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Immobilien Nach dem Aus des Vonovia-Megadeals: Suche nach den Schuldigen

Das Scheitern der Deutsche-Wohnen-Übernahme hat eine Debatte um die Rolle der ETFs und Hedgefonds ausgelöst. Finanzkreise sprechen von einer schlechten Kommunikation der Banken.
26.07.2021 - 16:33 Uhr 1 Kommentar
Am Montag erklärte der Konzern endgültig das Scheitern der Übernahmeofferte für die Deutsche Wohnen. Quelle: dpa
Mehrfamilienhaus der Vonovia

Am Montag erklärte der Konzern endgültig das Scheitern der Übernahmeofferte für die Deutsche Wohnen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Nach dem Aus für die milliardenschwere Übernahme der Deutschen Wohnen durch den Rivalen Vonovia hat am Finanzmarkt eine Debatte über Konsequenzen und eine mögliche Mitschuld der beratenden Banken für das Scheitern eingesetzt. Die Ansprache durch die konsortialführenden Banken habe offensichtlich nicht ausgereicht, um die entscheidenden Bestände für diese Transaktion zu gewinnen, kritisierte am Montag Hendrik Schmidt, Corporate-Governance-Experte der Fondsgesellschaft DWS.

Es hätte besser ausgelotet werden müssen, was die Hedgefonds wirklich wollten, moniert auch ein großer Investor. Die Investmentbanken hätten als Berater ihr Hauptaugenmerk auf diese Investoren legen müssen, bei denen die entscheidenden 30 Prozent der Anteile lagen.

Vonovia-Boss Rolf Buch sieht vor allem zwei Gründe, dass der Durchmarsch von Vonovia gescheitert ist. Zum einen hätten einige Hedgefonds zuletzt rund 30 Prozent der Aktien von Deutscher Wohnen gehalten und diese Anteile bei der Übernahme nicht angedient. Zum anderen hätten weitere 20 Prozent in den Händen passiver Fonds gelegen, die wichtige Indizes nachbilden. Passive Investoren können ihre Aktien aber erst abgeben, wenn ein Unternehmen wie Deutsche Wohnen – etwa nach einer Übernahme – einen Index wie den Dax verlässt.

Große Investoren plädieren deshalb für mehr Transparenz in einem Übernahmeprozess. Wenn die Hedgefonds laufend darüber informiert worden wären, wie knapp die Annahmequote unterhalb der Mindestannahmeschwelle gelegen habe, hätten sie vielleicht noch reagiert, meinte ein internationaler Großanleger.

Passiven Investoren seien dagegen die Hände in solchen Fällen gebunden, sagte DWS-Experte Schmidt: „Sie können erst etwas tun, wenn die Entscheidung gefallen ist.“ Auf diese Position berufen sich auch andere internationale Investoren. Wäre die Übernahme allerdings Thema einer außerordentlichen Hauptversammlung geworden, hätten alle – auch die passiven Investoren – abstimmen können, erläuterte Schmidt weiter.

Unterschiedliche Schwellen für aktive und passive Investoren?

„Grundsätzlich muss man sich die Frage stellen, wie man auch regulatorisch mit einem immer stärkeren passiven Anteil unter den Investoren umgeht“, räumt Schmidt ein. „Wenn durch diese Verschiebung der Gewichte am Ende keine Übernahmen mehr durchkämen, wäre das nicht im Interesse eines effizienten Kapitalmarkts.“

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So gibt es Überlegungen in der Branche, dass es helfen könnte, zwei Annahmeschwellen zu schaffen: eine niedrigere für aktive Investoren und im zweiten Schritt eine für ETFs, die sich nach Einsicht der Transaktionsdaten gegebenenfalls dann positionieren könnten, um eine Übernahme noch gelingen zu lassen.

Der Fondsverband BVI hält eine Änderung der Regulierung allerdings nicht für nötig. In der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass der Markt auch bei einem hohen Anteil passiver Investoren Mittel und Wege gefunden habe, dass Übernahmen möglich seien, heißt es dort. In der Branche gilt der Zusammenschluss des Industriegaseherstellers Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair als ein solches Beispiel.

