Chinesischer Immobilienriese Handel mit Evergrande-Aktien in Hongkong ausgesetzt – Nun könnte ein Anteilsverkauf folgen

Mehrfach waren in der Vergangenheit Anleihen des Unternehmens vom Handel ausgesetzt. Eine wohl bevorstehende Transaktion sorgte nun für einen Stopp bei Aktien.
Frankfurt Die Restrukturierung des hochverschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande kommt offenbar voran. In einer Börsenmitteilung kündigte Evergrande-Chairman Xu Jiayin eine größere Insider-relevante Transaktion an.
Zuvor war an der Börse in Hongkong am Montag erstmals der Handel mit Aktien des schwer angeschlagenen chinesischen Immobilienriesen und seiner für Immobilienmanagement zuständigen Tochterfirma ausgesetzt worden. Chinesischen Staatsmedien zufolge will der Immobilienkonzern Hopson Development 51 Prozent an der börsennotierten Hausverwaltungstochter Evergrande Property Services übernehmen.
Auch die Aktien von Evergrande Property Services und Hopson wurden vom Handel ausgesetzt. In deren Mitteilungen wird als Grund für die Aussetzung auf die Regeln der Börse Hongkong für anstehende Übernahmen verwiesen.
Es ist das erste Mal in der jüngsten Liquiditätskrise des mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar (258 Milliarden Euro) verschuldeten Unternehmens, dass der Handel mit seinen Aktien ausgesetzt wurde. Zuvor waren lediglich Anleihen mit verschiedenen Fälligkeiten betroffen.
Evergrande hatte einen Anteil an der Hausverwaltungstochter im November vergangenen Jahres an die Börse gebracht und dabei 1,8 Milliarden Dollar eingenommen. Vor der Aussetzung lag der Marktwert von Evergrande Property bei rund 55 Milliarden Hongkong-Dollar, umgerechnet rund sieben Milliarden US-Dollar. Laut Geschäftsbericht erzielte das Unternehmen im ersten Halbjahr einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 300.000 Dollar.
Hopson reißt keine der roten Linien – Evergrande schon
Bei dem potenziellen Käufer Hopson handelt es sich um ein mittelgroßes privates Immobilienunternehmen mit Vermögenswerten in Höhe von 43 Milliarden Dollar. Gemessen an der Marktkapitalisierung zählt Hopson laut Bloomberg zu den 13 größten chinesischen Immobilienkonzernen.
Im Gegensatz zu vielen anderen chinesischen Immobilienkonzernen hat Hopson eine vergleichsweise solide Finanzstruktur: Einer Analyse der französischen Bank Natixis zufolge reißt das Unternehmen keine der sogenannten drei roten Linien. Diese Grenzen für die Verschuldung der Immobilienkonzerne hatten Chinas Finanzaufseher im August vergangenen Jahres eingeführt, um zur Überhitzung des Immobiliensektors gegenzusteuern.
Bei Evergrande hat sich die Krise durch die neuen, strengeren Regeln zugespitzt. Denn der Weg zu neuen Krediten ist dem Konzern seither weitgehend versperrt, weil er die drei roten Linien reißt.
Evergrande hat Ende August gewarnt, seine Verbindlichkeiten möglicherweise nicht mehr bedienen zu können, wenn es nicht gelingt, durch den Verkauf von Unternehmensteilen und Immobilien sowie die Aufnahme neuer Kredite, Liquidität zu beschaffen.
Es hatte die börsennotierten Tochterunternehmen, den Gesundheitskonzern China Evergrande Vehicle und die Hausverwaltung China Property Services, zum Verkauf gestellt, jedoch bislang keine Käufer gefunden. Der Verkauf von Evergrande Property Services würde dem Mutterkonzern ein wenig Luft verschaffen, um ausstehende Zahlungen zu begleichen.
Erfolglos blieben bislang auch die Verhandlungen über den Verkauf von China Evergrande Vehicle sowie des Verwaltungsgebäudes in Hongkong. Trotz der massiven Liquiditätsengpässe weigert sich Mehrheitseigner und Gründer Xu Jiayin offenbar bislang, Grundstücke in Toplagen wie der Tech-Metropole Shenzhen zu verkaufen.
Einer Analyse der Vermögensverwaltung Nikko Asset Management zufolge besteht die größte Gruppe der Gläubiger aus Hunderten von Zulieferern, bei denen Evergrande Verbindlichkeiten in Höhe von umgerechnet über 140 Milliarden Dollar hat. Hinzu kommen über 30 Milliarden Dollar an Anzahlungen von Kunden für bereits verkaufte, aber noch nicht fertiggestellte Immobilien.
