 Kommentar zu "Zinswende in Asien: Südkoreas Zentralbank erhöht den Leitzins auf 0,75 Prozent"

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  • Richtig so. Aufgabe der Zentralbank ist *allein* die Stabilität der Währung.
    Wohlstand, Wirtschaft, Gesellschaft, Politik, Krisenmanagement gehören nicht zur Aufgabe einer Zentralbank. Leider hat die EZB das vergessen.

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