Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Energie Klimafreundliches Heizen: So viel kostet der Abschied von Öl und Gas

Die Kosten für Öl- und Gasheizungen steigen – auch langfristig gesehen. Welche modernen Anlagen das Klima und den Geldbeutel schonen, lesen Sie hier.
21.12.2021 - 07:59 Uhr 6 Kommentare
Klimafreundliches Heizen: So viel kostet der Abschied von Öl & Gas Quelle: dpa
Heizöllieferung

Die Hälfte aller Ölheizungen in Deutschland ist älter als 20 Jahre.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Großteil aller CO2-Emissionen eines Haushalts entsteht beim Heizen. Sind die Heizungssysteme noch dazu veraltet, verbrauchen sie weitaus mehr Energie als moderne, ökologische Alternativen. Dennoch sind 50 Prozent aller Ölheizungen und 36 Prozent aller Gasheizungen in Deutschland älter als 20 Jahre.

„Beide Brennstoffe werden durch die CO2-Bepreisung jedes Jahr teurer werden“, sagt Stefan Materne, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale. Besonders klimaschädliche Heizungstechniken wie etwa Ölheizkessel dürfen ab 2026 gar nicht mehr installiert werden. Der Experte erwartet weitere Verschärfungen unter der neuen Bundesregierung.

Doch nicht alle neuen Heizsysteme sind für jedes Haus geeignet. Darüber hinaus variieren die Kosten für eine Installation oder Optimierung stark nach Region, Hersteller und Dienstleister. „Die wirklichen Kosten für die Heiztechniken kennt man erst nach der Angebotseinholung“, sagt Materne.

Die Bundesregierung fördert im Rahmen der Energiewende klimafreundliche Alternativen zu Öl und Gas mit bis zu 45 Prozent der Investitionskosten. Zuschüsse gibt es von der Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie aus regionalen Programmen. Wie hoch diese im konkreten Fall sind, lässt sich auf den Webseiten der einzelnen Förderprogramme nachlesen.

Die folgenden Kostenangaben dienen als Orientierung. Vor einer endgültigen Entscheidung ist es empfehlenswert, sich an die Verbraucherzentrale oder einen zertifizierten Energieberater zu wenden.

Die Brennstoffzelle

Brennstoffzellen erzeugen nicht nur Warmwasser und Wärme für Gebäude, sondern auch Strom. Das geschieht mithilfe eines chemischen Prozesses, der sogenannten kalten Verbrennung, bei der Wasser- und Sauerstoff miteinander reagieren.

Vorteile: Brennstoffzellen arbeiten ganz ohne schädliche Abgase wie etwa Stickoxide oder Feinstaub und gelten als besonders effiziente Energieträger. Zudem handelt es sich um ein kompaktes System mit geringem Geräuschpegel.

Nachteile: „Brennstoffzellen sind noch lange nicht marktreif, was man allein schon an den hohen Anschaffungskosten merkt“, sagt Energieberater Patrick Franken von Franken Energy in Köln. „Außerdem ist es meiner Meinung nach fragwürdig, ob die Brennstoffzelle wirklich als energiefreundliche Heizungstechnik klassifiziert werden kann.“ Theoretisch kann Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Praktisch geschieht dies zu 90 Prozent aus Erdgas. Dementsprechend ist für den Betrieb einer Brennstoffzellenheizung auch ein Gasanschluss erforderlich.

Kosten: 35.000 bis 40.000 Euro

Blockheizkraftwerk (BHKW)

Bei der Kraft-Wärme-Kopplung wird zur Strom- und Wärmeerzeugung ein Brennstoff wie Kohle, Erdgas oder umweltfreundliche Biomasse verbrannt. Die Wärme wird über einen Wärmetauscher zur Raumheizung und Warmwasserbereitung genutzt. Gleichzeitig erzeugt diese Heizung Strom.

Vorteile: Ein BHKW lohnt sich für all jene, die einen hohen Wärmebedarf (mindestens 15.000 kW/h pro Jahr) haben und gleichzeitig den Großteil der erzeugten elektrischen Energie selbst abnehmen können. „Das macht beispielsweise für Mehrfamilienhäuser oder ein beheizbares Schwimmbad Sinn“, erklärt Franken.

Nachteile: Bei Niedrigenergiehäusern rentiert sich die Anschaffung eines BHKWs nicht, und auch in durchschnittlichen Einfamilienhäusern erst nach langjähriger Nutzung. Wer sein BHKW mit Pellets betreiben möchte, zahlt einen Aufpreis gegenüber fossilen BHKWs.

Kosten für ein Nano-/Mikro-BHKW: 25.000 bis 30.000 Euro

Grafik

Pelletheizung

Bei der Pelletheizung werden Holzstäbchen, meist aus Reststoffen der Sägeindustrie, in einem Pelletkessel verbrannt. Dabei handelt es sich um eine Zentralheizung, die sich sehr gut zum Beheizen von Ein- oder Zweifamilienhäusern eignet. „Pelletheizungen werden in der Regel dann eingesetzt, wenn der Kunde zuvor eine Ölheizung im Keller hatte und der Tank ausgetauscht werden kann“, sagt Franken.