Am Kreditmarkt schuldet Evergrande seinen Gläubigern rund 90 Milliarden Dollar, darunter Treuhandgesellschaften, Banken und Anleiheeignern. Medienberichten zufolge hat der Konzern vergangene Woche eine weitere wichtige Zinszahlung an Anleiheeigner verpasst. Um einen offiziellen Zahlungsausfall zu verhindern, muss Evergrande innerhalb von 30 Tagen die Zinsenverpflichtungen an Anleihegläubiger begleichen.
Welche Gläubiger zuerst bedient werden dürften
Experten gehen davon aus, dass Baufirmen und Lieferanten zuerst mit einer Rückzahlung rechnen können, um die rund 800 unfertigen Immobilienprojekte zu beenden. 500 davon liegen aufgrund der Zahlungsschwierigkeiten des Konzerns derzeit still. Das Analysehaus Redd Intelligence erwartet, dass 1,2 Millionen Immobilienkäufer, die ihre Wohnung bereits bezahlt haben, noch auf die Schlüsselübergabe warten.
Experten gehen davon aus, dass Immobilienprojekte notfalls mit staatlicher Unterstützung, etwa von Lokalregierungen in Guangdong oder Shenzhen, weitergeführt werden. Evergrande-Investoren und Anleiheeigner genießen dagegen keine politische Priorität.
Medienberichten zufolge hat Peking Lokalregierungen und Staatskonzerne angewiesen, einzugreifen, falls Evergrande seine Angelegenheiten nicht in geordneter Weise regeln könne. Bei Hopson handelt es sich allerdings um ein privates Unternehmen mit Sitz in Hongkong.

In China und Südkorea wurde am Montag nicht gehandelt. Wer Evergrande-Anteile verkaufen wollte, tat dies an der Hongkonger Börse.
Am Mittwoch hatte Evergrande einen Teil seiner Beteiligung an der Shengjing Bank für rund 1,5 Milliarden Dollar an die staatliche Vermögensgesellschaft Shenyang Shengjing verkauft. Laut Börsenmitteilung wird der Erlös auch dazu verwendet, die Verbindlichkeiten Evergrandes bei der Bank zu begleichen.
Im Mai hatte das Wirtschaftsmagazin „Caixin“ berichtet, dass die Bankenaufsicht Transaktionen im Wert von umgerechnet mehr als 13 Milliarden Euro zwischen Evergrande und der Shengjing Bank untersucht. Demnach halte Shengjing „große Mengen“ an Evergrande-Schulden in ihren Büchern.
Evergrande gilt als das weltweit am höchsten verschuldete Immobilienunternehmen. Der Konzern ist so groß, dass einige Experten eine Ansteckungsgefahr für die chinesische Wirtschaft und darüber hinaus befürchten. Vor dem Hintergrund von Zahlungsschwierigkeiten sind die Aktien der Evergrande Group in diesem Jahr schon um rund 80 Prozent gefallen.
Die Evergrande-Krise sorgte zum Wochenauftakt an den asiatischen Märkten für eine negative Gesamtstimmung. In Hongkong fiel der Hang Seng um 2,3 Prozent. An der Börse in Tokio verlor der breite Nikkei-Index bis zu 1,4 Prozent. In China sind die Börsen wegen Feiertagen bis Donnerstag geschlossen. Auch in Südkorea wurde am Montag nicht gehandelt.
Der Kursrutsch in Hongkong kommt aber angesichts der geschlossenen Börsen auf dem chinesischen Festland nur bedingt überraschend. Wer verkaufen wollte, tat das am Montag eben in Hongkong anstatt in Schanghai oder Shenzen.
Mehr: Drei Szenarien, wie es mit dem Immobilienentwickler weitergeht
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Jetzt stellt euch mal vor, Evergrande würde auf die traditionell nach englischem Recht verfasste Börse Hongkonger Börse treffen: B O O M ! ! !
Der Zusammenbruch der immer weiter aufgeblasenen Immobilienspekulation in China ist seit Jahren absehbar.
Und da wundert sich noch jemand, dass sich die chinesische Regierung da Durchgriff sichert? Vor allem, damit nicht plötzlich alle Titel ins Ausland (HORRIBILE DICTU) verduften oder verdampfen?
Evergrande ist ja offenbar kein Einzelfall. Jetzt kommt China das an die Kandarre nehmen eben sehr zu Pass