ETFs boomen weltweit

Dass das Thema an Relevanz gewinnt, machen die Zahlen deutlich. Das weltweite ETF-Vermögen hat sich in den vergangenen zehn Jahren versiebenfacht von gut 1,3 auf 9,4 Billionen US-Dollar. Allein im ersten Halbjahr 2021 steckten Anleger weltweit 588,6 Milliarden Euro in die börsengehandelten, Indizes nachbildenden Fonds. Das ist so viel wie in den vergangenen sechs Jahren nicht und macht knapp 90 Prozent der Zuflüsse des gesamten Jahres 2020 aus.

Im Fall der gescheiterten Übernahme ist nach Ansicht von DWS-Experte Schmidt „die Rolle und das Verhalten der Hedgefonds kritischer zu beleuchten“. Die Frage sei, wer an langfristigem Erfolg interessiert und wer am schnellen Gewinn orientiert sei.

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Der Deal sei vor allem gescheitert, weil die Kommunikation mit den Hedgefonds sehr schlecht verlaufen sei, heißt es in Finanzkreisen. Im Erwerbsangebot von Vonovia sei beispielsweise nicht explizit ausgeschlossen worden, dass es in Zukunft vielleicht doch einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag gebe, deshalb hätten die Hedgefonds auf ein späteres, höheres Abfindungsangebot gehofft.

„Einige Banker haben nicht verstanden, dass Hedgefonds-Manager jedes Wort auf die Goldwaage legen. Es gab da Missverständnisse und Spielraum für Interpretationen, die man in der mündlichen Kommunikation hätte ausräumen müssen“, sagte eine mit dem Deal vertraute Person. Wenn man explizit erklärt hätte, dass ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag und ein höheres Gebot für mehrere Jahre ausgeschlossen sind, hätten die Hedgefonds mehr angedient.

Es sei jetzt auch nicht zielführend, dass Vonovia-Boss Buch die Hedgefonds an den Pranger stelle, monierte der Insider. Denn nach dem Scheitern der Übernahme setzen viele Aktionäre auf einen neuen Anlauf von Vonovia. „Es ist klar, dass dafür eine neue und höhere Offerte vorgelegt werden müsste“, schrieb Berenberg-Analyst Kai Klose am Montag in einem Kommentar.

Mehr: Vonovia-Chef Buch: „Da haben einige zu hoch gepokert“

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1 Kommentar zu "Immobilien: Nach dem Aus des Vonovia-Megadeals: Suche nach den Schuldigen"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Es hätte besser ausgelotet werden müssen!

    Sieht einfach aus wie eine Absprache, oder verstehe ich die Forderung eines nicht genannten Großinvestors nur falsch?

    Da soll man offensichtlich viele ihr Vermögen passiv in ETF’s anlegen, damit ja keine aktiven individuellen Entscheidungen mehr getroffen werden können und im gleichen Atemzug wird berichtet, “So gibt es Überlegungen in der Branche, dass es helfen könnte, zwei Annahmeschwellen zu schaffen: ….“ Das klingt so richtig nach Marktwirtschaft.

    Alle, auch Kapitalmarktunkundige kaufen passive ETF Fonds (Nachbildungen über einen Index) und dann wird zukünftig mit den - von angeblichen Kapitalmarktexperten - geforderten Gesetzesänderungen in zwei Stufen entschieden.

    Beachte: “Die Haftung des angelegten Kapitals liegt beim ETF- Käufer - die Entscheidung über die Verwendung - hier in einer Fusion - wird demnächst über geforderte Gesetze von nicht haftenden angeblichen Kapitalmarktexperten getroffen. Wenn das einmal nicht einer Entmündigung der Eigner sehr nahe kommt.

    Demokratie sieht anders aus. Jedem Anteilseigner steht eine Stimme zu. Denen die Stimmrechte zu übertragen wurde hier nicht berichtet, aber eine Abstimmung im Sinn einer kapitalstarken Gruppe per Gesetz zu verlangen ist nun wirklich allein schon starker Tabak.

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