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Immobilienkonzerne Übernahme von Deutscher Wohnen vorerst gescheitert: Vonovia verfehlt Annahmeschwelle

Der Bochumer Immobilienkonzern scheitert voraussichtlich erneut beim Versuch, den Konkurrenten zu übernehmen. Dabei spielen Hedgefonds eine wichtige Rolle.
23.07.2021 Update: 23.07.2021 - 17:09 Uhr Kommentieren
Vonovia-Aktien büßten zunächst 1,5 Prozent ein auf rund 58 Euro. Quelle: dpa
Vonovia

Vonovia-Aktien büßten zunächst 1,5 Prozent ein auf rund 58 Euro.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia ist aller Voraussicht nach erneut mit der Übernahme des Rivalen Deutsche Wohnen gescheitert. Der Dax-Konzern schaffte es nicht, sich 50 Prozent der Anteile an der Nummer zwei auf dem Markt zu sichern, wie Vonovia am Freitagnachmittag mitteilte. Das Gebot sei lediglich für rund 47,62 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien angenommen worden.

Vonovia ließ offen, wie es weitergeht. Das Unternehmen sei „weiterhin der Auffassung, dass ein Zusammenschluss mit der Deutschen Wohnen strategisch sinnvoll ist und Mehrwert für die Aktionäre beider Unternehmen schafft“, hieß es in der Mitteilung. Man werde die zur Verfügung stehenden Optionen prüfen. Dazu gehören der Verkauf der derzeit bereits von Vonovia gehaltenen Aktien an der Deutschen Wohnen, der Erwerb weiterer Aktien oder ein erneutes öffentliches Angebot.

Die Deutsche Wohnen bedauerte die Entwicklung. Gemeinsam ließen sich die Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt noch besser schultern, sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Zahn: „Ungeachtet dessen sind wir als Deutsche Wohnen strategisch hervorragend aufgestellt, um unseren Erfolgskurs fortzusetzen.“

Der Aktienkurs von Vonovia verlor am Freitag nach Bekanntgabe des Misserfolgs deutlich: Vonovia-Titel büßten 2,7 Prozent ein und fielen unter die Marke von 58 Euro. Deutsche Wohnen verlor zunächst drei Prozent, beendete den Handel aber 0,4 Prozent im Plus. Möglicherweise spekulieren Anleger auf ein verbessertes Angebot.

Für Vonovia-Chef Rolf Buch ist es ein herber Rückschlag. Er war sich sicher gewesen, diesmal mit seinem Vorstoß Erfolg zu haben. Vor fünf Jahren war Vonovia bereits mit einem 14 Milliarden Euro schweren Übernahmeangebot für die Deutsche Wohnen gescheitert. Damals hatte Deutsche-Wohnen-Chef Zahn gegen die Fusion gekämpft.

Diesmal warb aber auch Zahn für den bis zu 18 Milliarden Euro teuren Zusammenschluss, sodass mit einem Erfolg gerechnet wurde. „Schauen Sie doch auf die Marktreaktion“, hatte er im Mai noch im Interview mit dem Handelsblatt gesagt. „Die besagt klar: Der Deal kommt. Und es gibt auch wenig Grund, nicht daran zu glauben.“

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Auch am Donnerstag überwog in Finanzkreisen noch der Optimismus. Dass Vonovia letztendlich wohl trotzdem die 50-Prozent-Marke verfehlt hat, liegt Handelsblatt-Informationen zufolge unter anderem an Hedgefonds. Diese hielten zuletzt rund 30 Prozent der Anteile an Deutscher Wohnen, sagte eine Insider.

Die Kommunikation mit den Hedgefonds sei auf der Zielgeraden schlecht gelaufen, viele hätten trotz der attraktiven Prämie abgewartet. Offensichtlich waren sich die Fonds sicher, dass Vonovia auch ohne ihre Aktien auf die geforderten 50 Prozent kommen würde.

Vonovia könnte noch nachverhandeln

Mehrere Investmentbanken hatten zuletzt große Aktienpakete an der Deutschen Wohnen gemeldet; sie halten diese oft treuhänderisch für Hedgefonds. Den letzten Stimmrechtsmitteilungen zufolge hielten JP Morgan, Goldman und Citigroup zuletzt 12,2 Prozent an Deutscher Wohnen. Weitere 2,5 Prozent hält die UBS.

Vonovia könnte jetzt versuchen, mit einzelnen Fonds am Wochenende nachzuverhandeln, um noch knapp über die Schwelle zu kommen. Dazu müsste aber die Finanzaufsicht Bafin informiert werden. Einen höheren Preis darf man dabei nicht bieten.

Der aktivistische Investor Paul Singer hat dagegen einer aktuellen Stimmrechtsmitteilung zufolge seinen Anteil an Deutscher Wohnen in Höhe von drei Prozent verkauft. Gleichzeitig sicherte er sich über Derivate aber die Möglichkeit, beim Immobilienkonzern wieder einzusteigen. An wen Singer seine Anteile verkaufte, geht aus der Mitteilung nicht hervor.

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Ein zusätzliches Problem bei der Übernahme war: Indexfonds (ETFs) dürfen ihre Anteile erst dann abgeben, wenn feststeht, dass die Fusion perfekt ist und das Unternehmen letztlich aus dem Index ausscheidet, den sie abbilden. Mit ihren Papieren kann ein Bieter daher erst im zweiten Anlauf rechnen.

Wie viele Deutsche-Wohnen-Aktien genau von ETFs gehalten werden, wird nicht veröffentlicht. Dass Blackrock, der weltweit größte Anbieter von ETFs, letzten Angaben zufolge fast neun Prozent an der Deutschen Wohnen hielt, ist zumindest ein Zeichen, dass der Anteil nicht unerheblich ist.

Vonovia bot Aufschlag von 18 Prozent

Die Frist für das Übernahmegebot war bereits am Mittwoch um Mitternacht abgelaufen, sodass es bereits am Donnerstag eine Mitteilung über das Erreichen der entscheidenden 50-Prozent-Schwelle hätte geben können – wenn das Gebot ein klarer Erfolg gewesen wäre. Vonovia hatte zur Bedingung für die Offerte gemacht, dass der Konzern mehr als 50 Prozent der Anteile der Deutschen Wohnen einsammeln kann. Für jede Deutsche-Wohnen-Aktie hatte Vonovia 52 Euro geboten und damit einen Aufschlag von rund 18 Prozent auf den Schlusskurs der Deutsche-Wohnen-Aktie vor Bekanntgabe der Pläne.

Die Aktienkurse waren im Anschluss an das Gebot angezogen. Als am Freitag aber noch keine Nachricht aus Bochum kam, kippte zusehends die Zuversicht der Börsianer – die Aktienkurse der beiden Unternehmen sackten ab.

Durch die Übernahme wäre Europas führender Immobilienkonzern mit mehr als einer halben Million Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro und einem Börsenwert von rund 50 Milliarden Euro entstanden. Das künftige Unternehmen sollte den Namen Vonovia SE führen und seinen Sitz in Bochum haben, aber aus Bochum und Berlin geführt werden.

Mehr: 2,5 Billionen Dollar in fünf Monaten: Das globale Fusionsgeschäft boomt

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