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Immobilien Vonovia gelingt Mehrheitsübernahme der Deutschen Wohnen

Trotz Widerstands sammelt der Immobilienkonzern mehr als 50 Prozent der Anteile des Rivalen ein. Doch der Streit mit den Hedgefonds geht weiter.
27.09.2021 - 10:06 Uhr Kommentieren
Der Schriftzug „Deutsche Wohnen“ prangt an der Fassade der Zentrale der börsennotierten Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen SE in Berlin. Vonovia hat sich nun eine Mehrheit an der Firma gesichert. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Quelle: dpa
Deutsche Wohnen

Der Schriftzug „Deutsche Wohnen“ prangt an der Fassade der Zentrale der börsennotierten Wohnungsgesellschaft Deutsche Wohnen SE in Berlin. Vonovia hat sich nun eine Mehrheit an der Firma gesichert. Foto: Christoph Soeder/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia hat sich eine Mehrheit am Rivalen Deutsche Wohnen gesichert. Die Gesamtzahl der Deutsche-Wohnen-Aktien, die dem Bochumer Branchenprimus angedient wurden oder auf die er Zugriff hat, habe am Freitagabend rund 50,49 Prozent der Stimmrechte des Berliner Wettbewerbers betragen, teilte Vonovia am Montag mit. Der Dax-Konzern sicherte sich damit endgültig die Kontrolle über den zweitgrößten deutschen Immobilienkonzern.

Vonovia-Boss Rolf Buch ist damit im dritten Anlauf bei der Übernahme des größten deutschen Wettbewerbers am Ziel. Um einen erneuten Fehlschlag zu verhindern, hatte Vonovia vor gut einer Woche unter anderem die Mindestannahmeschwelle seiner rund 19 Milliarden Euro schweren Kaufofferte für den kleineren Rivalen über Bord geworfen.

Die erste Frist der laufenden Übernahme-Offerte endet am 4. Oktober um Mitternacht. Vonovia bietet 53 Euro je Aktie der Deutschen Wohnen und sicherte sich zuletzt durch die Streichung der Mindestannahmeschwelle den Zugriff auf potenziell weitere Anteile der Deutschen Wohnen.

Streit mit Hedgefonds

Das Vorgehen der beiden Konzerne stieß in den vergangenen Tagen bei Investoren auf deutliche Kritik. Der Londoner Hedgefonds Davidson Kempner geht sogar juristisch gegen die Deutsche Wohnen vor. So will der Fonds, der nach eigenen Angaben mit 3,2 Prozent am Übernahmeziel Deutsche Wohnen beteiligt ist, deren Vorstand verbieten, dem Fusionspartner Vonovia weitere gut sechs Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien zu verschaffen, unter anderem über eine Kapitalerhöhung.

Auch das Streichen der Mindestannahmeschwelle wird kritisiert. Nach Meinung des Hedgefonds droht dadurch eine Aushöhlung der Aktionärsdemokratie - ein Vorwurf, den Vonovia-Chef Rolf Buch im Gespräch mit dem Handelsblatt zurückwies. „Die Frage ist doch: Was soll die Mindestannahmeschwelle eigentlich erreichen?“ Sie sei ein Schutz des Käufers, der mit seinem Gebot ein Risiko eingehe, gegen das er sich absichere. Rechtlich erforderlich sei sie aber nicht. „Die Annahmeschwelle ist nicht gleichzusetzen mit einer demokratischen Abstimmung – so gut das auf den ersten Blick auch zusammenzupassen scheint“, sagte der Immobilienmanager. Ohnehin seien die umstrittenen Maßnahmen nun nicht mehr nötig, nachdem Vonovia die Schwelle von 50 Prozent überschritten habe. „Wir haben uns jetzt die Mehrheit an der Deutschen Wohnen gesichert. Wichtig war uns, dass wir über die Schwelle von 50 Prozent kommen. Wir brauchen daher keine Kapitalerhöhung bei der Deutschen Wohnen.“

Zuvor hatte bereits der Berliner Dax-Konzern die Vorwürfe der Investoren als unbegründet zurückgewiesen und angekündigt, sich juristisch zu wehren.

