Immobilienmakler Festgeldkonto mit einem Prozent Zins und kostenlose Kreditkarte: Engel & Völkers steigt ins Bankgeschäft ein

Der Schritt in ein neues Geschäftsfeld abseits der Immobilienvermittlung kommt nicht ganz überraschend.
Frankfurt Der Immobilienmakler Engel & Völkers steigt in das Bankgeschäft ein. Über den Lizenzpartner Engel & Völkers Smart Money stelle man ab sofort „Bankdienstleistungen insbesondere für Immobilieneigentümer und -investoren zur Verfügung“, teilte die Hamburger Gesellschaft am Dienstag mit.
Das Angebot umfasst ein kostenloses Konto zum Start mit Visa-Debitkarte. Ferner gibt es ein Festgeldangebot sowie ein „Vermögensreporting“, das die Wertentwicklung des Immobilieneigentums darstellen soll.
„Mit Engel & Völkers Smart Money fokussieren wir uns auf die finanziellen Bedürfnisse speziell von Immobilieneigentümern und -investoren“, sagte dazu Kyros Khadjavi, Geschäftsführer und CEO der Unternehmung. Für die Bankdienstleistungen kooperiert man mit dem Berliner Fintech Solarisbank, auch Engel & Völkers Smart Money selbst ist in Berlin angesiedelt.
Der Schritt von Engel & Völkers in ein neues Geschäftsfeld abseits der Immobilienvermittlung kommt nicht ganz überraschend. Anfang August hatte das Maklerhaus den Finanzinvestor Permira an Bord geholt. Für 60 Prozent der Anteile an der Firma zahlte der Fonds geschätzte 400 Millionen Dollar.
Gemeinsam soll die Digitalisierung und Expansion vorangetrieben werden, wie Firmengründer und Aufsichtsratschef Christian Völkers zu diesem Zeitpunkt im Interview mit dem Handelsblatt ankündigte. Kunden sollen über den reinen Immobilienkauf hinaus ein Leben lang mit der Firma in Kontakt bleiben und sich über ein Plattformmodell etwa zu Bewertungsfragen, Verkaufsoptionen, dem Markt und anderen Themen austauschen können.
Auf Konfrontationskurs mit etablierten Banken
Mit dem nun verkündeten Schritt in das Bankgeschäft beginnt Engel & Völkers, seinen Plan in die Tat umzusetzen – und geht dabei auf Konfrontationskurs zu vielen etablierten Banken, die zuletzt Bankgebühren für Einlagen auf Giro- und Tagesgeldkonten über 50.000 Euro eingeführt haben.
Ganz offensichtlich will man die Gunst der Stunde nutzen. Denn in der Immobilienbranche erzählt man sich, dass viele Deutsche aus Ärger über die Gebühren nach alternativen Investmentmöglichkeiten suchen – und diese am Immobilienmarkt finden.
Das von Engel & Völkers angebotene Konto ist kostenlos. Mit der Visa-Debitkarte lassen sich bargeldlose Zahlungen tätigen sowie bis zu vier Bargeldabhebungen pro Monat weltweit ohne Gebühren. Bezahlfunktionen über das Smartphone sind geplant.
Für Guthaben, beispielsweise aus Immobilienverkäufen, bietet die Berliner Gesellschaft Festgeld zur kurzzeitigen Anlage. Für drei Monate erhalten Kunden darauf eine Verzinsung in Höhe von aktuell 1,0 Prozent per annum. Der Mindestanlagebetrag liegt bei 50.000 Euro, maximal beträgt er 100.000 Euro. Allerdings gilt dieses Angebot nur für Kunden, die ihre Immobilie über Engel & Völkers verkaufen oder einen Teilverkauf über Engel & Völkers LiquidHome durchführen.
„Wir schaffen hier einen klaren Mehrwert, denn nicht selten müssen Immobilienverkäufer bei anderen Banken für ihre freie Liquidität Gebühren zahlen, bevor sie erneut investieren, beispielsweise in eine andere Immobilie“, teilt der neue Chief Commercial Officer Philipp Schemel mit.
Engel & Völkers bewirbt das Konto mit einer „360-Grad-Sicht auf das Vermögen – inklusive der eigenen Immobilien“. Dazu müssten lediglich deren Eckdaten wie Standort, Baujahr, Größe, Zustand und Kaufdatum eingegeben werden, anhand statistischer Daten wird dann eine Wertindikation ermittelt und diese im Zeitverlauf fortgeschrieben. In der nächsten Ausbaustufe sind exklusive Immobilieninvestments geplant. Kunden müssen für die Nutzung des Angebots aber nicht selbst Eigentümer einer Immobilie sein.
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