Vorteile: Bei vollautomatischen Pelletheizungen ist kein manuelles Nachlegen wie bei den klassischen Stückholzheizungen erforderlich. Zudem gilt der Brennstoff Holz als CO2-neutral, da Bäume wieder nachwachsen und das freigesetzte CO2 erneut binden.

Nachteile: Kritiker entgegnen dem Argument der CO2-Neutralitätit, dass Holz nicht so schnell nachwachsen kann, wie die Brennholznachfrage steigt. Außerdem stoßen Holzöfen enorme Mengen Feinstaub ab. Für den Pellets-Vorrat ist ein Lagerraum erforderlich.

Kosten: 25.000 bis 28.000 Euro

Wärmepumpe

Die Wärmeenergie wird je nach Variante aus dem Grundwasser, der Luft oder dem Erdreich gewonnen und mithilfe von Strom auf die gewünschte Temperatur gebracht. Der Antriebsstrom kann in Kombination mit einer Fotovoltaik-Anlage aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Laut Energieexperte Franken sind Wärmepumpen mittlerweile die beliebteste Heizungstechnik im Neubau.

Vorteile: Lediglich 25 bis 35 Prozent der gewonnenen Energie gehen auf die Stromzufuhr zurück, der Großteil wird kostenlos aus der Umgebungswärme gewonnen. Wärmepumpen arbeiten emissionsfrei und zählen vor allem in Kombination mit Solarthermie zu den umweltschonendsten Methoden der Heizung und Warmwasserbereitung.

Nachteile: Je nach Erschließungsaufwand (Brunnen, Bohrungen) können Wärmepumpen sehr teuer werden. Außerdem eignen sie sich weniger für Altbauten mit hohen Geschossdecken oder schlechter Dämmung, da sie im Vergleich zu Holzheizungen nicht so hohe Temperaturen erreichen können.

Kosten: 17.000 bis 32.000 Euro

Scheitholz-Vergaserkessel

Beim Holzvergaserkessel findet die Holzverbrennung nicht in einer, sondern in zwei verschiedenen Brennkammern statt. Im Vergleich zu einem Kamin, bei dem das gesamte Brennholz auf einmal verbrennt, verläuft die Feuerung somit schrittweise und deutlich effizienter.

Vorteile: Wer Zugang zu regionalem Holz hat oder sogar ein eigenes Stück Wald besitzt, für den ist der Betrieb eines Scheitholz-Vergaserkessels eine äußerst preiswerte Alternative.

Nachteile: Das Scheitholz muss manuell nachgelegt werden, was einen höheren Zeitaufwand als bei Pellets mit sich bringt. Um Kessel, Wärmespeicher und Brennstofflager unterzubringen, ist viel Platz erforderlich.

Kosten: 13.000 bis 15.000 Euro

Solarthermie

Bei der thermischen Solaranlage fangen Sonnenkollektoren die Sonnenstrahlung ein, erwärmen damit das Trinkwasser und unterstützen die Heizung. Die Solarenergie reicht aus, um den Warmwasserbedarf in den Sommermonaten Mai bis September vollständig zu decken. Über das ganze Jahr gerechnet deckt die Solaranlage 60 Prozent des Warmwasserbedarfs eines durchschnittlichen Einfamilienhauses ab.

Vorteile: Solarthermie kann in Kombination mit fast jedem Heizungssystem als Hybridheizung fungieren. Damit sparen Verbraucher bis zu 30 Prozent ihrer Energiekosten.

Nachteile: Solarthermie wird in der Regel nur als Unterstützung eingesetzt. Dafür braucht man ausreichend Dachfläche. Eine Faustregel besagt: 1,5 Quadratmeter Kollektorfläche pro Person zur Warmwasserbereitung, bei Heizungsunterstützung drei Quadratmeter.

Kosten: 7200 bis 12.500 Euro

Fernwärme

Fernwärmesysteme transportieren Heizungswasser von einem zentralen Energieerzeuger über gedämmte Erdleitungen zu den Haushalten. Die Stromerzeugung entsteht dabei im Optimalfall als Abfallprodukt bei der Müllverbrennung oder großen BHKWs.

Vorteile: Es ist kein eigenes Abgassystem nötig, da die Verbrennung nicht im Haus stattfindet. Anstatt eines Kessels wird lediglich ein Wärmeübertrager benötigt. All das spart Platz und (Wartungs)-Kosten.

Nachteile: Fernwärmenetze sind fast ausschließlich in stark besiedelten Stadtgebieten vorhanden. Ländliche Gebiete haben hier das Nachsehen. Außerdem werden viele BHKWs nach wie vor mit fossilen Brennstoffen betrieben.