Berliner Markt birgt weitere Risiken

Mit der Übernahme entsteht Europas führender Immobilienkonzern. Den beiden im Leitindex Dax gelisteten Riesen gehören zusammen rund 570.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon in Deutschland. Das Bundeskartellamt hatte die Pläne bereits freigegeben. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen nun zum größten privaten Entwickler von Wohnungen in Deutschland werden. Die Entscheidung der Berliner Bürger, den Senat eine Enteignung großer Vermieter prüfen zu lassen, setzt den neuen Riesen jedoch unter Druck.

Die Berliner hatten nach vorläufigen Zahlen bei einem Volksentscheid am Sonntag den Senat zu 56 Prozent dazu aufgefordert, alle Maßnahmen einzuleiten, die für die Überführung von Immobilien in Gemeineigentum erforderlich sind. Vonovia und Deutsche Wohnen würde das besonders treffen, da sie zu den größten Vermietern in Berlin zählen. Der neue Berliner Senat ist allerdings nicht verpflichtet, dem Votum der Volksabstimmung zu folgen. „Wir sehen das Votum zur Enteignung in Berlin als Weckruf“, sagte Buch nun. „Soweit ich das sehe, hat SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey jetzt einen Regierungsauftrag – und sie hat sich zum Thema ja klar geäußert. Aber wir müssen das Problem sehr ernst nehmen. Offensichtlich hat man in Berlin das Gefühl, dass es so am Mietmarkt nicht mehr weitergehen kann. Eine Enteignung ist aber keine Lösung, um das zu ändern.“

Einigung mit Deutsche-Wohnen-Management macht den Unterschied

Vonovia war bereits zweimal mit der Übernahme des bisherigen Konkurrenten gescheitert. Schon 2016 hatte man versucht, Deutsche Wohnen zu übernehmen, damals gegen den Willen des Berliner Konzerns - und ohne Erfolg. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte Vonovia-Chef Buch Vorstand und Aufsichtsrat des Berliner Unternehmens an Bord holen, aber nicht alle an der Deutschen Wohnen beteiligten Aktionäre. Sie boten zu wenige Aktien an, Vonovia konnte sich nur rund 47,6 Prozent sichern – womit auch dieser Anlauf zunächst im Sande verlief.

Der Bochumer Dax-Konzern hatte seine Offerte danach um einen Euro auf 53 Euro aufgestockt, die Mindestannahmeschwelle aber beibehalten, diese jedoch vor gut einer Woche gestrichen. Der Deal konnte seitdem nicht mehr an den Bedingungen scheitern.

Das künftige Unternehmen soll den Namen Vonovia SE führen. Der Sitz soll in Bochum bleiben, das Unternehmen aber aus Bochum und Berlin geführt werden. Außerdem wurde vereinbart, dass im Zusammenhang mit der Transaktion keine betriebsbedingten Kündigungen bis zum 1. Januar 2024 ausgesprochen werden. Zudem sollen Deutsche-Wohnen-Chef Michael Zahn und sein Finanzvorstand in den Vorstand des neuen Konzerns aufrücken. Nach dem 21. Oktober will man beginnen, die Änderungen umzusetzen.

Unter Immobilienmanager Buch war Vonovia in den vergangenen Jahren durch Zukäufe stark gewachsen. Diesen Kurs will er mit der Übernahme der Deutschen Wohnen fortsetzen. Umstritten ist der Deal vor allem in Berlin, wo der Deutschen Wohnen rund 114.000 Wohnungen gehören. Um Kritiker zu besänftigen, hatten Buch und Zahn unter anderem eine Begrenzung der regulären Mietsteigerungen in Berlin bis zum Jahr 2026 angekündigt und knapp 15.000 Wohnungen in Berlin an die öffentliche Wohnungsgesellschaft der Stadt verkauft.

Vonovia ist nicht das einzige Unternehmen, das sein Berliner Portfolio überarbeitet: Zu Wochenbeginn wurde bekannt, dass der schwedische Immobilienkonzern Akelius gut 14.000 Wohnungen an den ebenfalls schwedischen Rivalen Heimstaden weiterreicht. Der Berliner Bestand macht fast die Hälfte eines Portfolios von rund 28.800 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Dänemark aus, für den Heimstaden nach eigenen Angaben umgerechnet 9,1 Milliarden Euro zahlt.

Mehr: Vonovia streicht Annahmeschwelle – Übernahme von Deutscher Wohnen steht nichts mehr im Weg

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