Immobilienpreise Studie: 2024 könnte der Immobilien-Boom in Deutschland enden

Laut den Experten lässt die fundamentale Angebotsknappheit in den kommenden Jahren nach.
Frankfurt Seit mehr als zehn Jahren steigen in Deutschland die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen. Doch eine neue Studie macht potenziellen Käufern neue Hoffnung: Ökonomen der Deutschen Bank rechnen in drei Jahren mit einem Ende des jahrelangen Preisanstiegs für deutsche Wohnimmobilien – zumindest für einen kurzen Zeitraum. „Trotz aller Unsicherheit halten wir ein Zyklusende im Jahr 2024 für wahrscheinlich“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Analyse des Bankhauses.
Die Experten nennen mehrere Gründe für ihre Annahme. „Die fundamentale Angebotsknappheit lässt in den kommenden Jahren nach“, erläuterten die Experten. „Dazu trägt auch die geringere Zuwanderung während der Pandemie bei.“ Zudem würden bestehende Unterbewertungen aufgrund des Niedrigzinsumfelds bei anhaltend hoher Preisdynamik zunehmend beseitigt. „Damit steigt das Risiko, dass Zinserhöhungen eine Verkaufswelle auslösen“, führten die Analysten aus.
Doch von Dauer werde die Trendwende nicht sein, mahnen die Experten. „Endet der Zyklus tatsächlich im Jahr 2024, dann erwarten wir aufgrund historischer Vergleichsdaten für kurze Zeit rückläufige nominale Hauspreise“, heißt es in der Studie. Kumuliert könnte über drei Jahre ein Minus von fünf Prozent zu Buche schlagen, falls weitere belastende Effekte, etwa durch eine Wirtschafts- und Finanzkrise, ausblieben.
„Steigen die Hauspreise im Anschluss an die Korrekturphase wieder mit dem historischen Durchschnitt von rund 2,5 Prozent pro Jahr, dann können Investoren über die Dekade trotz zwischenzeitlicher Preisdelle mit einem Plus von rund 24 Prozent kalkulieren“, sagen die Ökonomen voraus.
Größere Verwerfungen würden wohl nur dann eintreten, wenn beispielsweise die deutsche Automobilbranche im Zuge des Trends zur E-Mobilität und zum autonomen Fahren an Wettbewerbsfähigkeit verlöre, die Zuwanderung plötzlich zu einer Abwanderungswelle führte oder andere große Strukturbrüche das aktuelle Wirtschaftsmodell auf den Kopf stellten.
Die Korrekturphase ist nur kurz
Ein dauerhaftes Ende des Immobilienbooms ist damit weiter nicht in Sicht. Zwar wird immer mal wieder ein Einbruch der Preise in Deutschland vorhergesagt – zuletzt zu Beginn der Coronakrise. Doch passiert ist bisher eher das Gegenteil: Fast überall sind die Preise 2020 weiter gestiegen.
Insgesamt erhöhten sich die Preise für Wohneigentum nach Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken im vergangenen Jahr um 7,5 Prozent. Aber auch Mieter müssen tiefer in die Tasche greifen. Allerdings fiel dort das Plus weniger stark aus als in den Jahren zuvor aus. Inzwischen hat das Verhältnis von Kaufpreis zur Jahresmiete bei Wohnungen 2020 den langjährigen Mittelwert seit der Wiedervereinigung in den Großstädten um gut 35 Prozent überschritten.
Die Bundesbank beobachtet die Preisentwicklung schon länger sehr genau. Im Corona-Jahr 2020 hat sich der Trend zu überhöhten Immobilienpreisen nach Einschätzung der Notenbanker vor allem in deutschen Großstädten noch verschärft. Es gebe Anzeichen dafür, dass „die markanten Preisübertreibungen auf den städtischen Wohnungsmärkten während der Coronavirus-Pandemie etwas zunahmen“, warnte die Notenbank in ihrem Monatsbericht Februar.
„Aktuellen Schätzergebnissen zufolge lagen die Preise in den Städten nach wie vor zwischen 15 Prozent und 30 Prozent über dem Wert, der durch demografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist.“ Wirklich alarmiert zeigte sich die Notenbank allerdings nicht. Bereits im Oktober ging sie der Frage nach, ob eine Blase platzen könnte. Damals verneinte sie dies.
Aber viele Experten sorgen sich, dass das Umfeld für Immobilien schwieriger werden könnte. Weltweit werde derzeit mit einer steigenden Inflation gerechnet, auch wegen der erwarteten deutlichen Konjunkturbelebung in Ländern wie den USA und China nach dem Pandemiejahr 2020, heißt es in der Studie der Deutschen Bank.
Das könnte die Notenbanken dazu veranlassen, früher aus ihrer Politik des extrem billigen Geldes auszusteigen, was zu höheren Zinsen und damit auch teureren Krediten für den Wohnungsbau führen würde. „Aber auch ohne Zinsschock verlieren deutsche Wohnimmobilien zumindest im Vergleich zu anderen Wohnimmobilienmärkten an Attraktivität“, konstatierten die Experten.
Mit Agenturmaterial
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