Kosten: 2000 bis 6000 Euro

Mehr: Die Revolution im Gasnetz: Wasserstoff für zu Hause – EU bereitet Beimischung vor

Startseite
Mehr zu: Energie - Klimafreundliches Heizen: So viel kostet der Abschied von Öl und Gas
6 Kommentare zu "Energie: Klimafreundliches Heizen: So viel kostet der Abschied von Öl und Gas"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Die Kernaussage dieser Aufstellung lautet doch: Es wird trotz Förderung sehr teuer und - was ich persönlich noch viel schlimmer finde: So lange es immer noch sehr viele ungedämmte Immobilien gibt, heizen wir - mit welcher Technik auch immer - im wesentlichen die Umwelt.
    Ich möchte hier eine Lanze brechen für die vielen Immobilienbesitzer, für die eine Gebäudedämmung aufgrund der derzeitigen und meines Erachtens überholten Förderregeln, wirtschaftlich nicht darstellbar ist.
    In den Genuß einer Förderung kommt leider nur derjenige, welcher wirtschaftlich in der Lage ist, einen Gebäudenergieberater mit der Planung und ein Handwerksunternehmen mit der Ausführung beauftragen zu können.
    Ich bin der festen Überzeugung, daß wir eine regelrechte Entfesselung der Dämmaktivitäten und einen spürbaren Effekt auf den CO2 Ausstoß durch die Gebäudebeheizung erzielen könnten, wenn wir die Förderung endlich auch auf die erbrachte Eigenleistung durch Muskelhypothek ausweiten bzw. umstellen würden.
    Das könnte so aussehen: Planung und Kontrolle der ausgeführten Leistungen durch den Energieberater, Förderung z.B. in Höhe der entstandenen Materialkosten. Das wäre m.E. effizient, gut für die Umwelt und unter dem Strich wahrscheinlich wesentlich kostengünstiger als das Modell der reinen Handwerker Förderung ausschließlich für Immobilienbesitzer, die sich den Handwerker leisten können.
    In diesem Sinne
    Schöne Weihnachten

  • Es wäre hilfreich bei einem Update die Wärmepumpe in Kategorien zu unterteilen und separat abzuhandeln.
    Grundsätzlich sollte in diesem Bereich der Mangel an qualifizierten Handwerkern thematisiert werden. Da fehlt aus meiner Sicht eine Qualifizierungsstrategie.
    Ein Blick auf Schweden oder Schweiz zeigt, dass Deutschland beim Thema Wärme noch am Anfang steckt.

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich. https://www.handelsblatt.com/impressum/netiquette/

  • Solarthermie in Deutschland ist was für Leute die gerne Geld zum Fenster rauswerfen. Meine Anlage war A. Überdimensioniert, was im Sommer nächtliche Rückkühlung erforderlich machte, mit entsprechendem Stromverbrauch der Pumpe, der dann auch nicht durch die PV-Anlage gedeckt war. B. innerhalb von 4 Jahren 2 mal der Originalregler defekt, der sowieso Schrott war,da z.Bsp. ein Pumpenausfall nicht zu erkennen war, geschweige denn Durchflussmessung oder Wärmeeintragerfassung. C. Pumpe falsch dimensioniert, defekt und ausgetauscht. D. Trägerflüssigkeit Wasser Glykol Gemisch muß auch alle paar Jahre überprüft und ev. ausgetauscht werden, Kosten ca. 350 Euro für meine Anlage. Die Anlage hat bis jetzt ca. 12000 Euro gekostet, in einem guten Jahr, bei Südlage meines Hauses und 28° Dachneigung habe ich einen Wärmeeintrag von ca. 1500 KWh. Das entspricht ca. 150 l Heizöl. Selbst bei der derzeitigen CO2 Abzocke werde ich es wohl nicht mehr erleben dass die Anlage sich jemals rentiert. Das war meine letzte "umweltfreundliche" Anwandlung. Seitdem untersuche ich all diese Dummheiten sehr, sehr kritisch. Ich finde leider zu viele!

  • Leider wurde bei der Wärmepumpe der Haushaltsstrompreis herangezogen und nicht die üblichen Wärmepumpenstromtarife. (Typisch 7 Cent pro kWH weniger)
    Bei welchem Anbieter man den genannten Gaspreis in 2022 noch bekommt kann ich auch nicht nachvollziehen: in meinem Dorf zahlt man 1370 € alleine für die Gasmenge von 9900 kWh.
    Gleiches gilt für die 990 Liter Heizöl die auch etwa 900 € kosten werden.
    Eine Datierung der Preise, die zum Vergleich herangezogen werden, wäre zur Plausibilitätsprüfung schon schön.
    Denn mit den alten Zahlen wird ein nicht korrekter Eindruck erzeugt.

    Ich stimme Herr Faust zu: am Thema dran bleiben und ein zeitnah Update mit 2022 Preisen machen.

  • sehr gute Zusammenstellung...bei dem Thema sollen Sie dran bleiben!

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%