Athens Trendviertel Gazi „Ein Muss für Immobilien-Investoren“

Das frühere Gaswerk gab dem Athener Szeneviertel Gazi den Namen.
Athen Sechs Jahre Krise haben die Immobilienpreise in der griechischen Hauptstadt Athen tief in den Keller getrieben. Jetzt sei der Tiefpunkt des Preisverfalls an der Akropolis erreicht und damit eine günstige Einstiegschance gegeben, meinen ortskundige Makler. Vor allem das Szeneviertel Gazi zieht Immobilienkäufer an. Relativ günstige Kaufpreise und hohe Mieten versprechen eine gute Rendite. Nur wenige Besucher des Kerameikos, des antiken Athener Friedhofs, verschlägt es auf die andere Seite der Piräus-Straße. Hier gibt es zwar keine klassischen Ruinen zu besichtigen, aber sehenswerte Industriedenkmäler aus dem späten 19. Jahrhundert. Die hohen Backsteinkamine des 1984 stillgelegten städtischen Gaswerks sind die Wegweiser in das angesagteste Szeneviertel der griechischen Metropole. Das frühere Industrie- und Arbeiterviertel Gazi, so benannt nach dem alten Gaswerk, war lange in Vergessenheit geraten. Die Transformation begann im Vorfeld der Olympischen Spiele 2004, als aus den Ruinen des Gaswerks die Technopolis wurde, ein Kultur- und Ausstellungszentrum.
Jetzt pulsiert hier das Leben. Gazi ist nicht nur berühmt für seine Gastronomie. Nirgendwo in Athen gibt es so viele Galerien, Musikbühnen und Theater wie hier. Dank der neuen U-Bahn-Station Kerameikos ist das Viertel gut angebunden. Schon Anfang der 2000er-Jahre zog Gazi Immobilienkäufer an, „denn nirgendwo in Athen wurden architektonisch so anspruchsvolle Wohnobjekte gebaut wie hier“, sagt Anastasia Chatziannidou vom Immobilienmakler-Netzwerk Century 21. In den schmalen Straßen mit ihren ein- oder zweistöckigen, ziegelgedeckten Wohnhäusern und Werkstätten aus dem 19. Jahrhundert wurden in den Boomjahren Dutzende Apartmenthäuser hochgezogen. Sie begeistern nicht nur durch ihre Avantgarde-Architektur sondern auch durch innovatives Energiemanagement und originelle Wohnkonzepte.
Seit Beginn der Krise Ende 2009 sind die Immobilienpreise in Athen zwar um bis zu 50 Prozent eingebrochen. „Aber jetzt sieht es so aus, als hätten wir das Schlimmste hinter uns“, sagt Chatziannidou. Für Gazi spricht aus Sicht der Maklerin, dass hier seit Beginn der Krise fast kein Neubau mehr errichtet worden ist. „Noch gibt es hier echte Schnäppchen“, meinte die Maklerin. „Aber weil die Nachfrage anzieht, wird das Angebot immer knapper“, fährt Chatziannidou fort. Der Immobilienentwickler Yiannis Panou, Mitinhaber des in Gazi mit mehreren Projekten engagierten Unternehmens White Developers, bestätigt diese Einschätzung: „Der Absturz der Preise in der Krise war eine notwendige Korrektur nach dem Immobilienboom Mitte der 2000er-Jahre.“ Der Markt befinde sich jetzt in einem Allzeittief, glaubt Panou. Weil die griechischen Banken bei Finanzierungen sehr zugeknöpft sind, wird bisher kaum neu gebaut. „Das knappe Angebot wird zu steigenden Preisen führen“, ist Panou überzeugt.
Eine Nacht im Trendviertel
Gazi sei „ein Muss für Investoren“, meint Sabine Weiner. Die aus Österreich stammende Maklerin betreibt den Foreigner Service in Greece (FSG) und steht vor allem vorübergehend in Griechenland Arbeitenden und Diplomaten bei der Wohnungssuche bei. „Gazi ist das Viertel schlechthin, wo die Preise sowohl auf dem Miet- wie auch auf dem Kaufsektor in Zukunft ansteigen werden, ganz nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage“, formuliert Weiner.
Der Reiz des Viertels liegt nicht zuletzt im Bevölkerungsmix: Singles und junge Paare, aber auch gut situierte Pensionäre sowie Studenten und Künstler zieht es nach Gazi. Einer von ihnen ist Christos Nezos. Der TV-Journalist verlässt das Prominentenviertel Kolonaki und zieht in wenigen Wochen nach Gazi. Nezos kann es kaum erwarten, dass seine schicke Maisonette-Wohnung fertig wird. „Das Viertel ist für mich der Inbegriff der Kreativität“, sagt Nezos.
Dass es zwischen den modernen Neubauten und neoklassischen Patrizierhäusern aus dem 19. Jahrhundert auch noch kleine Handwerksbetriebe und ein paar Abbruchhäuser gibt, macht für ihn den „herben Charme dieser Gegend“ aus. „Mich erinnert Gazi an den Meatpacking District in New York“, bemerkt der Journalist.
Hier ist allerdings alles ein paar Nummern kleiner als am Hudson, und auch die Preise sind noch erschwinglich: „Neubauwohnungen werden zwischen 1 200 und 2500 Euro pro Quadratmeter angeboten, je nach Qualität und Ausstattung“, berichtet Maklerin Chatziannidou. Für Penthouse-Wohnungen werden deutlich höhere Preise verlangt. Dafür gibt es dann oft einen privaten Pool auf dem Dach oder ein Jacuzzi. Bei Quadratmetermieten von acht bis zwölf Euro und mehr eignen sich Wohnimmobilien in Gazi als Renditeobjekte. Auch unter ausländischen Athen-Besuchern ist Gazi längst kein Geheimtipp mehr. „Viele Wohnungsbesitzer vermieten über Portale wie Airbnb tageweise und erzielen zweistellige Renditen“, weiß Immobilienentwickler Panou.