Möblierte Wohnungen Urbanes Dorf für Job-Nomaden

Im ehemaligen Bauordnungsamt der Stadt soll man künftig wohnen können. (Quelle: Homuth + Partner Architekten)
Köln Vauvau nennt Christoph Gröner, Chef der auf den Bau von Mietwohnungen spezialisierten Berliner CG Gruppe, seine neueste Projektidee. Das Akronym steht für Vertical Village. Ein Dorf, das in die Höhe wächst: Kein schlechter Name für das, was der Projektentwickler zurzeit in fünf deutschen Großstädten plant. Ehemalige Bürohochhäuser will er zu Wohngebäuden mit speziellen Angeboten für moderne Jobnomaden umbauen.
Der Markt sei vorhanden, ist Gröner überzeugt: „Zwischen drei und vier Millionen Arbeitnehmer müssen aus beruflichen Gründen häufig den Wohnort wechseln oder sind auf einen Zweitwohnsitz angewiesen.“ Hinzu käme mehr als eine Million Menschen, die jedes Vierteljahr eine neue Arbeitsstelle anträten – nicht immer in Pendelentfernung zum Wohnort.
Mit seiner Einschätzung ist der Projektentwickler nicht allein. Auch andere Anbieter schielen schon seit längerem auf diese Zielgruppe. So entwickelt das Immobilienunternehmen GBI aus Berlin unter seiner Dachmarke „Smartments“ nicht mehr nur möblierte Apartments für Studenten, sondern auch für mobile Berufstätige. Ein erstes Haus mit 60 Apartments für Berufstätige auf der Durchreise eröffnete 2013 an der Hamburger Außenalster.
Fitnesscenter und „Skybar“ gehören dazu
Das Angebot versteht sich als Alternative zum Hotel: Berufstätige können hier für mindestens eine Woche ein möbliertes Ein- oder Zweizimmerapartment inklusive Küche mieten – Service wie Bettwäsche und Reinigung inbegriffen. Gezahlt wird pro Nacht: Wer eine Woche bleibt, muss 60 Euro für das Ein- und 80 Euro für ein Zweizimmerapartment berappen.
Anders das Konzept der Berliner CG Gruppe. Sie setzt auf Kunden, die für mindestens sechs Monate eine Wohnung suchen. „Wer einen neuen Job in einer anderen Stadt antritt, wartet häufig erst die Probezeit ab, bis er für sich und die Familie eine dauerhafte Bleibe am neuen Arbeitsort sucht“, lautet Gröners Überlegung. Nicht selten würden aber zwei Wohnsitze beibehalten.
Auf diese Kunden ist das „Vertical Village“ zugeschnitten: Möblierte Apartments zwischen 40 und 60 Quadratmetern Größe. Für die Minimalausstattung mit Küche und Einbauschränken zahlt man eine monatliche Kaltmiete zwischen 12,50 Euro und 17 Euro pro Quadratmeter. Für die Komplettmöblierung kommen pro Monat noch einmal zwei Euro Miete obendrauf.
Außerdem sollen zum Angebot ein Restaurant und eine „Skybar“ gehören, verspricht Gröner. Und wie es sich für eine echte Dorfkneipe gehört, ähnelt ihre Funktion der eines verlängerten Wohnzimmers: „Dort kann man sich mit den Hausnachbarn, mit Freunden und Bekannten treffen.“ Ein Fitnesscenter im Haus schließlich soll den beruflich eingespannten Mietern weite Wege ersparen.
Auslastung liegt bei 98 Prozent
In fünf deutschen Städten haben bereits konkrete Planungen begonnen. Veritable Dorfstärke erreicht das geplante Projekt unter dem Arbeitstitel „NewFrankfurt Towers“ an der Stadtgrenze zwischen Frankfurt und Offenbach: In zwei ehemals von der Kraftwerkunion (KWU) genutzten Bürohochhäusern werden einmal insgesamt 720 Wohnungen Platz finden. In Berlin soll ein Büroturm der Postbank am Halleschen Ufer zum „XBerg Tower“ umgebaut werden: Auf 18.000 Quadratmeter Fläche ist Platz für immerhin 320 Wohnungen. Mit jeweils um die 300 Wohnungen ähnlich groß sind die Vorhaben in Köln und Leipzig. Auch dort sollen ehemalige Bürogebäude zu Wohnungen für Zeitmieter umgebaut werden. Anders in Düsseldorf: Im Norden der Stadt will die CG Gruppe einen lange geplanten, doch nie realisierten Büroneubau zum Leben erwecken. Vorerst will CG-Chef Gröner die Gebäude im eigenen Bestand behalten. Auf Dauer kann er sich aber auch einen Verkauf an Großinvestoren vorstellen.
Auch auf Privatanleger zugeschnitten sind die „Smartments Business“ der GBI. „156.000 Euro kostet ein 28 Quadratmeter großes, voll möbliertes Apartment in unserem Hamburger Objekt“, sagt GBI-Vorstand Gerrit M. Ernst und verspricht eine anfängliche jährliche Rendite von fünf Prozent. Dabei erwerben Anleger kein Wohnungs-, sondern gewerbliches Immobilieneigentum inklusive 20-jährigem Pachtvertrag mit dem Betreiber der Apartments. Die monatliche Pacht beträgt 650 Euro, alle drei Jahre steigt sie um fünf Prozent.
Bei Jobnomaden kommt das Angebot offenbar an: „Die Auslastung des Hamburger Hauses lag im März bei 98 Prozent“, sagt Ernst.
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