High Yields Höhere Renditen fürs Depot

München Vielen Anlegern ist die globale Finanzkrise von 2008 noch gut im Gedächtnis. Aber wissen Sie auch, welche Anlageklassen sich damals, als die Weltwirtschaft zur Erholung ansetzte, am stärksten entwickelten? Neben Aktien aus den Emerging Markets waren es nach Berechnungen von JP Morgan Hochzinsanleihen. Sie brachten im Jahr 2009 ein Plus von fast 60 Prozent.
Das könnte sich in der aktuellen Krise wiederholen. Zwar haben High-Yield-Anleihen einen erheblichen Teil ihrer Verluste bereits wieder aufgeholt. Aber noch nicht alles. Gemessen am ICE HY Index der Bank of America weitete sich der Renditeabstand zu sicheren Staatsanleihen zunächst von 367 Basispunkten im Februar auf 1094 Basispunkte Ende März aus. Eine fast beispiellose Entwicklung, verursacht vor allem durch mangelnde Liquidität im Markt.
„Inzwischen“, informiert Unternehmensanleiheexperte Andrzej Skiba von Blue Bay, „hat sich der Abstand wieder auf rund 552 Basispunkte eingeengt.“ Dass sich der Markt so schnell erholt hat, hat mehrere Gründe: So haben die massiven Stimulierungsprogramme der Notenbanken und Regierungen zu diesem Aufschwung beigetragen.
„Aber auch die Tatsache, dass weniger Unternehmen aus dem Investment-Grade- in den High-Yield-Bereich abgerutscht sind als erwartet und die Fed erklärt hat, Hochzinsanleihen zu kaufen, hat für steigende Kurse und rückläufige Renditen gesorgt“, erklärt Skiba.
Hoffnung auf Impfung
Zudem dürften die Fortschritte bei der Impfstoffentwicklung sowie die niedrig oder negativ verzinsten Staatsanleihen dabei eine Rolle gespielt haben. Nach Ansicht von Skiba spricht aber auch einiges dafür, dass diese Entwicklung noch nicht zu Ende ist. „Aufgrund medizinischer Fortschritte und der allmählichen Normalisierung der Wirtschaft gehen wir in unserem Basisszenario davon aus, dass sich die Rendite-Spreads im High-Yield-Bereich nochmals zwischen 50 und 100 Basispunkten zurückbilden werden“, sagt er.
Ähnlich beurteilen das die Experten von Neuberger Berman. Dank der aggressiven geld- und fiskalpolitischen Reaktion auf die Krise sehen sie auch nach der Erholung noch Chancen im Hochzinsbereich. Allerdings, mahnen sie in ihrem aktuellen Quartalsausblick auch, müssten Anleger sehr genau hinsehen. Ein Knackpunkt sind die Ausfallraten. Die Ratingagentur Moody’s geht davon aus, dass die Ausfallrate im amerikanischen High-Yield-Bereich im Februar 2021 bei 12,4 Prozent ihren Höhepunkt erreichen wird.

Im Vergleich dazu sind andere Experten etwas optimistischer. So rechnet Portfoliomanager Paul Brain von BNY Mellon nur mit Ausfallraten von rund neun bis zehn Prozent in den USA und acht bis neun Prozent in Europa. In der Tat könnte es sein, dass es nicht ganz so schlimm kommt, wie von Moody’s befürchtet. So verweist Skiba auf die verschiedenen Regierungsprogramme, die Emittenten mit Liquiditätsproblemen unterstützen. Dazu kommt, dass die Rezession nicht so tief ausfallen dürfte wie zunächst erwartet und dass Anleiheemittenten gezeigt hätten, dass sie in der Lage sind, ihre Kosten und ihre Cash-Burn-Rate zu reduzieren.
Allerdings bestehen noch weiter Risiken. So könnte eine zweite heftige Infektionswelle erneut großflächige Lockdowns notwendig machen. Außerdem besteht speziell in den USA eine gewisse Unsicherheit aufgrund der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen und auch die wieder angespannten Beziehungen zwischen China und den USA sind ein Risikofaktor.
Doch vor allem aufgrund des zu befürchtenden Anstiegs der Ausfallraten scheint es besonders wichtig zu sein, Branchen und Einzeltitel sehr genau auszuwählen. Experte Brain zum Beispiel geht aufgrund des Umfelds davon aus, dass gerade Hochzinsanleihen aus dem Energiesektor immer noch anfällig für Zahlungsausfälle sind. Zudem werde eine Reihe von Unternehmen seiner Einschätzung nach Schwierigkeiten bekommen, die Couponzahlungen aufrechtzuerhalten, da das derzeitige wirtschaftlich schwierige Umfeld wohl mindestens bis zum dritten oder vierten Quartal 2020 anhalten werde.
Branchen mit Aussicht
Skiba von Blue Bay rät, Emittenten zu meiden, deren Fundamentaldaten schon vor der Pandemie nicht nachhaltig waren oder die ein Geschäftsmodell verfolgen, das aufgrund der veränderten Verbraucherpräferenzen in der Welt nach Corona nicht mehr funktioniert. Chancen sieht er dagegen in den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation oder bei Nahrungsmittelproduzenten. „Wir haben derzeit eine Präferenz für Emittenten aus nichtzyklischen Sektoren, die Cash generieren und von den Folgen der Corona-Pandemie nur moderat betroffen sind“, erläutert er.
Zudem bevorzugt er den amerikanischen Markt gegenüber europäischen Hochzinstiteln. „Die Gründe dafür liegen in der höheren Liquidität, dem Umfang der unterstützenden fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen und der Tatsache, dass Vermögenswerte in Dollar global als sicherer Hafen gelten“, so Skiba weiter. Und schließlich sieht er auch nachhaltige Geschäftsmodelle im Vorteil.
Mit seinem Fonds jedenfalls scheint er die aktuelle Krise gut gemeistert zu haben. Im laufenden Jahr liegt dieser trotz des massiven Absturzes mit einem Prozent im Plus. Noch besser schnitt bei den globalen High-Yield-Fonds laut Morningstar das Portfolio von Candriam mit einem Plus von fast vier Prozent ab. Ausgehend davon ist eine Wertentwicklung von Hochzinsanleihen wie nach der Finanzkrise im Jahr 2009 jedoch auch nicht mehr zu erwarten. Das Fazit von Fondsmanager Skiba: „Wenn Sie aber bedenken, dass viele sichere Staatsanleihen nahe null Prozent oder darunter rentieren, dann erscheint eine Rendite von rund sechs Prozent, die Hochzinsanleihen im Schnitt abwerfen, und die Aussicht auf eine weitere Spreadeinengung schon attraktiv.“
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